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In herzlicher Erinnerung an Meißen

Der in Mecklenburg-Vorpommern lebende Künstler Bernd Kerkin nimmt ein persönliches Jubiläum zum Anlass für eine Ausstellung, die jetzt im Rathaus zu sehen ist.

Von Harald Daßler
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"Alchemie – die schwarze Kunst des Weißen Goldes" ist der Titel der neuen Ausstellung im Rathaus mit Werken von Bernd Kerkin.
"Alchemie – die schwarze Kunst des Weißen Goldes" ist der Titel der neuen Ausstellung im Rathaus mit Werken von Bernd Kerkin. © Claudia Hübschmann

Meißen. Schwarz, Weiß, Gold – daraus hat Bernd Kerkin einen aus 18 Bildern bestehenden Zyklus erschaffen, den er "Alchemie – die schwarze Kunst des Weißen Goldes" nennt. Jeweils sechs der nur mit Nummern versehenen Kunstwerke sind jetzt im Foyer sowie im ersten und zweiten Obergeschoss des Rathauses zu sehen.

Die abstrakt anmutenden Bilder lassen viel Raum für Assoziationen durch den Betrachter. Jedes Bild ist so etwas wie "eine Bestandsaufnahme des Hier und Jetzt", sagte der in Ickowitz bei Meißen lebende Künstler Jochen Rhode bei der Eröffnung der Ausstellung am Mittwochnachmittag im Rathaus-Foyer, bei der auch Oberbürgermeister Olaf Raschke den in Userin bei Neustrelitz lebenden Künstler "Herzlich Willkommen" hieß.

Ein Spiel mit Farben, Formen und Strukturen: Insgesamt 18 Werke umfasst der Zyklus, den Bernd Kerkin jetzt im Meißner Rathaus zeigt.
Ein Spiel mit Farben, Formen und Strukturen: Insgesamt 18 Werke umfasst der Zyklus, den Bernd Kerkin jetzt im Meißner Rathaus zeigt. © Claudia Hübschmann

Dass Bernd Kerkin nach Meißen kam, hat auch mit einem Jubiläum zu tun: Vor 50 Jahren erhielt er auf der Albrechtsburg nach dem Studium an der TU Dresden sein Diplom als Architekt. Die herzliche Erinnerung an die Diplom-Verleihung in Meißen führten zur Kontaktaufnahme mit einem früheren Studienfreund, dem in Meißen lebenden und arbeiteten Architekten Stephan Rex.

Bis aus einer vagen Idee Pläne und schließlich die Ausstellung mit den eigens dafür geschaffenen 18 Kunstwerken wurden, gab es viele Telefonate und Besuche des in Mecklenburg-Vorpommern lebenden Künstlers in Meißen. Die in seiner Erinnerung vom Verfall bedrohte Stadt sei auch dank ihrer Bürger wieder "zu einem der schönsten Orte in unserem Land" geworden, sagte der Künstler. Das verdiene eine Würdigung. Der Titel für den Zyklus ist einem weiteren Jubiläum gewidmet, wie der Künstler anmerkte: Vor 300 Jahren, 1723, wurden erstmals die gekreuzten blauen Schwerter als Markenzeichen für das Meissener Porzellan verwendet.

Dass er den Beruf als Architekt 1979 aufgab, lag auch daran, dass er darin und in den durch Mangel und knappe Ressourcen bedingten Zwängen der DDR nicht gestalten konnte. Seine Entwürfe wurden von "Parteifunktionären abgekanzelt", wie Jochen Rhode in seinen einführenden Worten zur Ausstellung erwähnte. Seit 1984 ist Bernd Kerkin als freischaffender Maler und Grafiker tätig.

Eindrücke von Reisen durch die Welt

Seine abstrakten Kunstwerke nehmen Eindrücke auf, die er bei ausgedehnten Reisen durch die Welt – unter anderem nach Südamerika, die Osterinsel im Pazifischen Ozean, Australien und Neuseeland – sammelte. Kerkins Werke sind preisgekrönt und Bestandteil berühmter Sammlungen wie der des Museums of Modern Art (MoMA) in New York, im Kupferstichkabinett der Nationalgalerie in Berlin oder der Sammlung des Landes Mecklenburg-Vorpommern auf Schloss Güstrow.

Bernd Kerkin lässt sich von Tausende Jahre alte Felszeichnungen inspirieren, ebenso bei Besuchen in Museen. Zur Erinnerung zeichnet er Skizzen oder Gouachen. Nach diesen Vorlagen bringt er die Werke mit Pinsel und Spachtel auf die Leinwand. Auf ärztlichen Rat verwendet der Künstler ausschließlich wasserlösliche Farben, um sich nicht Dämpfen von Lösungsmitteln auszusetzen und um neuerliche Ablagerungen von Schwermetallen in seinem Körper auszuschließen.

"Texturen aus Sand, Farben und Spachtelmasse modellieren schroffe, erdig raue Oberflächen, die im Wechsel mit ganz ebenen Partien stehen, welche durch das Abtragen der oberen Farbschichten entstanden sind. Der Prozess des Malens als konzentrierter Akt und das Spiel mit dem Zufall werden offenbar", beschreibt ein anlässlich einer Ausstellung in der Erfurter Galerie Waldspeicher verfasster Text die Methode des Künstlers. "Diesen in Schwarz, Weiß und Erdtönen gehaltenen Materialbildern haftet das Archaische und Geheimnisvolle an."

Die Ausstellung im historischen Rathaus am Markt 1 ist bis zum 20. September zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.