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Integration hört nicht in der Unterkunft auf

Die Kommunen im Elbland kommen bei der Unterbringung und erst recht bei der Integration Geflüchteter an ihre Belastungsgrenze. Ein Kommentar.

Von Ines Mallek-Klein
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Wohnungen werden knapp, Kita-Plätze sind kaum verfügbar und auch in Schulen fehlt es an Sprachangeboten. Die Integration Geflüchteter wird für viele Kommunen zum Kraftakt, dem sie nicht gewachsen sind.
Wohnungen werden knapp, Kita-Plätze sind kaum verfügbar und auch in Schulen fehlt es an Sprachangeboten. Die Integration Geflüchteter wird für viele Kommunen zum Kraftakt, dem sie nicht gewachsen sind. © SAE Sächsische Zeitung

Manch Bürgermeister wünschte sich eine Glaskugel in diesen Tagen. Sie würde helfen bei der Prognose, wie sich die Flüchtlingsströme in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln werden. Denn auch wenn der ganz große, für die Wintermonate prophezeite Ansturm bislang ausblieb, es kommen wieder mehr Hilfesuchende nach Deutschland, Sachsen und damit auch ins Elbland.

Die Kommunen sind am Limit. So deutlich mag das kaum einer der Gemeindechefs sagen, vielleicht auch aus Sorge, in die Nähe des rechten politischen Lagers gerückt zu werden. Doch es scheint Offenheit geboten, angesichts eines Wohnungsmarktes, der in einigen Regionen keinen Spielraum mehr zulässt. Angesichts von Kindergärten, die nicht nur zahlenmäßig an ihre Grenzen kommen, sondern in denen sich Erzieher bei gleichbleibendem Betreuungsschlüssel sehr viel intensiver um die Kinder kümmern müssen. Sprachbarrieren sind dafür nur ein Grund.

Dem Landkreis, der mit der Verteilung der Geflüchteten beauftragt ist, kann man keinen Vorwurf machen. Die Verwaltung stemmt den Mehraufwand, ihre finanziellen Spielräume sind mehr als eng und auch alles andere als planbar. Den Geflüchteten mag in den ersten Tagen und Wochen eine warme Unterkunft und Verpflegung genügen, eine umfassende Strategie der Integration sieht aber anders aus und ist auch nicht allein an finanzielle Mittel gebunden. Sprachkurse fehlen nicht deshalb, weil es kein Geld dafür gibt, sondern weil schlicht die Lehrer fehlen. Und um bei Kindern besonderen Förderbedarf zu erkennen, gehen bis zu 24 Monate ins Land, wertvolle Zeit geht so verloren, für die Betroffenen, aber auch für unsere Gesellschaft, die so dringend auf Zuwanderung junger Menschen angewiesen ist.

Ohne das Engagement der vielen Ehrenamtlichen wäre das System längst kollabiert. Politiker aus Bund und Land danken artig, aber wann registrieren sie endlich die Erschöpfungssymptome der Helfer und einer Gesellschaft, die sich selbst in großen Umbrüchen befindet und mit vielen Unsicherheiten leben muss? Wir schaffen das. Dieser Satz mag 2015 und auch Jahre danach gegolten haben. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher.