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Auf die sanfte Art: Das Hahnemannzentrum Meißen wird 30

Der Verein hat auf dem Gelände der Klosterruine Heilig Kreuz in Meißen Historisches erhalten und Neues geschaffen.

Von Harald Daßler
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Die Klosterruine Heilig Kreuz prägt das Bild auf dem Gelände des Vereins Meißner Hahnemannzentrum e.V. an der Leipziger Straße.
Die Klosterruine Heilig Kreuz prägt das Bild auf dem Gelände des Vereins Meißner Hahnemannzentrum e.V. an der Leipziger Straße. © Claudia Hübschmann

Meißen. An diesem Wochenende wird in der Klosteranlage Zum Heiligen Kreuz gefeiert. Den Grund liefert das 30. Gründungsjubiläum des hier ansässigen Hahnemannzentrums. Dass dieser Verein im September 1994 aus der Taufe gehoben wurde, hat auch mit einem Einsatz hier zu tun, berichtet Vereinsvorsitzender Helge Landmann. Seit 1992 arbeitete der Restaurator auf dem Gelände mit den Resten der mittelalterlichen Klosteranlage. Gemeinsam mit Christoph Clauß entwickelte er ein Konzept zur baulichen und nutzungsseitigen Entwicklung des Klosterareals.

Das Gelände war so verfallen, dass sich bereits 1988 – ein Jahr vor der Wende – ein Landwirtschaftsbetrieb zurückzog, wovon auch zerstörte Gewächshäuser kündeten, erinnert sich Helge Landmann, der 2013 zur Bau- und Denkmalgeschichte des Klosters "Heilig Kreuz" Meißen an der TU Dresden promovierte. Die Arbeit in der ruinösen Anlage ließ in ihm eine Idee reifen: Das Gelände an der Leipziger Straße sollte nicht nur erhaltenswertes Denkmal betrachtet werden, sondern zu einem Ort für Begegnungen und gesellschaftlichen Austausch entwickelt werden. Mit Gleichgesinnten und Mitstreitern besann er sich auf den in Meißen geborenen Arzt und Apotheker Samuel Hahnemann, wie sich im Namen des Vereins zeigt.

Samuel Hahnemann (1755 bis 1821), der als Begründer des Heilsystems der Homöopathie gilt, war zu DDR-Zeiten weitgehend unbekannt. Über einen Onkel, der als einer der wenigen Heilpraktiker zu DDR-Zeiten arbeitete, sowie seine Frau war Helge Landmann mit dem großen Sohn der Stadt Meißen und dessen Lehre in Berührung gekommen. In der "sanften Art" der Heilung und Impulsen, die Hahnemann seinerzeit als Gegenentwurf zu der aus dem Mittelalter stammenden Medizin mit rabiaten Behandlungsmethoden wie den Aderlass entwickelt hatte, sah Helge Landmann ein Vorbild, um die Klosteranlage in Meißen zu erhalten, zu entwickeln – und dabei das Andenken an Samuel Hahnemann zu bewahren.

Angebote nicht nur für Experten

Seit seiner Gründung hat der Verein Meißner Hahnemannzentrum e.V. auf dem Gelände an der Leipziger Straße 94 ein Zentrum geschaffen, an dem nicht nur Homöopathen und Heilpraktiker aus vielen Landen regelmäßig zum fachlichen und wissenschaftlichen Austausch zusammenkommen. Die Hahnemanntage, die jährlich um den Geburtstag von Samuel Hahnemann am 10. April stattfinden, sind fest etabliert. Die nächsten, die vom 11. bis 13. April 2025 stattfinden, werden bereits vorbereitet.

Außerdem bietet der Verein Einheimischen und Besuchern der Stadt viele Möglichkeiten, sich mit Fragen und Perspektiven zu Natur und Umwelt zu befassen. Kursangebote, die vom Backen bis zum ökologischen Bauen reichen und sich an alle Altersgruppen richten, gehören ebenso dazu wie das jährliche Rosenfest oder Konzerte zu besonderen Anlässen, wie jüngst zur Erinnerung an den Meister der Romantik Caspar David Friedrich und dessen Spuren in Meißen.

Große Werte geschaffen

Mit der sanften Art der Heilung und Impulsen nach Hahnemannschem Vorbild hat der Verein mehr in den vergangenen 30 Jahren erreicht als mit viel Geld, ist Helge Landmann überzeugt. Über zahlreiche Projekte, mit tatkräftiger Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer, Ein-Euro-Jobber, Bundesfreiwilligendienst-Leistende und Sozialstunden-Ableistende wurden Werte geschaffen, die mit Investitionen in sechsstelliger Höhe gleichzusetzen sind.

So wurde im Jahr 2000 ein Fachwerkhaus auf den Resten einer früheren Remise errichtet, was einem Wert von etwa 150.000 Euro entspricht. Die Mauerkronen an der Ruine wurden durch den Verein vor weiterem Verfall gerettet und befestigt. Diese Leistung setzt Helge Landmann mit 250.000 Euro an. Schließlich entstand ein Veranstaltungshaus in Eigenleistung sowie mit Unterstützung von Spendern, im Wert von 400.000 Euro.

Um das Geschaffene auch künftig zu bewahren, sollte die Anlage in die Obhut einer Stiftung gegeben werden. Dafür setzt sich Helge Landmann ein – auch, weil sich der Verein dann künftig auf seine ursprünglichen und fachlichen Aufgaben konzentrieren kann.

Das 30-jährige Bestehen des Meißner Hahnemannzentrum e.V. wird an diesem Wochenende gefeiert. Mitglieder, Mitstreiter und viele Helfer treffen sich im neuen Veranstaltungshaus. Neben dem Austausch von Erinnerungen wird es in den Gesprächen auch um die Zukunft des Vereins gehen. Nach 30 Jahren ist Helge Landmann auf der Suche nach einem Nachfolger für den Vereinsvorsitz.