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SZ + Meißen

Grundsteuerrebell aus Moritzburg bietet Grundstück für 750.000 Euro auf Ebay an

Ein Moritzburger Eigentümer will sein Gartenland für eine Dreiviertelmillion Euro im Internet verkaufen. Damit verfolgt er ein klares Ziel.

Von Ulf Mallek
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Grundsteuerrebell Torsten Küllig mit einem Team der ARD auf seinem Gartenland in Moritzburg. Jetzt will er es – scheinbar – verkaufen.
Grundsteuerrebell Torsten Küllig mit einem Team der ARD auf seinem Gartenland in Moritzburg. Jetzt will er es – scheinbar – verkaufen. © Arvid Müller

Moritzburg. Würden Sie eine Wiese in Moritzburg mit zwei Doppelgaragen und zwei kleinen Datschen für eine Dreiviertelmillion Euro kaufen? Pro Quadratmeter gerechnet, wäre diese Wiese in zweiter Reihe der Schlossallee etwa fünfmal teurer als das Land vom Schloss Moritzburg. Doch Grundbesitzer Torsten Küllig verfolgt mit der Aktion einen bestimmten Zweck.

Er inserierte, garniert mit einem schönen Foto vom Moritzburger Schloss in Abendstimmung, auf Ebay-Kleinanzeigen: "Verkaufe ein 2.663-Quadratmeter-Grundstück in zweiter Reihe im Zentrum von Moritzburg. Im Zuge der Grundsteuerreform wurde das betreffende Grundstück durch den örtlich zuständigen Gutachterausschuss mit 851.900 Euro bewertet." Das ist ja ganz schön viel für eine Wiese, wird der Kaufinteressent sagen. Eigentlich viel zu viel. Küllig geht dann weiter ins Detail. Beziffert den Steuermessbetrag vom Finanzamt Meißen mit 613,37 Euro. Das würde, gleichbleibenden Hebesatz in Moritzburg vorausgesetzt, ab 1. Januar 2025 eine jährliche Grundsteuer von 2.392,14 Euro ergeben. Bislang zahlte Küllig 40 Euro pro Jahr. Spätestens an dieser Stelle steigt der Kaufinteressent aus. So viel Steuer für Gartenland?

Sowohl die Doppelgaragen als auch die Datschen seien vermietet, so Küllig in dem Inserat. Die Mieteinnahmen bezifferte er nicht, sie sind aber eher mäßig. Gemäß Flächennutzungsplan der Gemeinde Moritzburg vom 26. Juni 2006 werde das Grundstück als gemischte Baufläche ausgewiesen. Aber was heißt das denn?

Nach Rücksprache mit dem örtlich zuständigen Bauamt, so Küllig in seiner Anzeige, sei eine Wohnbebauung derzeit nicht möglich, da sich das Land noch im Außenbereich befindet. Immerhin hat es dieses Grundstück schon mal ins MDR-Fernsehen geschafft, es ist also etwas berühmt geworden.

Aber Küllig hat ein Einsehen. Aufgrund der geschilderten Widrigkeiten verkauft er das Grundstück mit einem Abschlag von 100.000 Euro unter dem festgesetzten Preis des Gutachterausschusses für 750.000 Euro. Ob sich da einer melden wird?

Küllig, der vor einem Dreivierteljahr die Gemeinschaft der Moritzburger Grundsteuerrebellen gegründet hat, kommentierte seine Aktion so: "Ich möchte auf die Widersinnigkeit der Grundstücksbewertung bei der neuen Grundsteuer hinweisen. Viele Grundstücke sind nicht zum Marktwert festgesetzt. Ich bin aber inzwischen davon überzeugt, dass der Fehler bei der Datenübermittlung zwischen Gutachterausschuss und der Anwendung der Finanzbehörde zu suchen ist. Insofern sehe ich hier den Finanzminister in der Pflicht."