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Meißen

Mittelalterliche Glaskunst erstrahlt in neuem Glanz

Beim „Tag des offenen Denkmals“ kann das Ergebnis von Restaurierungsarbeiten im Dom zu Meißen bestaunt werden.

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Thomas Löther vom Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. und Restauratorin Kathrin Rahfoth messen Lichtwerte durch eine  Infrarotschutzverglasung hinter den mittelalterlichen Glasmalereien.
Thomas Löther vom Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. und Restauratorin Kathrin Rahfoth messen Lichtwerte durch eine Infrarotschutzverglasung hinter den mittelalterlichen Glasmalereien. © Friederike Hartmann

Meißen. In dieser Woche finden Restaurierungsarbeiten an den mittelalterlichen Glasfenstern der Allerheiligenkapelle des Doms statt. Vor einem Jahr war bei der Erfassung der mediävalen Glasmalereien im Meißner Dom durch das internationale Langzeitforschungsvorhaben „Corpus Vitrearum Medii Aevi“ (CVMA) dringender Handlungsbedarf festgestellt worden.

Die zwölf Fragmente wurden ausgebaut und zunächst eingelagert, um sie vor weiteren Umwelteinflüssen zu schützen, heißt es in einer Pressemitteilung aus der Domverwaltung im Hochstift Meißen. „Dank der Förderung durch das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen kann die Restaurierung nun umgesetzt werden“, freut sich Dombaumeister Dr. Knut Hauswald. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.

„Der Dom zu Meißen beherbergt einen reichen Bestand an mittelalterlichen Glasmalereien von herausragender kunsthistorischer Bedeutung, der in Sachsen seinesgleichen sucht“, erläutert der Sächsische Landeskonservator Alf Furkert. „Diese Schätze gehören zusammen mit den Glasfenstern des Klosters St. Marienstern zu den ältesten noch erhaltenen Glasmalereien in Sachsen. Das Landesamt für Denkmalpflege hat daher die finanzielle Unterstützung des Freistaats für die Restaurierung nachdrücklich befürwortet.“

Die kostbare Glaskunst wird diese Woche in der Allerheiligenkapelle auf einem beleuchteten Glastisch gereinigt und denkmalgerecht instandgesetzt. Restauratorin Kathrin Rahfoth aus Erfurt hat die Erhaltung alter Glasmalereien zu ihrem Spezialgebiet gemacht und geht mit ruhiger Hand und großer Vorsicht zu Werk. Wenn es die Umstände ermöglichen, antwortet sie auch gern auf Fragen von Dombesuchern und lässt sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen.

Fragmente über 700 Jahre alt

Die mittelalterlichen Glasmalereien in der Allerheiligenkapelle sind Fragmente. Die Teilstücke stammen ursprünglich aus dem Hohen Chor und dem Südseitenschiff des Doms und vermitteln einen kleinen Eindruck, wie farbenprächtig die Kathedrale sich im Mittelalter zeigte. In ihrer Entstehung können sie auf die Zeit um die Jahre 1310 bis 1400 datiert werden.

Die aktuelle Anordnung der Fragmente erfolgte bei Restaurierungsarbeiten von 1947 bis 1950 durch Dombaumeister Dr. Hubert Ermisch gemeinsam mit Dr. Walter Hentschel, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stiftssekretär Große. Felder, die ursprünglich zu einem Maßwerk gehörten, wurden dabei auf mehrere Fenster verteilt. Die letzte Restaurierung erfolgte 1995. Besonders an der Südseite der Allerheiligenkapelle kam es durch die Sonneneinstrahlung zu Beschädigungen.

Während der Arbeiten bleibt die Allerheiligenkapelle geöffnet. Nach Abschluss der Restaurierung lädt insbesondere der „Tag des offenen Denkmals“ – wie gewohnt am zweiten Sonntag im September – dazu ein, die Glasfenster in ihrer neuen Pracht zu bestaunen. Um 14 Uhr gibt es einen Vortrag von Frithjof Müller, dem Leiter der Dombauhütte Meißen, über Arbeit und Aufgabenfelder der Dombauhütte. (SZ)

"Mit Knüpfel, Meißel und Mörtel" – Vom Sinn und Wesen der Dombauhütte. Vortrag von Frithjof Müller – Sonntag, 8. September 2024, 14 Uhr. Eintritt frei.