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Meißen

Lehrgeld: Das verdient man heutzutage

Namhafte Firmen präsentierten sich auf der Berufsmesse in der Gewichtheberhalle. Eine gute Gelegenheit, mal nachzufragen, was man als Azubi so verdient?

Von Andre Schramm
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Viel los bei der Berufsmesse in der Gewichtheberhalle. Mehr als 40 Firmen aus der Region waren vertreten.
Viel los bei der Berufsmesse in der Gewichtheberhalle. Mehr als 40 Firmen aus der Region waren vertreten. © Claudia Hübschmann

Meißen. Schon auf dem Parkplatz vor der Sporthalle herrschte am Donnerstagmorgen reges Gewusel, vor allem am Stand der Brumm Bau GmbH. Das Unternehmen hatte die Jungs und Mädchen zum Nägeleinschlagen eingeladen. Auch der Minibagger durfte ausprobiert werden. Das Meißner Unternehmen bildet u.a. Maurer, Trockenbauer, Zimmerer und Putzer aus. Aktuell sind zwei Lehrlinge in der Ausbildung. "Natürlich sind wir immer auf der Suche nach neuen Auszubildenden", erklärte Paul Rinkewitz. Er empfahl, vor dem Einstieg in die Lehre ein Praktikum zu absolvieren. Wer bei Brumm Bau anheuert, bekommt im ersten Lehrjahr 880 Euro (2. Lehrjahr: 1.095 / 3. Lehrjahr: 1.305 Euro) Nettes Gimmick: Um Arbeitskleidung braucht man sich in der Firma nicht kümmern, um deren Reinigung ebenso wenig. 30 Tage Urlaub (nach der Ausbildung) und Betriebsrente gibt's auch.

Notfallsanitäter, Pflegekraft, Berufskraftfahrer

Gleich gegenüber hatten die Johanniter Stellung bezogen. Bei der Hilfsorganisation kann man sich zur Pflegekraft oder zum Notfallsanitäter ausbilden lassen. Vor allem im Bereich der Pflegekräfte herrscht akuter Nachwuchsmangel. Am Stand steht Azubi Franz Rothe. Er ist angehender Notfallsanitäter und hat gerade das erste Lehrjahr hinter sich. Er hat sich bewusst für die Ausbildung entschieden. "Ich wollte keinen Bürojob. Vor allem aber hat mich der medizinische Aspekt interessiert", erzählt er. Die Ausbildung besteht aus drei Säulen: Schule, einem Praktikum auf der Rettungswache und dem Einsatz im Krankenhaus. Hat er es bereut? "Keinesfalls", lacht er. Der junge Mann betont den großen Zusammenhalt auf der Rettungswache. Im ersten Lehrjahr gibt es für Notfallsanitäter immerhin schon 1.050 Euro.

Gerade 30 Jahre alt geworden und auch vertreten: das Transport- und Logistikunternehmen "Unitrans Hauptvogel" aus Röhrsdorf (Klipphausen). Der Betrieb betreibt rege Nachwuchsarbeit – mit Erfolg. Aktuell bekommen 40 jungen Menschen hier das Rüstzeug für die berufliche Zukunft, darunter sind Speditionskaufleute, Berufskraftfahrer, Fachlageristen bzw. Fachkräfte für Lagerlogistik. Mit 650 bis 850 Euro kann man im ersten Jahr rechnen. Wer noch keine Wohnung hat, kann in die firmeneigene Azubi-WG ziehen. Mietkosten-Eigenanteil: 50 Euro.

"KI kann keine Dächer decken"

Das Foyer der Sporthalle hatten die Dachdecker in Beschlag genommen. Dachdecker zeigten, wie man Schiefer mit dem sogenannten Schieferhauer und der Haubrücke in Form bringt. Apropos: "Lange Zeit war Thüringer Schiefer erste Wahl für die Dachdecker. Inzwischen sind die Lagerstätten leer. Wird heute bei uns ein Dach mit Schiefer gedeckt, stammt der in der Regel aus Spanien", erzählt René Heinitz vom gleichnamigen Lommatzscher Dachdeckerbetrieb.

In Sachen Dachdeckernachwuchs fällt seine Einschätzung recht positiv aus. "Wir merken, dass die Nachfrage nach handwerklichen Berufen wieder steigt", sagt er. Insgesamt sei es ein krisensicherer und zukunftsorientierter Job. "Künstliche Intelligenz kann keine Dächer decken", lacht er. Vom Einbruch im Neubaugewerbe blieb das Dachdeckerhandwerk seinen Worten zufolge verschont. Die Auftragsbücher sind voll. Was ihm nicht gefällt, dass Dachdeckerlehrlinge seit ein paar Jahren nach Löbau in die Schule müssen. "Den Traditionsstandort Meißen zu schließen war ein Fehler", so Heinitz. Und was verdienen Dachdeckerlehrlinge so? "Um die 800+ Euro im ersten Lehrjahr. Im zweiten ist man schon bei etwa 1.000 Euro", sagte Heinitz.

Gutes Geld auf dem Flughafen

Auch die Mitteldeutsche Flughafen AG war zu Gast in Meißen. Das Unternehmen betreibt die Flughäfen in Dresden und Leipzig. An den beiden Airports wird in kaufmännischen, technischen und gewerblichen Berufen ausgebildet. So gibt es gegenwärtig am Flughafen Dresden zwei Mechatroniker-Lehrlinge und einen Elektrotechnik-Azubi. Gehaltstechnisch geht es bei 1.150 Euro los.

Neben Wacker, KBA und der Manufaktur war auch "Photon Meissener Technologies" bei der Messe vertreten. Das Unternehmen zählt gegenwärtig rund 90 Mitarbeiter und ist Spezialist für Bahninfrastruktur. "Dabei handelt es sich überwiegend um technische Anlagen, die neben der Schiene installiert werden", erklärte der Ausbildungsverantwortliche Marcus Kuhnt. Notrufsysteme für Bahnhöfe, Taxisäulen und Bauteile für Flugzeugtriebwerke gehören ebenfalls zum Portfolio. Zu den Kunden zählen u.a. die Deutsche Bahn und die "Österreichischen Bundesbahnen" (ÖBB).

"Photon bildet nach Bedarf aus, darunter Fachkraft für Metalltechnik, Industriemechaniker, Mechatroniker und Konstruktionsmechaniker", so Kuhnt weiter. Im ersten Lehrjahr geht man mit 880 Euro heim. Wer sich gut anstellt, bekommt eine Leistungsprämie von bis zu 200 Euro monatlich. Die 49 Euro für die Fahrkarte gibt es obendrauf.

Insgesamt war die Messe sehr gut besucht. Organisiert wurde sie von der Pestalozzischule und der Triebischtalschule. Für die Schüler ab der siebten Klasse war es eine Pflichtveranstaltung, die z. T. auch mit Aufgaben verbunden war. Oberbürgermeister Olaf Raschke zeigte sich begeistert. "Mit guten Ausbildungsangeboten und beruflichen Perspektiven gelingt es uns, die Menschen hier in der Region zu halten", sagte er. Die beiden Schulleiter André Pohlenz (Pesta) und Steffi Wenzel (Triebischtalschule) dankten ihren Kollegen für die gute Organisation. Eine Wiederholung im nächsten Jahr ist wahrscheinlich.