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Ausbildungsmesse in Meißen - Sprechen Sachsens Unternehmen die Jugend an?

41 lokale Unternehmen waren am vergangenen Samstag auf der Ausbildungsmesse im Rathaus vertreten. Doch haben sie ihre Zielgruppe erreicht?

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Die Porzellanmalerin im vierten Lehrjahr in der Manufaktur Meissen, Sabine Noack (l.), spricht zum ersten Ausbildungstag im Ratssaal des Meißner Rathauses mit den Schülerinnen Jolanda, Lynn und Liv (v.l.).
Die Porzellanmalerin im vierten Lehrjahr in der Manufaktur Meissen, Sabine Noack (l.), spricht zum ersten Ausbildungstag im Ratssaal des Meißner Rathauses mit den Schülerinnen Jolanda, Lynn und Liv (v.l.). © Norbert Millauer

Unsere freie Autorin Clara Wieland ist aktuell 16 Jahre alt und denkt über ihre beruflichen Perspektiven nach. Für Sächsische.de schildert sie ihre Eindrücke vom Ausbildungstag, einer Berufsmesse, die am 9. September in Meißen Premiere feierte.

Ein Samstag im Rathaus

Meißen. Die Veranstaltung am 9. September im Rathaus ist schon zu Beginn gut besucht. Der offizielle Start der Messe war für 10 Uhr vorgemerkt, das Ende wurde am Nachmittag gegen 14 Uhr eingeleitet. Ganze vier Stunden konnten die Besucher also durch den Ratssaal der Stadt Meißen schlendern und sich über die unterschiedlichsten Ausbildungen und Studiengänge in Sachsen informieren lassen. Die Unternehmen nutzten die Gelegenheit am vergangenen Wochenende auch, um ihr Image aufzupolieren und zu zeigen: "Hey, wir sind modern und haben noch einiges mehr zu bieten!" Denn die Ausbildungsberufe sind oft viel facettenreicher, als die meisten auf den ersten Blick vermuten würden. Veranstaltet wurde der erste Ausbildungstag in Meißen vom ICM (Innovations Centrum Meissen) in gemeinsamer Zusammenarbeit mit der Stadt Meißen.

Wer am Wochenende die Rathaustreppen hinaufstieg, wurde zu Beginn von einem kleinen Informationsstand begrüßt. Dort erhielten die Besucher einen Plan zur besseren Orientierung, mit einer Liste der präsenten Unternehmen und der empfohlenen Route. Im großen Saal waren drei Gänge eingerichtet, die die Besucher erkunden konnten. Links und rechts: Stände mit jeder Menge Utensilien, Broschüren und Arbeitskleidung, um die verschiedenen Berufe zu veranschaulichen.

Hier wurden eine Vielzahl an Berufen im Handwerk, Industrie, Handel, frei oder im öffentlichen Dienst vorgestellt. Die angehenden Azubis konnten mit den Experten und regionalen Unternehmen ins Gespräch kommen und bereits hier für sich klären, was sie sich für ihre Karriere vorstellen und welches Unternehmen sie interessant finden.

Ob völlig eigenständig, in Begleitung der besten Freundin oder im Schlepptau mit der ganzen Familie, die Messe wurde von vielen Jugendlichen besucht. Dabei hatten die lokalen Unternehmen verschiedene Ansätze, die junge Generation für sich zu begeistern.

Instagram statt Infostand

Der Energieversorger SachsenEnergie schaltet nicht nur Werbung in Printmedien, sondern das Unternehmen ist auch auf den sozialen Medien präsent und dreht auf Instagram Reels. So heißen die kurzen Videos auf der Internetplattform, in denen sie der Jugend in wenigen Sekunden verständlich erklären, wofür das Unternehmen eigentlich zuständig ist und welche konkreten Berufe bei SachsenEnergie auszuführen sind. Alles unter dem Motto: informativ und kompakt. "Für Jugendliche ist das oft leichter zu verdauen und ansprechender als eine trockene Broschüre", so die Standbetreuung des Energiekonzerns.

Auch etwas zum Mitmachen gab es auf der Veranstaltung am Sonnabend. Sachsenmilch war eine der Firmen vor Ort, die an ihrem Stand einen virtuellen Rundgang mit VR-Brille angeboten hat. Das war natürlich ein Highlight für viele Besucher. Ein Meißner Schüler der neunten Klasse ist beeindruckt: "Ich konnte sehen, wie das Unternehmen aufgebaut ist und was es alles für Arbeitsbereiche gibt, das war schon sehr spannend."

Zudem können Neugierige auf der Website von Sachsenmilch der Firma in einem digitalen Rundgang einen Besuch abstatten und interessante Informationen über die Arbeit im Betrieb erfahren. Doch das Unternehmen kommuniziert nicht nur mittels moderner Technologien. Mitarbeiter des Milchkonzerns besuchen auch Schulen im Landkreis und kochen mit den Teenies zusammen im Unterricht. So kann es auch gehen.

Viel mehr Umfang als gedacht

Den Betrieb hautnah erfahrbar machen, das möchte auch Teigwaren Riesa. Sie sind der Meinung: Mit einer guten Atmosphäre und netten Kollegen entsteht ein Umfeld, das die Jugendlichen besonders anspricht. Der Nudelhersteller unternimmt mit seinen Auszubildenden eine Art Kennenlerntag, bei dem das Unternehmen die Azubis einlädt, gemeinsam Zeit zu verbringen und sich untereinander besser kennenzulernen. Im vergangenen Jahr wurde ein Ausflug in die betriebseigene Mühle veranstaltet, dieses Jahr steht ein Besuch im Restaurant des Unternehmens an. Auch das gibt es bei Riesa Nudeln. Wer ausschließlich an Produktion und Industrie gedacht hat, hat sich geirrt. Meist sind die Berufe viel umfangreicher als man annimmt.

Über dieses Missverständnis wissen die Betriebe Bescheid und wollen dem entgegenwirken. Die Jugend solle die Berufe kennenlernen und einen ausführlichen Einblick in die Arbeit im Unternehmen bekommen. Dafür sind die sozialen Netzwerke perfekt geeignet. Auch beim Nudelriesen wird immer häufiger zum Handy gegriffen und Content (englisch für "Inhalte") auf den sozialen Medien veröffentlicht. Gerade mit Blick auf die junge Generation. "Das ist oft viel persönlicher und ansprechender als ein langweiliger Flyer, den man am Ende des Tages eh in eine Schublade steckt und nie wieder sieht. Allerdings ist unser Auftritt auf Instagram und Co. noch ausbaufähig", so die Zuständige für Marketing.

Kugelschreiber, Flyer, Goodies - Claras Ausbeute vom Meißner Ausbildungstag.
Kugelschreiber, Flyer, Goodies - Claras Ausbeute vom Meißner Ausbildungstag. © Clara Wieland

Kugelschreiber ohne Ende

Aber auch Berufe zum Anpacken waren auf der Messe vertreten. Wer auf Action und gemeinsame Anstrengungen steht, war am Stand von Dresdner Schornstein- und Feuerfestbau genau richtig. Körperliche Fitness und Teamarbeit sind hier das A und O. Viele handwerkliche Betriebe suchen den praktischen Typ, der mit vollem Elan bei der Sache ist. Die Noten spielen dabei eine untergeordnete Rolle – viel wichtiger sei die Motivation, und dass man kräftig mit anpacken könne.

Doch war die vergangene Veranstaltung nur auf die Berufsausbildung ausgerichtet? Nein, es wurden auch Informationen über verschiedene Studienmöglichkeiten bereitgestellt. So informierte die Berufsakademie Riesa beispielsweise über ihr duales Studienangebot oder die Notarkammer Sachsen über das benötigte Jurastudium für den Beruf.

Wer die Gelegenheit nutzte und mit den Unternehmen in Gespräch gekommen ist, hat erfahren, was diese eigentlich machen. Dabei ging es nicht nur um die konkrete Arbeit, sondern auch um die Werte und die Kultur, die das Unternehmen ausmachen. Diese Kombination aus Menschlichkeit, guter Atmosphäre und spannenden beruflichen Perspektiven (Karriere) spricht die Jugendlichen an und zeigt, dass es in der Arbeitswelt viel mehr gibt, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

iPad oder Fitnessstudio

Gegen 14 Uhr näherte sich das Ende des ersten Ausbildungstages in Meißen. Vollbepackt mit Flyern, Broschüren und Infoheften verließen die Besucher am Nachmittag die Messe, dabei durften die Werbekugelschreiber natürlich auch nicht fehlen, um gleich den nächsten Ausbildungsvertrag zu unterschreiben.

Eins ist klar: Die Unternehmen in Sachsen haben ganz unterschiedliche Herangehensweisen, die Jugend für sich zu begeistern. Ob es die Sparkasse mit dem kostenlosen iPad ist oder doch die Überlegung sich den monatlichen Beitrag im Fitnessstudio durch einen Job im Handwerk zu sparen, am Ende muss das Gesamtpaket stimmen und der Beruf Spaß machen.