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Auf der Suche nach Maskenverweigerern

DieBahn verschärft in Sachsen ihre Corona-Kontrollen in den Zügen, gemeinsam mit der Bundespolizei. Wir haben die Sicherheitskräfte am Montag begleitet.

Von Martin Skurt
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Am Montag kontrollieren Bundespolizisten und Mitarbeiter der DB Sicherheit bundesweit, ob sich die Fahrgäste an die Maskenpflicht halten. Matthias Niesel und Lukas Pfriem von DB Sicherheit steigen am Meißner Bahnhof ein.
Am Montag kontrollieren Bundespolizisten und Mitarbeiter der DB Sicherheit bundesweit, ob sich die Fahrgäste an die Maskenpflicht halten. Matthias Niesel und Lukas Pfriem von DB Sicherheit steigen am Meißner Bahnhof ein. © SZ/Martin Skurt

Dresden/Meißen. Draußen ist es grau. Die Wolken hängen tief wie Rauchschwaden einer Dampflok, verteilt über die gesamte Länge des Elbtals. Ein alltäglicher Mittag am Meißner Bahnhof. Doch an diesem Montag ist etwas anders. So viele Menschen mit Mund-Nasen-Schutz waren selten seit Inkrafttreten der neuen sächsischen Corona-Verordnung auf dem Bahnsteig. Sicherlich hat es etwas mit den Bundespolizisten und den Sicherheitsleuten der Deutschen Bahn (DB) zu tun.

Sie kontrollieren mit Ankündigung den gesamten Tag bundesweit die Nah- und Fernzüge. Das Ziel: Die Fahrgäste sollen auf die Maskenpflicht aufmerksam gemacht werden. Das Ergebnis: Wenn mehr Polizisten und Sicherheitskräfte in den Zügen sind, halten sich die meisten Fahrgäste daran. Selbst Maskenverweigerer.

DB Sicherheitsmann: "Ich liebe meinen Beruf"

So prüfen Matthias Niesel und Lukas Pfriem, dass Reisende ihre Masken korrekt tragen. "Die meisten halten sich daran", sagt Matthias Niesel. Natürlich gebe es Einzelfälle, die können aber belehrt werden. In den vergangenen Monaten musste der Mitarbeiter der DB Sicherheit deshalb auch noch keinen Fahrgast des Zuges verweisen. "Selbst entschiedene Maskenverweigerer kann ich meist in einem Gespräch besänftigen", sagt er. Das bevorzuge er, auch wenn seine Erscheinung anderes vermuten lässt.

Denn Matthias Niesel ist fast zwei Meter groß und muskulös. Die so schon imposante Erscheinung wird zusätzlich durch seinen schwarzen Mund-Nasen-Schutz verstärkt. Zusammen mit seiner schwarzen Mütze denkt man, er gehöre zu einer Spezialeinheit der Polizei. Würde nicht in großen Buchstaben "DB Sicherheit" an seiner Jacke leuchten. Matthias Niesel ist wohl auch deshalb darauf bedacht, bei Kontrollen eher zu deeskalieren. Die Arbeit mache ihn nicht nervös, trotz mancher Verweigerer. "Ich liebe meinen Beruf. Und mir ist bewusst, was ich darf." Dazu zähle eben nicht, Bußgeldbescheide auszustellen. "Darum kümmert sich die Bundespolizei."

Matthias Niesel bevorzugt es, Maskenverweigerer im Gespräch zu besänftigen.
Matthias Niesel bevorzugt es, Maskenverweigerer im Gespräch zu besänftigen. © Martin Skurt

Diese patrouilliert am Montag ebenso in der S1 nach Dresden. Sie stellt sicher, wie die Mitarbeiter der DB Sicherheit, dass die Masken aufgesetzt werden. Notfalls nimmt sie Personalien auf, wenn jemand partout keine Maske tragen will. Manche müssen am Montag mehrmals darauf hingewiesen werden. Die Fahrgäste folgten aber immer wieder, niemand wurde festgehalten. "Einige trugen ihre Maske unter der Nase. Manche nehmen sie beim Telefonieren ab", so Matthias Niesel. Das kann er nicht nachvollziehen. Denn es macht kaum einen Unterschied beim Sprechen. Zudem ist er der Meinung, dass alle Fahrgäste füreinander verantwortlich sind. Dazu gehöre eben auch die Maskenpflicht.

Zugbegleiter: "Die Angst ist immer da"

Das Licht im Zug ist am Montag kühl. Es erinnert an die Beleuchtung in Krankenhäusern, die momentan vor Corona-Fällen nur so platzen. Im Städtischen Klinikum Dresden gab es bis einschließlich Montag einen Aufnahmestopp für Covid-19-Patienten. Deshalb ist die Arbeit der DB Sicherheit und der Bundespolizei umso wichtiger. Gerade der ÖPNV kann zum Hotspot werden. Dort treffen täglich fremde Menschen aufeinander, die sich gegenseitig anstecken können.

Toni Weiser trifft täglich Maskenverweigerer in den DB-Zügen. Der Zugbegleiter spürt, dass die Menschen aggressiver werden. Und "dünnhäutiger". So diskutieren einige mit ihm, warum sie überhaupt eine Maske tragen müssen und reagieren gereizt, wenn Toni Weiser darauf beharrt. Er gibt dann eine freundliche, aber klare Antwort: "Sinn oder Unsinn der Maske ist zweitrangig. Denn es gibt die behördliche Anweisung, dass jeder eine Maske tragen muss, wenn er kein Attest hat." Ob das nun gerechtfertigt sei: Darüber könne man immer noch bei einem Bier streiten.

Traurig ist er aber darüber, dass die Weihnachtsmarktbesucher dieses Jahr ausfallen. Mit ihnen habe er immer gern geplaudert, in den vergangenen dreieinhalb Jahren, in denen er schon Fahrkarten kontrolliert. Obwohl er so viele Menschen am Tag trifft, macht er sich wenig Sorgen um Corona. "Natürlich, die Angst ist immer da. Man sollte sich aber von ihr nicht leiten lassen", sagt Toni Weiser. Er fühle sich zudem körperlich gesund und hoffe, nicht schwer an Corona zu erkranken.

99 Prozent der Reisenden halten sich an Maskenpflicht

Am Dresdner Bahnhof gibt es am Montag anlässlich der bundesweiten Kontrolle einen Informationsstand zu Straftatenprävention, aber auch zur Maskenpflicht. Gekommen sei aber leider noch kein Bürger, verraten Silke Fenten von DB Sicherheit und Uwe Clausnitze
Am Dresdner Bahnhof gibt es am Montag anlässlich der bundesweiten Kontrolle einen Informationsstand zu Straftatenprävention, aber auch zur Maskenpflicht. Gekommen sei aber leider noch kein Bürger, verraten Silke Fenten von DB Sicherheit und Uwe Clausnitze © Martin Skurt

Währenddessen stehen die Sicherheitsleute der DB sowie die Bundespolizisten an den Türen herum. Scheinbar ruhen sie sich aus. Das täuscht. Denn sie beobachten genau, wer in den Zug einsteigt oder am Bahnhof steht und keine Maske trägt. Doch am Montag müssen sie kaum etwas tun, nur hin und wieder die Menschen zu mehr Disziplin ermahnen. Offensichtlich bewirkt die schiere Präsenz der DB-Mitarbeiter sowie Polizisten, dass sich die Menschen straffen. Die Vermutung bestätigt der Polizeisprecher Christian Meinhold, der für die Pressefahrt zum Dresdner Hauptbahnhof gekommen ist. "Das ist uns natürlich auch schon aufgefallen. Als Bundespolizei kontrollieren wir am Bahnhof täglich", so der Sprecher.

Mit dem bundesweiten Aktionstag am Montag kündigt die DB verstärkte Kontrollen im Dezember an. Und zwar mit Unterstützung der Bundespolizei. Laut einer DB-Pressemitteilung halten sich allerdings schon 99 Prozent der Reisenden in ganz Deutschland an die Maskenpflicht. Genauere Zahlen für Sachsen gibt es Anfang der Woche noch nicht. Die werden in den nächsten Tagen nachgereicht, erklärt Polizeisprecher Christian Meinhold. Laut dem sächsischen Innenministerium gab es bis Ende November schon fast 7.000 Corona-Bußgeldbescheide, wie die Bild berichtete. Wie viele davon im Nah- und Fernverkehr verhängt wurden, geht daraus nicht hervor.

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