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Wie Weltkonzern Palfinger aus dem Löbauer Werk in die E-Zukunft startet

Nach der Werkserweiterung wird der Löbauer Palfinger-Standort zum Innovations-Zentrum des Konzerns - und diese Zukunft hat bereits begonnen.

Von Markus van Appeldorn
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Alexander Susanek, Produktions-Vorstand bei Palfinger, präsentierte in Löbau Innovationen des Konzerns.
Alexander Susanek, Produktions-Vorstand bei Palfinger, präsentierte in Löbau Innovationen des Konzerns. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Seit etlichen Jahren ist der in Österreich beheimatete Konzern Palfinger der größte industrielle Arbeitgeber in Löbau. In den vergangenen zwei Jahren hat der Konzern 14 Millionen Euro in den Standort investiert, neue Hallen errichtet und seine gesamte Hubarbeitsbühnen-Montage hier gebündelt - mit einer Arbeitshöhe bis zu 90 Metern. Wenn Alexander Susanek jetzt, wenige Monate nach Abschluss und Eröffnung der Erweiterung, auf diesen Standort schaut, nimmt er keine kleinen Worte in den Mund: "Löbau ist unsere europäische Drehscheibe, unser wichtigstes Werk für Hubarbeitsbühnen." Susanek ist bei Palfinger als sogenannter "Chief Operating Officer" (COO) Vorstand für Produktentwicklung, Einkauf und Produktion - und Löbau dabei sein zentrales Revier.

Wenn Alexander Susanek mindestens viermal im Jahr von der Konzernzentrale in Salzburg nach Löbau kommt, dann geschieht das nicht bloß, um hier mal nach dem Rechten zu schauen. Mit der Werkserweiterung hat sich der Standort zu dem Innovations-Zentrum des Konzerns entwickelt - und diese technischen Innovationen sind den Startlöchern längst entsprungen und eine Zukunftssicherung des Löbauer Standorts.

Immer leistungsfähiger, immer leichter

"Wir möchten das Geschäft ausbauen und intensivieren", sagt er - und sieht trotz der bereits bedeutenden Rolle seines Unternehmens auf dem Weltmarkt noch erhebliches Wachstumspotenzial. "Und Hubarbeitsbühnen sind ein Bereich, den wir stark ausbauen wollen", so Susanek weiter. Einen Teil dieses Wachstumspotenzials soll eine neue Serie von Hubarbeitsbühnen ausschöpfen, für die in Löbau bereits ein Prototyp gebaut wurde - die sogenannte "Tec-Reihe" - im Grunde eine technische Erweiterung des bisherigen Produkt-Portfolios. "Wir haben die Tec-Reihe vor einer Woche bei der Fachmesse "Platformers Days" in Karlsruhe erstmals gezeigt. Der Zuspruch der Branche war überzeugend", sagt Susanek. Die Reihe würde sich durch höhere Leistungsfähigkeit und besseren Bedienkomfort auszeichnen.

Ein Laie könnte diese "Tec-Reihe" wahrscheinlich optisch gar nicht von den bisherigen Hubbühnen unterscheiden. Und doch macht sich Palfinger damit zukunftssicher. Denn immer entscheidender wird das Gewicht dieser Bühnen. "Moderne Lkw werden mit vorgeschriebenen Assistenzsystemen immer schwerer. Das Gesamtgewicht mit montierter Bühne darf aber nicht steigen", erklärt Susanek - also muss das Gewicht optimiert werden. Eine besondere Rolle komme hier etwa auch dem Standort Seifhennersdorf zu, wo Komponenten wie Fahrkörbe und für kleinere Modelle die Teleskop-Arme aus Aluminium gefertigt werden - in Seifhennersdorf gibt es im Konzern eine besondere Expertise für Aluminiumschweißen. "Der Standort mit 63 Mitarbeitern in Seifhennersdorf profitiert davon, wenn wir in Löbau eine hohe Auslastung haben", sagt er. Und eine hohe Auslastung in Löbau ist gegeben. So wurden hier in den letzten zwei Jahren 84 neue Mitarbeiter eingestellt - etwas mehr als 300 sind es nun.

Warum elektrischen Bühnen die Zukunft gehört

Eine weitere Innovation des Konzerns verlässt das Löbauer Werk bereits seit einigen Monaten in Serienfertigung - wenn auch noch in geringen Stückzahlen: rein elektrisch betriebene Bühnen, verlastet auf rein elektrisch betriebenen Lkw. "Bei den herkömmlichen Modellen wird die Hydraulik der Bühne vom Lkw-Diesel angetrieben. Wir wollen emissionsfreie und lärmarme Lösungen anbieten", sagt Susanek. Und das entspringt nicht allein bloßer Liebe zur Umwelt, sondern einer immer stärker werdenden wirtschaftlichen Notwendigkeit.

"Es gibt Arbeitsbereiche, da kann man zum Beispiel nicht die ganze Nacht einen Lkw-Diesel laufen lassen, um eine Hubarbeitsbühne zu betreiben", erklärt er und ergänzt: "Das wird mehr und mehr kommen. Kommunen werden immer mehr darauf bestehen, abgasfreie und lärmarme Arbeitsbühnen für den innerstädtischen Einsatz zu fordern." Betreiber von rein elektrischen und auf E-Lkw verlasteten Bühnen werden also schon bald dort einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Betreibern herkömmlicher Bühnen haben. E-Lkw sind im Straßenverkehr so gut wie nicht zu sehen. Für den Einsatz im Güterfernverkehr gibt es noch kaum überzeugende Lösungen. Aber die E-Lkw für Arbeitsbühnen müssen auch keine Güter hunderte oder tausende Kilometer quer durch Europa befördern. "Die haben vielleicht einen Anfahrweg von 70 Kilometern", sagt Susanek.

Die neueste Innovation von Palfinger aus Löbau: Eine rein elektrisch betriebene Arbeitsbühne, verlastet auf einem rein elektrisch betriebenen Lkw.
Die neueste Innovation von Palfinger aus Löbau: Eine rein elektrisch betriebene Arbeitsbühne, verlastet auf einem rein elektrisch betriebenen Lkw. © Lura Media GmbH (1), Palfinger (2), Rafael Sampedro (1)
Zur Eröffnung der Werkserweiterung in Löbau präsentierte Palfinger sein gesamtes Produkt-Portfolio.
Zur Eröffnung der Werkserweiterung in Löbau präsentierte Palfinger sein gesamtes Produkt-Portfolio. © Palfinger
Palfinger-Werksleiter Matthias Bulda (links) und Vorstand Alexander Susanek.
Palfinger-Werksleiter Matthias Bulda (links) und Vorstand Alexander Susanek. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Die neue Werkshalle in Löbau erlaubt serielle Fertigung der Hubarbeitsbühnen.
Die neue Werkshalle in Löbau erlaubt serielle Fertigung der Hubarbeitsbühnen. © Palfinger

Nach Gerücht: "Kein Interesse an Kleingartengrundstücken"

Fachkräftemangel hat Palfinger am Standort Löbau keinen. "Wir bilden auch selbst aus und können alle Azubis übernehmen", sagt Standortleiter Matthias Bulda - und liefert auch gleich den Beweis dafür, dass Palfinger ein attraktiver Arbeitgeber ist: "Wir hatten hier auf dem Gelände neulich wieder Familienfest mit 1.200 Gästen." Und Susanek ergänzt: "Das zeigt, wir stellen hier Produkte her, die erlebbar sind und auf die man stolz sein kann", und: "Wir wollen weiter wachsen, zehn neue Stellen sind ausgeschrieben."

Und dann gibt's da noch dieses Gerücht, mit dem Alexander Susanek aufräumen kann. Nachdem im Vorjahr eine Immobilienfirma die Grundstücke einer an das Palfinger-Grundstück angrenzenden Gartensparte aufgekauft hatte, müssen die Kleingärtner nun das Areal räumen. Deshalb kam das Gerücht auf, Palfinger habe jenes Grundstück von dem Investor erworben oder wolle dies tun. Susanek stellt klar: "Weder haben wir diesen Grund erworben noch haben wir Interesse daran."