Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Löbau

Zum 100. von Karl Keßner: Familie spendiert 100 Gläser Freibier

Der Löbauer Ehrenbürger wäre am 27. September 100 Jahre alt geworden. Ein guter Anlass für ein großes Familientreffen, eine Festveranstaltung - und Freibier.

Von Anja Beutler
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Reinhart und Karl Keßner auf einer Bank am Berghäusel auf dem Löbauer Berg vor einigen Jahren.
Reinhart und Karl Keßner auf einer Bank am Berghäusel auf dem Löbauer Berg vor einigen Jahren. © Privat/Keßner

Karl Keßner hat gern mal ein Bier getrunken. "Ein Bergquell zum Beispiel", sagt sein jüngster Sohn Reinhart und erinnert sich mit einem Lächeln gleich an einen herrlichen Herbsttag vor einigen Jahren: Mit seinem Vater und seinem jüngsten Sohn Elias haben sie beim Berghäusel auf dem Löbauer Berg die Sonne genossen, als sein Vater meinte, dass er jetzt gern ein Bier trinken würde. Und so saßen die beiden Erwachsenen kurz darauf mit ihren großen Biergläsern auf der Bank und genossen Ausblick und Getränk. Was also hätte Karl Keßner ähnlicher gesehen, als zu seinem 100. Geburtstag einen auszugeben?

Genau das haben sich die Söhne des Löbauer Ehrenbürgers auch gedacht. "Mein Bruder Christian hatte die Idee, Freibier zu spendieren", erzählt Reinhart Keßner. Immerhin sei sein Vater immer gern mitten unter den Löbauern gewesen, er war präsent in der Stadt und mit vielen bekannt. "Deshalb laden wir am Sonnabend, dem 28. September, ab 15 Uhr zur Turmgaststätte auf den Löbauer Berg ein, den mein Vater sehr liebte", sagt Reinhart Keßner. Die Löbauer-Berg-Musikanten werden dazu ein Geburtstagsständchen für den 2014 verstorbenen Obermeister des Stempelhandwerks spielen. "Wer von den Bürgern kommen will, ist herzlich willkommen", erklärt Keßner und betont augenzwinkernd, dass man auch nicht zwingend beim 100. Bier Schluss mache.

Großes Familientreffen in Löbau

Für Familie Keßner sind die Tage um das Jubiläum ohnehin etwas Besonders: Man nimmt den runden Geburtstag zum Anlass für ein großes Familienwiedersehen: 65 Familienangehörige werden zum 27. und 28. September in Löbau erwartet. "Allein 26 sind Kinder", sagt Reinhart Keßner nicht ohne Stolz. "Solange die Eltern gelebt haben, haben wir uns oft in Löbau getroffen", sagt der Geschäftsführer des Löbauer Traditionsbetriebes "Rudolf Schmorrde". Das habe sich nach dem Ableben der Eltern 2014 etwas geändert, zumal die Verwandten über viele Bundesländer verstreut leben.

Die Familie organisiert allerdings nicht nur ein privates Treffen und eine fröhliche Bier-Jause für jedermann. Es wird am 27. September auch einen feierlich-förmlicheren Teil - eine Festveranstaltung - mit insgesamt 130 geladenen Gästen geben: Unterstützt von der Stadt laden dazu Familie und Unternehmen in die Aula des Geschwister-Scholl-Gymnasiums ein. Neben dem Löbauer Oberbürgermeister werden auch der frühere Bundestagsabgeordnete und DDR-Bürgerrechtler Arnold Vaatz, Mundart-Papst Hans Klecker und Mitglieder der Familie Keßner an den Jubilar erinnern.

Gymnasiasten analysieren Lieblingsbild

Den Höhepunkt werden jedoch drei Absolventen des Gymnasiums gestalten. Sie haben einen Film-Vortrag über das Wandbild "Jesus predigt am See Genezareth" in der Aula der Schule vorbereitet, das Karl Keßner einst vor der Vernichtung gerettet hat und ihm generell sehr am Herzen lag. Noch heute gehört der Familie Keßner die Vorstudie des Künstlers. "Das Bild hängt jetzt bei uns im Schlafzimmer über den Ehebetten", sagt Reinhart Keßner. Auch er schöpfe als Christ daraus Kraft - und er schlafe sehr gut, schildert er.

Auch wenn zwischen Festvortrag und Freibier Welten zu liegen scheinen, so ergibt sich doch alles aus dem Leben von Karl Keßner: Das Gymnasium, an dem er mit 17 das Notabitur abgelegt hat und an das er seine Söhne schickte, war ihm sehr wichtig. Und sein Christ-Sein hat Keßner auch in den Zeiten der beiden Diktaturen nicht über Bord geworfen. Auf der anderen Seite war er aber eben auch ein sehr geselliger Mensch, der gern mit seinen Mitbürgern zusammen war. Mit ihnen zu seinem runden Geburtstag mit einem Bier anzustoßen, das hätte ihm sicherlich gefallen.