Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Löbau
Merken

Herrnhut hofft auf Unesco-Titel im Verbund

"Kleine Stadt von Welt" wird Herrnhut gern genannt. In den mehr als 300 Jahren seiner Existenz hat der Ort große Strahlkraft entwickelt. Nun könnte er mit einem begehrten Titel belohnt werden.

 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Blick auf das Stadtzentrum von Herrnhut.
Blick auf das Stadtzentrum von Herrnhut. © Sebastian Kahnert/dpa

Wie aus einem Guss wirkt das kompakte Straßenbild von Herrnhut. Die sächsische Kleinstadt ist der Ursprung für die Evangelische Brüdergemeine. Glaubensflüchtlinge aus Mähren hatten den Ort 1722 gegründet. Als sich die Brüder-Unität später weltweit ausbreitete, trugen Missionare aus der Oberlausitz auch den Bauplan für neue Siedlungen in andere Länder. Mit Christiansfeld in Dänemark wurde eine davon bereits 2015 als Welterbe der Unesco anerkannt. Über einen transnationalen Erweiterungsantrag soll Herrnhut nun selbst auf die Liste kommen.

Die Stadt in Ostsachsen strebt die Anerkennung zusammen mit Bethlehem in Pennsylvania/USA und Gracehill in Nordirland an. Mit großer Spannung wird daher die Sitzung des Unesco-Welterbekomitees erwartet, das vom 21. bis 31. Juli in Neu-Delhi tagt, denn die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine sind zur Aufnahme in die Welterbeliste empfohlen.

"Wir sehen der Entscheidung sehr optimistisch entgegen", sagt der Leiter des Kultur- und Fremdenverkehrsamtes in Herrnhut, Konrad Fischer. Nach seinen Angaben wird auch eine kleine Delegation der Stadt nach Indien reisen. Für den 27. Juli ist ein Bürgerfest in Herrnhut geplant, um die erhoffte Verleihung des Unesco-Titels dann eventuell auch zu feiern.

Große Hoffnungen

Der Erweiterungsantrag für die Siedlungen der Brüdergemeine war unter Federführung der USA erarbeitet und eingereicht worden. Auch weil es keine rein deutsche Bewerbung sei, sprach der Herrnhuter Bürgermeister Willem Riecke (parteilos) schon Ende 2023 davon, dass die Zeichen für eine positive Entscheidung gut stünden.

Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700–1760) hatte den protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren einst Land für die Ansiedlung in der Oberlausitz zur Verfügung gestellt. Exakt am 17. Juni 1722 fällte der Zimmermann Christian David den ersten Baum, um den neuen Ort unter des "Herrn Hut" zu bauen.

Ein zentraler Platz mit dem Kirchsaal sowie parallel angelegte Straßen und Häuser im schlichten barocken Stil prägen bis heute das Bild der Stadt. Laut dem sächsischen Landesamt für Denkmalpflege spiegelt sich das Herrnhuter Modell in Struktur, Raumplanung und Architektur von weltweit mehr als 30 Siedlungen wider.

Sollte die Bewerbung Herrnhuts im internationalen Verbund erfolgreich sein, wäre es die dritte Welterbestätte in Sachsen, die es durch eine länderübergreifende Initiative auf die Unesco-Liste schafft. 2004 gelang dies für den Muskauer Park mit einem deutsch-polnischen Antrag, 2019 dann mit einem gemeinsamen Vorschlag von Deutschland und Tschechien für die Montanregion Erzgebirge. (dpa)