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Kosmetikerin statt Hautarzt - kann das eine Lösung für den Ärztemangel sein?

Im gesamten Gebiet Löbau-Zittau gibt es keinen Dermatologen mehr. Eine Kosmetikerin im Oberland hat sich darum auf Hautprobleme spezialisiert und bietet Behandlungen an, die sonst der Arzt übernimmt.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Marie-Kristin Schwarzbach mit dem Plasma-Liner, einem speziellen Gerät zur Hautbehandlung.
Marie-Kristin Schwarzbach mit dem Plasma-Liner, einem speziellen Gerät zur Hautbehandlung. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Ein regelrechter Schönheits-Boom ist in den vergangenen Jahren zu beobachten - auch in der Oberlausitz. Immer mehr Kosmetikstudios sind zu verzeichnen, mit immer neuen und auch teuren Behandlungen. "Anti-Aging ist ein großes Thema. Die Leute achten heute mehr auf sich und ihr Äußeres", weiß auch Kosmetikerin Marie-Kristin Schwarzbach aus Neugersdorf. "Früher hatten die Menschen weniger Zeit, sich mit sowas zu beschäftigen."

Es geht aber nicht nur um Schönheitsideale. Auch krankhafte Veränderungen der Haut kann man heute mit modernen Behandlungen lindern. Das Problem: Es gibt in der Region kaum noch ausgebildete Mediziner, die sich solcher Fälle annehmen könnten.

In letzter Zeit verschlechterte sich die Lage bei den Hautärzten akut. Die Neugersdorfer Hautärztin ging in den Ruhestand. Zuletzt schloss ein Zittauer Dermatologe seine Praxis. Seitdem gibt es im Süden des Kreises Görlitz gar keinen Dermatologen mehr. Die nächsten Hautärzte sind in Görlitz und Bautzen. In Bautzen hat die Kassenärztliche Vereinigung eine eigene Praxis eingerichtet. Diesen Plan gibt es auch für den Bereich Löbau. Ein Hautarzt, der dort angestellt arbeitet, hat sich aber immer noch nicht gefunden. Entsprechend lang sind die Wartezeiten auf einen Termin an den verbliebenen Standorten in der Oberlausitz.

Hautprobleme jedoch werden nicht weniger. Das sieht Marie-Kristin Schwarzbach auch in ihrer täglichen Arbeit. So entschied sie, sich ganz speziell der Hauptpflege zu widmen und auch bei medizinischen Problemen zu helfen. Sie absolvierte eine zusätzliche Ausbildung.

Seit 15 Jahren selbständig

Marie-Kristin Schwarzbach meldete sich bei einer deutschlandweit bekannten Spezialistin zur Ausbildung an. Die dauerte ein halbes Jahr und endete mit einer praktischen Prüfung. Zudem wird das Wissen jährlich aufgefrischt. Allerdings kann nicht jeder diese Ausbildung ohne Vorkenntnisse absolvieren - anders als bei anderen Kosmetiktrends wie beim Nageldesign oder den inzwischen weit verbreiteten Kunst-Wimpern. Eine klassische Kosmetikausbildung wurde als Voraussetzung gefordert, berichtet Marie-Kristin Schwarzbach. Die hat die Neugersdorferin bereits 2009 abgeschlossen. Direkt nach der Ausbildung mit 18 Jahren eröffnete sie ihr Kosmetikstudio, zunächst im Elternhaus - sozusagen im Kinderzimmer. Inzwischen ist das Studio im eigenen Haus auf der Weberstraße ansässig. Mittlerweile ist die 33-Jährige seit 15 Jahren selbständig.

Nach ihrer Zusatzausbildung widmet sie sich nun vor allem Problemfällen in Sachen Haut. Dazu nutzt sie zwei Spezialmethoden: das sogenannte Microneedling sowie Plasma Liner. Beim Microneedling werden mit feinen Nadeln Wirkstoffe in die Haut gebracht. "Dort können sie von innen besser wirken, als wenn man sich nur äußerlich eincremt", erklärt die Kosmetikerin. Beim Plasma Liner wird mittels Lichtbogen überschüssige Haut verdampft. Dadurch lassen sich Falten reduzieren - aber eben auch Hautprobleme beseitigen.

Fibrome beispielsweise, umgangssprachlich auch Stielwarzen genannt, kann sie mit dem Spezialgerät auf diese Weise entfernen. Das sind gutartige Hautgeschwulste, die auch störend sein können. Deshalb wollen viele Kunden sie loswerden. "So ein Fibrom erkenne ich", sagt die Kosmetikerin. Auch Hautrötungen und -entzündungen, wie Rosazea, Pigmentflecken oder wulstige Narben kann sie behandeln, sogar Haarausfall ebenso wie Schuppenflechten oder Neurodermitis. In diesen Fällen könne sie zumindest dafür sorgen, dass die Ekzeme sich beruhigen. Das erreicht sie mit speziellen Seren, die mit der Microneedling-Methode in die Haut eingebracht werden.

In der Spezial-Ausbildung spielte Theoriewissen im Bereich Dermatologie eine große Rolle. Dass sie keinen Hautarzt ersetzen kann und darf, ist ihr bewusst. Kunden mit Hautproblemen, die sie nicht einschätzen kann, schickt die Kosmetikerin natürlich zum Arzt.

Tüv-Siegel und Ausbildung sind wichtig

In jedem Fall gilt: Es bleibt eine Kosmetikbehandlung, die von Krankenkassen nicht übernommen wird - auch, wenn es sich teilweise nicht um reine Schönheitsbehandlungen, sondern um dermatologische Probleme handelt, die auch ein Arzt behandeln würde. Die Kosten müssen die Kunden selbst tragen. Das ist allerdings zumindest beim Beseitigen von Fibromen auch beim Hautarzt der Fall. Nur in bestimmten Fällen, wenn eine medizinische Notwendigkeit nachgewiesen wird, zahlen die Krankenkassen. Für die Entfernung eines Fibroms fallen bei der Neugersdorfer Kosmetikerin je nach Größe ab 35 Euro an.

Während das sogenannte Microneedling inzwischen in etlichen Kosmetiksalons auch in der Oberlausitz angeboten wird, ist Marie-Kristin Schwarzbach mit der Plasma-Liner-Methode derzeit eine der wenigen Experten in der Umgebung. Sie weiß, es gibt auch andere Geräte und Ausbildungen, die weniger abverlangen. Ihr Gerät hat ein Tüv-Siegel und wird auch nur an Kosmetiker abgegeben, wenn sie die entsprechende Ausbildung nachweisen können. Das ist Marie-Kristin Schwarzbach wichtig. "Man kann auch Schaden anrichten, wenn man das Gerät nicht richtig handhabt."