Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Löbau

Belgischer Top-Verbrecher bei Löbau gefasst

Zielfahnder des sächsischen LKA greifen zu. Der verurteilte Schwerverbrecher war elf Jahre lang auf der Flucht.

Von Markus van Appeldorn
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Eric Robert De Cocq Van Delwijnen war elf Jahre lang von der belgischen Justiz gesucht worden.
Eric Robert De Cocq Van Delwijnen war elf Jahre lang von der belgischen Justiz gesucht worden. © Polizei Belgien

Bei Löbau ging am vergangenen Donnerstag, dem 12. August, die Jagd nach einem Schwerverbrecher zu Ende, nach dem die belgische Justiz elf Jahre lang gefahndet hatte. Kräfte des sächsischen Landeskriminalamtes (LKA) und der Polizeidirektion Görlitz vollstreckten hier einen EU-Haftbefehl gegen Eric Robert De Cocq Van Delwijnen (54). Der Niederländer war 2011 im belgischen Gent wegen Mordversuchs zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, war aber noch vor seinem Prozess geflohen. Seine Flucht ist voller Geheimnisse.

Die Auskünfte der sächsischen Behörden zu dem Fall sind auf SZ-Anfrage sehr spärlich. Pressesprecherin Kathleen Zink vom LKA bestätigt die Festnahme, von der das belgische öffentlich-rechtliche Nachrichtenportal "flanderninfo.be" zuerst berichtet hatte. Zink teilt mit, dass sich durch Ermittlungen belgischer Zielfahnder Hinweise darauf ergeben hätten, dass sich der Gesuchte im Raum Löbau aufhält. Auf ein belgisches Rechtshilfeersuchen hin, habe die Dresdner Staatsanwaltschaft eine sogenannte Ermittlungsanordnung erteilt, worauf hin die LKA-Zielfahnder bei Löbau zugegriffen hätten. Wegen der räumlichen Zuständigkeit waren auch Beamte der Polizeidirektion Görlitz hinzugezogen worden.

Zu dem genauen Ort und den Umständen der Festnahme machte die LKA-Sprecherin aus "ermittlungstaktischen" Gründen keine Angaben. Auch nicht etwa zu der Frage, ob der Mann über längere Zeit unerkannt in oder bei Löbau gelebt hat. Eine Sprecherin der nun für das belgische Auslieferungsersuchen zuständigen sächsischen Generalstaatsanwaltschaft bestätigt gegenüber SZ, dass der Mann in Haft sitze und die Behörde die Rechtmäßigkeit des EU-Haftbefehls prüfe. Über eine Auslieferung entscheide dann das Oberlandesgericht in Dresden. Wenn der Mann nicht einem sogenannten "vereinfachten Auslieferungsverfahren" zustimmt, kann es längere Zeit in Anspruch nehmen.

Aussehen chirurgisch verändert?

Wie auch die niederländische Tageszeitung "de Gelderlander" berichtet, war Eric Robert De Cocq Van Delwijnen in Gent verurteilt worden, weil er 2007 einem Widersacher am Ausgang des Pole-Dance-Clubs "Harlekin" in Assenede mit einem Wagenheber auf den Kopf geschlagen hatte. Das Motiv für die Tat wurde nie ganz geklärt, aufgrund der kriminellen Vergangenheit von Täter und Opfer könnte es sich aber um eine Abrechnung im kriminellen Milieu gehandelt haben.

Nach den Berichten habe die belgische Polizei 2016 eine "Most Wanted"-Liste der am dringendsten gesuchten Straftäter erstellt, auf der De Cocq Van Delwijnen von Anfang an geführt worden sei. Nach Erkenntnissen belgischer Zielfahnder hielt sich der Gesuchte während seiner elfjährigen Flucht in mehreren Staaten auf. In einer Fernsehsendung hatte ein belgischer Staatsanwalt die Vermutung geäußert, dass De Cocq Van Delwijnen durch gesichts-chirurgische Eingriffe sein Aussehen so verändert haben könnte, dass er aufgrund der Fahndungsfotos nicht mehr erkennbar war. Zur Stunde ist unklar, ob sich der Mann tatsächlich solchen Operationen unterzogen hatte.