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SZ + Löbau

Er sucht den unbekannten Baum-Killer von Löbau

Ein Unbekannter spritzt auf einem Grundstück von Jörg Krause kleine Bäume tot - jetzt gibt's ein "Kopfgeld".

Von Markus van Appeldorn
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Jörg Krause zeigt einen Buchensetzling, der eingegangen ist, nachdem er mit Pflanzengift attackiert wurde.
Jörg Krause zeigt einen Buchensetzling, der eingegangen ist, nachdem er mit Pflanzengift attackiert wurde. © Markus van Appeldorn

Die Wälder in und rund um Löbau wurden in den letzten Jahren arg gebeutelt. Stürme, Dürre, Borkenkäfer - drei Angriffswellen der Natur, die große Waldflächen nicht überlebten. Es wird noch Jahre dauern, bis diese Flächen wieder aufgeforstet sein werden. Und außer großer Mühe kostet das auch viel Geld. Und jetzt auch noch das: Auf einer privaten Aufforstungsfläche am Stadtrand von Löbau treibt ein Baum-Killer sein Unwesen. Der Unbekannte spritzt mit Gift alles nieder, wo er rankommt. Der Besitzer der Fläche hat nun sogar ein "Kopfgeld" auf den Unbekannten ausgesetzt.

Jörg Krause (56) besitzt seit etlichen Jahren eine Grünfläche, etwa 30 mal 100 Meter groß und am Rand der Dehsaer Straße kurz hinter dem Ortsausgang gelegen. Lange Jahre war das Grundstück ungenutzt. "Zweimal im Jahr hat's ein befreundeter Landwirt gemäht und sich über zusätzliches Grünfutter gefreut", erzählt Krause. Vor sechs Jahren fingen er und sein Sohn dann an, immer wieder kleine Bäume auf dem Grund anzupflanzen. "Ein kleiner Mischwald soll es werden und wer weiß, vielleicht können meine Nachkommen hier ja mal etwas Geld mit der Holzernte verdienen", sagt er.

Ganze Flächen voller totgespritzter Bäume

Ein bunter Laub- und Nadelmix wächst dort heran. "Douglasien, Fichten, Kiefern, Eichen oder Buchen", zählt Krause auf. Viele sind erst nur wenige Zentimeter hohe Setzlinge, andere schon mehrere Meter hoch. Etwa die Hälfte der Fläche ist bisher bepflanzt. "Irgendwann sollen es mal 1.000 Bäume werden", sagt er - das sei eine Menge, die man auf einem Drittel-Hektar anpflanzen könne. "Mein Sohn und ich haben diese Bäume alle nach und nach in unserer Freizeit angepflanzt", sagt er. Zu seinem Löbauer Haus gehört auch ein großer Garten. Manche Bäume hat er auch von dort auf die Grünfläche verpflanzt.

Wenn man aber mit Jörg Krause über das Grundstück läuft, fallen größere Flächen auf, auf denen das Gras nicht mehr grün, sondern braungelb ist und die Bäumchen, die dort stehen, sehen völlig verdorrt aus, ohne Leben. "Dass das Gras so aussieht, kommt nicht von der Sonne, es ist nicht verbrannt. Die Bäume wurden mit Absicht totgespritzt", sagt er. Im letzten Oktober traf es zuerst die Robinien am hinteren Ende des Grundstücks. Dort ist das Gras teilweise schon wieder grün. "Und vor ein paar Wochen dann der nächste Anschlag", sagt er und zeigt eine in dessen Folge eingegangene kleine Buche.

Täter benutzt wahrscheinlich Glyphosat

Krause geht davon aus, dass der Täter nicht auf dem Grundstück selbst war. Alle betroffenen Flächen liegen direkt am Zaun, der das Grundstück umgibt. "Der hat das über den Zaun hinweg gespritzt", sagt er. Nach der Juli-Attacke fand er auch Trampelspuren im benachbarten Maisfeld entlang der anderen Seite des Zauns - genau bis zu der Stelle, wo die Wuchsfläche jetzt braungelb ist.

Als verwendetes Gift vermutet er das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat - eine höchst umstrittene Substanz, deren Anwendung in Deutschland teilweise verboten ist. Glyphosat greift alle grünen Bestandteile von Pflanzen an und diese gehen innerhalb kurzer Zeit ein. In der Landwirtschaft war es etliche Jahre das Mittel der Wahl, bundesweit größter Einzelanwender war früher die Deutsche Bahn. Die brachte den Stoff einmal jährlich auf den Schotterbetten ihres gesamten Streckennetzes aus. Im Gleisbett wuchernde Pflanzen können dessen Stabilität beeinträchtigen und so zur Gefahr für den Schienenverkehr werden.

1.000 Euro Belohnung ausgesetzt

Die EU hat die Zulassung von Glyphosat im letzten Jahr noch einmal für zehn Jahre verlängert. In Deutschland ist dessen Anwendung in Privatgärten, in öffentlichen Parks und Gärten, auf öffentlich zugänglichen Sportplätzen, an Schulen, Kitas und auf Spielplätzen verboten - ist aber ohne Weiteres im Handel erhältlich. Oder wer etwa in Ebersbach nur ein paar Schritte über die tschechische Grenze geht, kann das bekannte Glyphosat-Produkt "Roundup" beim Vietnamesen dort genauso kaufen wie Schnaps und Zigaretten. Man darf davon ausgehen: So ein auf vornehmlich deutsche Kundschaft ausgelegter Laden würde das nicht anbieten, wenn es keine Nachfrage gäbe.

Jörg Krause hat die Attacken natürlich bei der Polizei angezeigt - aber die kann freilich auch nicht sein Grundstück bewachen. "Ich habe deshalb jetzt eine Belohnung von 1.000 Euro ausgesetzt für Hinweise, die zur Ermittlung des Täters führen", sagt er, und: "Dieses Geld werde ich mir dann von dem zurückholen - und noch einiges mehr."