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SZ + Löbau

Hierher kommen Kunden bis aus Bautzen ins Oberland

Den Haushaltsladen in Neugersdorf gibt es seit 30 Jahren, er ist eine Institution im Oberland. Nun baut die Inhaberin um - und räumt mit Gerüchten auf.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Sie ist die Herrin über alles, was man im Haushalt braucht: Anke Kothe in ihrem Geschäft.
Sie ist die Herrin über alles, was man im Haushalt braucht: Anke Kothe in ihrem Geschäft. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Schließung? Anke Kothe muss lachen. Wie oft sie diese Frage in den letzten Tagen schon beantworten musste! Seit nämlich an vielen Straßenzügen im Oberland und rund um Löbau knallige Plakate auf den Räumungsverkauf im Neugersdorfer Haushaltswarenladen hinweisen, taucht sie immer wieder auf. "Nein, wir schließen nicht", sagt die Chefin amüsiert, aber bestimmt. Neben denen um eine mögliche Schließung des Ladens gab es weitere Gerüchte, die Anke Kothe dementiert: "Man hat uns auch schon angedichtet, dass wir in den alten Aldi ziehen oder in den jetzigen Edeka." Der Markt wechselt an den neuen Standort bei "Stadt Zittau", wenn dort der Neubau fertig ist.

Nichts davon stimmt, das Geschäft bleibt an Ort und Stelle an der Neugersdorfer Hauptstraße. Noch bis 27. Januar läuft der Räumungsverkauf, dann ist tatsächlich erst einmal zu - aber nur für eine reichliche Woche. Das Geschäft wird renoviert und umgebaut. Schon ab dem 8. Februar ist wieder geöffnet. Ans Aufhören denkt Anke Kothe nicht - auch nach 30 Jahren, die es den Laden jetzt schon in dieser Form gibt. 2011 hat die heute 53-Jährige das Fachgeschäft von ihrer Mutter Monika Schmidt übernommen.

Sie wiederum arbeitete bereits zu DDR-Zeiten hier, als das Geschäft noch unter dem Dach des Konsums lief. "Meine Mutter war hier die Verkaufsstellenleiterin", erzählt Anke Kothe. "Ich bin mit dem Laden aufgewachsen." Ab 1993 führte Monika Schmidt das Geschäft privat weiter. Der Plan ihrer Tochter war allerdings ursprünglich nicht, es einmal zu übernehmen. Anke Kothe lernte den Beruf der Wirtschaftskauffrau bei Lautex. Nach der Wende wurde sie arbeitslos, fing nach der Geburt ihrer Tochter halbtags im Geschäft der Mutter an. "Und dann bin ich da so reingewachsen."

Vom Kochtopf bis zur Deko

In dem Gebäude an der Hauptstraße in Neugersdorf ist der Haushaltswarenladen seit Jahrzehnten ansässig.
In dem Gebäude an der Hauptstraße in Neugersdorf ist der Haushaltswarenladen seit Jahrzehnten ansässig. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Heute ist sie froh, dass es so gekommen ist. "Natürlich ist es nicht immer leicht als Selbstständiger. Es ist arbeitsintensiv und es hängt so manches Wochenende dran." Aber es biete auch die Freiheit, selbst zu gestalten und eben auch mal nicht da zu sein. Wie erst in dieser Woche, als Anke Kothe kurzerhand nach Bielefeld zu einer Messe fuhr, um sich nach neuer Ware umzusehen. "Das geht nur mit einem guten Team, auf das man sich verlassen kann." Zwei Mitarbeiterinnen beschäftigt die Inhaberin. Und auch die Familie müsse natürlich mitziehen. "Mein Mann muss jetzt beim Umbau mit anpacken."

Sie gesteht, dass es tatsächlich ein bisschen eng zugeht, bei all der Ware, die die Regale füllt. Vom Kochtopf über Geschirr und Besteck sowie Deko- und Geschenkartikel bis hin zu Reinigungsgeräten findet sich im Geschäft von Anke Kothe nahezu alles, was man irgendwann im Haushalt einmal braucht. Hinzu kommt Saisonware, wie zum Beispiel Erzgebirgskunst, die vor allem zu Weihnachten gefragt ist.

Schon einmal ist der Laden vor etlichen Jahren vergrößert worden. Jetzt muss wieder mal eine Erweiterung her. In dem Gebäude an der Hauptstraße sind die Möglichkeiten allerdings begrenzt. Anke Kothe knapst deshalb jetzt etwas Lagerfläche ab und nimmt sie zum Laden hinzu. Die Zwischenwand ist schon herausgerissen, der Kunde sieht das aber nicht. Die Baustelle ist geschickt kaschiert. Schon während des laufenden Betriebes hat der Umbau begonnen. Die Trockenbauer sind schon durch. In der Schließwoche wird die Inhaberin selbst streichen, ein bisschen verputzt werden muss auch noch.

Einkochen ist Trend

Die zusätzliche Verkaufsfläche will sie auch nutzen, um mehr Platz zu haben, für alles zum Thema Einkochen. "Das ist ein großer Trend", erzählt die Geschäftsinhaberin. "Es wird eingekocht, fermentiert und entsaftet - die Leute wollen wissen, was drin ist in ihren Lebensmitteln." Ein weiteres Trendthema, das sie beobachtet, ist das Thema Kaffee. "Viele wollen wieder per Hand brühen." Auch dafür gibt es die entsprechenden Gerätschaften bei Anke Kothe und ihren Mitarbeiterinnen - inklusive Beratung. Das ist etwas, worauf die Kunden nach wie vor Wert legen und deshalb ins Fachgeschäft kommen, anstatt im Internet zu kaufen, hat Anke Kothe die Erfahrung gemacht. "Wir sind da wirklich dankbar für unsere treuen Stammkunden."

Längst ist der Haushaltswarenladen eine Institution im Oberland und darüber hinaus. "Zu uns kommen Kunden auch aus Löbau und Zittau, sogar bis aus Bautzen", erzählt Anke Kothe. Zu diesem weitläufigen Kundenstamm hat auch der "Feuerzauber" maßgeblich beigetragen. Der Verkaufsabend, der jedes Jahr Mitte November stattfindet, zieht Gäste aus der ganzen Region nach Neugersdorf.

Ihre Mutter hat die Veranstaltung einst nach Neugersdorf gebracht. "Wir waren auf einer Schulung und da erzählte eine andere Händlerin, dass es so etwas bei ihr im Ort gibt. Meine Mutter dachte sich, das wäre doch auch in Neugersdorf einen Versuch wert." Niemals hätten sie daran gedacht, dass das mal so groß wird und man dafür die Hauptstraße sperren muss, sagt Anke Kothe heute. Inzwischen gehört sie mit zu den Hauptorganisatoren. "Es macht mir immer noch großen Spaß." Der Gewerbeverein habe sich glücklicherweise den Hut für die Veranstaltung aufgesetzt und es gebe tatkräftige Unterstützung von der Stadt und den Stadtwerken.

Aus der Veranstaltung haben sich eine Menge Synergie-Effekte ergeben. Man kennt sich untereinander, es sei ein schönes Miteinander unter den Händlern, sagt Anke Kothe. Das schätzt sie besonders. Ein wenig Sorge hat sie, wie es in Zukunft aussehen wird mit der Handelslandschaft in Neugersdorf, insbesondere an der Hauptstraße. Die Inhaber der benachbarten Geschäfte sind allesamt älter als sie. Und auch, ob es für ihren Laden mal einen Nachfolger geben wird, kann sie noch nicht absehen. Aber Aufhören ist ja ohnehin noch lange kein Thema. Dafür hat Anke Kothe viel zu viel Freude an der vielseitigen Arbeit zwischen Kochtöpfen, Deko und Geschirr.