Es war eine regelrechte Serie an Friedhofsdiebstählen, die das Oberland eine Weile in Aufregung versetzte. Mehrfach wurden vom Neugersdorfer Friedhof wertvolle historische Figuren geklaut. Einen Tatverdächtigen hat die Polizei stellen können. Dieses Jahr im Frühjahr identifizierte sie einen 38 Jahre alten Polen als mutmaßlichen Täter. Er soll mindestens für den Diebstahl der Bronzefigur des Künstlers August Hudler vom Friedhof in Neugersdorf mitverantwortlich sein. Verschwunden war die Jesus-Statue im März 2023. Sie hatte einen Wert von etwa 25.000 Euro.

Die Staatsanwaltschaft hat nun Anklage erhoben, teilt Staatsanwalt Christopher Gerhardi auf Nachfrage mit. Ein Urteil gibt es aber noch nicht. Das Verfahren ist beim Amtsgericht Görlitz, beim Schöffengericht, anhängig. Bislang gibt es aber keinen Verhandlungstermin.

• Mehr Nachrichten aus Löbau und Umland sowie Zittau und Umland

Bei den Ermittlungen half damals das Landeskriminalamt Brandenburg. Der mutmaßliche Friedhofsdieb war bereits mit ähnlichen Fällen in Ostsachsen aufgefallen. Die Kriminalisten machten schließlich einen Umschlagplatz in Polen, im Raum Karpacz, ausfindig. Die Beamten aus Sachsen und Brandenburg durchsuchten mit den Kollegen der Kriminalpolizei den Umschlagplatz.

Die gestohlene Statue aus Neugersdorf war jedoch bereits zerlegt, um die Einzelteile zum Materialwert zu Geld zu machen, und war nicht mehr auffindbar. Stattdessen fanden die Ermittler anderes Diebesgut. Auch ein Einbruch im Friedhofsgelände in Rothenburg vom Januar 2023 konnte dem Täter zugeordnet werden und auch ein Auto hat er geklaut. Er sitzt deswegen bereits in Haft. Die Mittäter des angeklagten Polen konnten bislang nicht ermittelt werden.

Gedenktafel für gestohlenen Leineweber

Die Jesus-Figur ist nicht die einzige, die vom Neugersdorfer Friedhof verschwand. Seit dem Jahreswechsel 2019/20 wurden mehrere Statuen und Kupferteile von historischen Gräbern gestohlen. Auf dem Friedhof in Neugersdorf befinden sich etliche prunkvolle Grabstellen von früheren, wohlhabenden Fabrikantenfamilien. Teils sind sie um die 120 Jahre alt. Zuerst verschwand der Rucksack einer Leineweberfigur, wenig später noch die ganze, lebensgroße Statue.

Inzwischen ist der Leineweber auf dem Friedhof zurück - wenigstens symbolisch. Die Friedhofsmitarbeiter haben eine Gedenktafel angefertigt, auf der die Figur zu sehen ist, so wie sie einst auf der Grabstelle stand. Ein Neugersdorfer Betrieb hat dafür einen Edelstahlrahmen gefertigt und gesponsert. (SZ/rok)