Die sächsische Kleinstadt Herrnhut ist in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen worden. Das dafür zuständige Welterbekomitee beschloss an diesem Freitagvormittag die Aufnahme von Herrnhut gemeinsam mit zwei weiteren Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in Bethlehem (USA) und Gracehill (Nordirland). Zusammen mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark sind damit die Bauwerke der evangelischen Glaubensgemeinschaft nun Teil des Menschheitserbes.
Das Unesco-Welterbekomitee tagt derzeit auf seiner jährlichen Sitzung, die in diesem Jahr in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi stattfindet. Deutschland zählt nun insgesamt 53 Welterbestätten. In Sachsen gibt es mit dem Muskauer Park und der Montanregion Erzgebirge bislang zwei Welterbestätten.
Die Ernennung vor Ort in Neu-Delhi hat auch die kleine sächsische Delegation mit großer Freude erlebt. Der sächsische Staatsminister Conrad Clemens (CDU), der gemeinsam mit einer Mitarbeiterin aus der Staatskanzlei und dem Herrnhuter Architekten Daniel Neuer nach Indien gereist war, hatte nach einer kurzen Power-Point-Vorstellung der Bewerbung für die deutsche Seite zum Welterbekomitee gesprochen.
Clemens bedankte sich im Namen von Herrnhut, der Herrnhuter Brüdergemeine und dem Freistaat Sachsen für die Aufnahme der Herrnhuter Siedlungen auf die Welterbeliste. Die Orte, die einst - ausgehend vom sächsischen Herrnhut - überall in der Welt gegründet wurden, seien keine Museen, sondern lebendige Orte mit jungen Familien, wo man gemeinsam lebe, arbeite und glaube. Der Chef der sächsischen Staatskanzlei dankte zudem den Amerikanern, die mit der Bewerbung Bethlehems die Nominierung ins Rollen gebracht hätten und ebenso dem dänischen Christiansfeld, die bereits seit 2015 zum Welterbe zählen.
In Herrnhut hatten seit dem Morgen einige Einwohner im Kirchensaal die Diskussion per Livestream in Indien verfolgt. Darunter war auch Herrnhuts Bürgermeister Willem Riecke. "Wir haben gerade mit Sekt angestoßen und die Kirchenglocken in Herrnhut läuten", sagte Riecke unmittelbar nach der Entscheidung.
Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer, der sich von Anfang an für die Herrnhuter Bewerbung starkgemacht hat, gratulierte den Herrnhutern umgehend.
Unter anderem auf der Plattform X schrieb der CDU-Politiker: "Herrnhut ist Weltkulturerbe! Ich freue mich sehr. Einen herzlichen Glückwunsch und einen großen Dank an alle, die dabei mitgeholfen haben, dass diese Entscheidung so getroffen worden ist".
Kretschmer hob hervor, dass der gesamte Freistaat vom Herrnhuter Welterbetitel profitiere. "Wir haben ab heute in Sachsen drei Weltkulturerbe-Stätten - und alle drei sind grenzüberschreitend", schrieb der Ministerpräsident. "Es sind Orte der Begegnung und Inspiration. Und Orte, die Zuversicht und Kraft geben für die nächsten Aufgaben", so Kretschmer. Auch andere sächsische Politiker zeigten sich hocherfreut. Hier lesen Sie alle weiteren wichtigen Reaktionen auf die Auszeichnung für Herrnhut.