Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Löbau

Happy End nach Hausbrand in Altbernsdorf: Ehepaar lebt im neuen Zuhause

Das Haus der Altbernsdorfer war vor zweieinhalb Jahren abgebrannt - aber die Versicherung zahlte. Ein langer Weg bis zum neuen Heim.

Von Anja Beutler
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ulrich und Veronika Meißner aus Altbernsdorf haben im Januar 2022 ihr Haus bei einem Brand verloren. Jetzt sind sie in den Neubau eingezogen.
Ulrich und Veronika Meißner aus Altbernsdorf haben im Januar 2022 ihr Haus bei einem Brand verloren. Jetzt sind sie in den Neubau eingezogen. © Jens Kaczmarek

Veronika Meißner steht mit ihrem Mann Ulrich auf dem kleinen Weg, der an ihrem Haus in Altbernsdorf vorbeiführt. Ja, ziemlich neu ist ihr Haus, das man hinter ihnen sieht. Aber, wie ist es eigentlich an diesen Platz gekommen - an diese grüne Oase? Von großen Schneisen, die Baufahrzeuge gewöhnlich hinterlassen, ist nichts zu sehen. Stattdessen breiten Schlangen- und Mähnenfichte, Rhododendron und Sommerflieder ihr Grün wie einen Schleier über Meißners neues Heim am alten Platz. "Ja, manchmal kommt es mir so vor, als hätte ein Kran das Haus von oben auf den Platz gestellt", sagt Veronika Meißner und lacht.

Lachen, das kann die 83-Jährige ohnehin jetzt wieder deutlich öfter als in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Am 10. Januar 2022 löste eine Kerze auf dem Weihnachtsbaum einen Großbrand aus und zerstörte das historische Haus in Altbernsdorf, in dem das Paar seit 1967 wohnte. Nachdem sie anfangs kurz bei einer ihrer Töchter untergekommen waren, zogen sie im April 2022 vorübergehend in eine Mietwohnung in der Sonnensiedlung gleich im benachbarten Schönau-Berzdorf - immer mit dem Ziel, wieder an den alten Platz zurückzukehren. Regelmäßig sind sie die 15 Minuten Fußweg bis zu ihrem Grundstück gelaufen, haben nach dem Rechten gesehen. Sie wollten unbedingt zurück.

Ein Jahr Bauzeit für neues Haus

Das haben sie nun geschafft: "Im Mai dieses Jahres sind wir nach rund einem Jahr Bauzeit hier eingezogen", erzählt Veronika Meißner. Die Bauarbeiter hätten - nachdem mit der Versicherung alles geklärt und das neue Haus geplant war - sehr zügig gearbeitet. "Und sie haben sich wirklich Mühe gegeben, dass unser Grün möglichst erhalten bleibt", betont Veronika Meißner. "Das ist wirklich herrlich", meint auch ihr Mann, "wenn man auf das Grundstück kommt, ist es nach wie vor angenehm schattig." Und trotz der neuen vier Wände fühlt es sich damit für die beiden wieder an wie zu Hause. Man sieht es ihnen auch an - sie wirken gelöst und glücklich.

Das Haus ist freilich kaum mit dem alten zu vergleichen, das wohl Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut worden war. Alle Zimmer liegen jetzt auf einer Ebene, es ist barrierefrei. Alles ist vorausschauend angelegt, damit im Fall des Falles keine Umbauten mehr nötig sind. Immerhin hat auch Ulrich Meißner jüngst seinen 80. Geburtstag gefeiert. Und auch wenn die beiden jetzt noch recht fit sind, wissen die Altbernsdorfer, dass sich das schnell ändern kann.

Geändert hat sich auch vieles bei ihren Habseligkeiten, um die sie sich in den vergangenen Monaten neu kümmern mussten: Kleidung habe sie in Löbau viel aus zweiter Hand gekauft, erzählt Veronika Meißner. Auch die Möbel sind zum Großteil neu: Neben einer gebraucht gekauften Küche dominieren Holztöne im neuen Heim - in Anlehnung an das alte Haus, das mit viel Holz ausgekleidet war. Nur im Arbeitszimmer steht noch eine Erinnerung an die Vergangenheit: ein alter Bauernschrank, Anfang 19. Jahrhundert vielleicht. "Der hat schon meiner Großmutter oder sogar ihrer Mutter gehört", sagt Veronika Meißner. So ganz genau weiß sie es nicht. Er ist blau angestrichen, mit Blütenornamenten verziert und sichtbar historisch. Dazu passend gibt es zwei Stühle. "Schrank und Stühle standen nicht im Haus, sondern in einem Anbau", erklärt sie. Daher haben sie Feuer und Löschwasser überstanden.

Nur wenig retten können nach dem Brand

Neben den Möbeln gibt es nur wenige Stücke aus dem alten Leben, die Meißners retten konnten und durften - wegen einer möglichen Kontaminierung mit Schadstoffen. Aber ein paar Fotos hat das Paar nun doch noch in seinem Besitz, die ein oder andere Vase und auch einige Drechselarbeiten von Ulrich Meißner. Der trauert derweil noch ein bisschen um seine Drechselwerkzeuge. "Die waren in meiner Werkstatt auf dem Grundstück und sind nach dem Brand gestohlen worden", sagt er. Sie neu zu beschaffen, ist echt schwierig. "Sowas gibt es hier nirgends mehr", schildert er.

Zu tun haben die beiden aber auch so genug: Zwar hat Veronika Meißner bereits vor dem Einzug ihre Beete im Garten angelegt und gepflegt, aber noch ist nicht wieder alles so, wie es sein soll. Jetzt, wo nach Monaten endlich alle Möbel da sind, fehlt noch der Terrassenanbau und das ein oder andere gepflasterte Stück Weg vor der Tür. Das soll in den kommenden Wochen noch erledigt werden, sagen die beiden. Und sonst? Haben Sie seit dem Einzug schon viel Besuch aus der Nachbarschaft gehabt? "Nein, die trauen sich offensichtlich nicht", meint Veronika Meißner und lacht.

Dabei haben sie und ihr Mann so vielen Helfern zu danken - von der Feuerwehr über die Baufirmen bis hin zu den Nachbarn und Freunden, die Geld- und Sachspenden gegeben und vieles möglich gemacht haben. "Besonders dankbar sind wir natürlich auch unseren Kindern und meiner Schwester mit ihrer Familie", sagt Veronika Meißner. Eines ist für die beiden jetzt schon klar: "Kerzen kommen nicht mehr ins Haus", sagt Ulrich Meißner. Denn aus ihrem ganz persönlichen Paradies wollen sie nicht ein zweites Mal ausziehen müssen.