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Schiffsbesitzer umgarnt Schönau-Berzdorf - Gemeinde fordert erst Entschuldigung

Stefan Menzel hat offenbar doch noch Pläne mit seinem Elektroschiff auf dem Berzdorfer See. Dabei setzt er vor allem auf eine Kooperation mit Schönau-Berzdorf.

Von Anja Beutler
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Stefan Menzel auf seiner EMS Berzdorf. Seit 19. August bietet er Rundfahrten vom Hafen aus an.
Stefan Menzel auf seiner EMS Berzdorf. Seit 19. August bietet er Rundfahrten vom Hafen aus an. © HOFFMANN PRODUCTIONS GMBH

Hohe Wellen hatte die Ankündigung des Görlitzer Fahrgastschiff-Betreibers Stefan Menzel noch am Montagabend geschlagen: Da kündigte der 34-Jährige an, seine elektrisch betriebene "EMS Berzdorf" im ersten Quartal kommenden Jahres auf ein anderes Gewässer zu versetzen und durch ein Diesel-Schiff zu ersetzen. 24 Stunden später, im Schönau-Berzdorfer Gemeinderat, war davon nun keine Rede mehr. Im Gegenteil, es klang ganz anders.

Menzel hatte bereits vor längerer Zeit Kontakt zu Bürgermeisterin Luisa Rönisch gesucht und angeboten, seine Pläne ihr und dem Gemeinderat vorzustellen und Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit auszuloten. Nun ist klar: Diese Pläne drehen sich nach wie vor um sein Elektroschiff. Aus der Verbitterung über die Stadt Görlitz in diesem Zusammenhang machte Menzel erneut keinen Hehl. Stattdessen umwarb er ganz offen die Gemeinde Schönau-Berzdorf: So sei diese schon immer "lösungsorientiert, risikofreudiger und konstruktiver" gewesen. Er könne sich durchaus vorstellen, sein Gewerbe künftig in Schönau-Berzdorf anzumelden und hier Steuern zu zahlen, wenn man die bisherigen Meinungsverschiedenheiten begraben könne. Im Schönauer Gemeinderat sitzen mehrere Segler und Mitglieder des Segel-Vereins, die Menzel in der Vergangenheit häufiger vor den Kopf gestoßen hatte.

Stefan Menzel betonte, es ginge ihm grundsätzlich um Lösungen, damit seine Kunden zufrieden seien und die Entwicklung am Berzdorfer See voranzubringen. Die Blaue Lagune und deren bisheriges touristisches Angebot lobte Menzel uneingeschränkt, obwohl ihn mit dem dortigen Hauptinvestor Stefan Gläsel inzwischen eher Abneigung verbindet, weil eine Kooperation zwischen den beiden im Unfrieden endete. "Ich denke, dass es einen Wert für die Lagune hat, wenn mein Schiff dort fährt und vielleicht sogar dauerhaft dort liegt", sagte er und betonte in diesem Zusammenhang, dass "der Hafen komplett schlecht geplant" sei.

Auch Gemeinde will Tourismus voranbringen

Bürgermeisterin Luisa Rönisch (SV Schönau), die selbst einen sachorientierten Stil pflegt, bekräftigte, dass die Gemeinde Interesse habe, den Tourismus am See voranzubringen. "Viele Bürger haben im Sommer die Fahrten auf dem Schiff genossen und freuen sich über die Attraktion", erklärte sie. Auch sie lehne eine Lockerung des Winterfahrverbots nicht grundsätzlich ab, aber das, was Menzel fordere, sei zu viel und es müssten eben auch gleiche Bedingungen für alle herrschen. Inzwischen hat sich diese Debatte erübrigt, weil der Landkreis Menzel inzwischen eine Sondergenehmigung erteilt hat.

Rönisch fügte hinzu, dass sich die Gemeinde natürlich nicht von persönlichen Befindlichkeiten leiten lassen dürfe. Aber sie betonte - wie zuvor die Gemeinderäte und Segler Matthias Fiebig und Norman Möhle - dass es Stefan Menzels Verhalten selbst war, das zu Misstrauen und Verärgerungen beigetragen habe. "Ihr Sinneswandel muss buchstäblich über Nacht gekommen sein, am vergangenen Sonnabend klang das noch ganz anders", kommentierte Möhle das Ansinnen Menzels.

Auch die Bürgermeisterin betonte, dass sich Menzel zunächst entschuldigen müsse, bevor man miteinander über konkrete Ansinnen reden könnte. "Wenn ich an den Anfang denke, wo Sie die wildesten E-Mails an meine Sekretärin geschrieben haben, weil ich im Urlaub war, sodass diese schlaflose Nächte hatte", skizziert sie. Abgesehen davon habe Menzel mit unwahren Behauptungen versucht, die Gemeinde bei Entscheidungen unter Druck zu setzen. "Da jetzt Vertrauen wieder aufzubauen - das gebe ich ehrlich zu - ist ganz schwierig." Zu Menzels Angebot, mit einem neutralen Mediator zunächst erst einmal reinen Tisch zu machen, erklärte Luisa Rönisch sich prinzipiell offen. Das werde entschieden, wenn die Einladung konkret ausgesprochen sei.