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Darum ist die Butter jetzt so teurer

Für die Bauern ist das Jahr eher durchwachsen ausgefallen. Bei Tieren und Pflanzen. Aber sehr wahrscheinlich werden deshalb trotzdem nicht alle Produkte teurer.

Von Anja Beutler
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Die Zahl der Kühe sinkt - das wirkt sich auf den Milchpreis aus.
Die Zahl der Kühe sinkt - das wirkt sich auf den Milchpreis aus. © SZ-Archiv

Der Blick auf den Butterpreis lässt dieser Tage manchen Einkäufer zwischen Weißwasser und Zittau erschaudern: Unter 3 Euro für das 250-Gramm-Stück ist da kaum noch was zu machen. Und die Erntebilanz, die in dieser Woche der Freistaat Sachsen bekannt gab, ist nicht gerade rosig: Auch der sächsische Landwirtschaftsminister bilanzierte: "leicht unterdurchschnittlich." Ist das im Süden des Kreises Görlitz auch so? Und droht demnach weitere Teuerung? Was bislang bekannt ist:

Warum ist die Butter so teuer?

Für Experten ist es nicht wirklich verwunderlich, dass Butter aktuell Höchstpreise erzielt. Auch für Robert Otto, Vorstand bei der Agrargenossenschaft Eibau, nicht: "Es gibt seit Jahren immer weniger Kühe. Dieser Trend hat zugenommen und damit ist weniger Milch im Markt", sagt Otto, der selbst auch im Kreis beobachtet, dass immer wieder Betriebe aufgeben, die Tiere aber nicht bei anderen Landwirtschaftsunternehmen hinzukommen. Das bestätigen Zahlen des Landeskontrollverbandes in Sachsen: Allein von 2020 bis 2023 ist die Zahl der Milchkühe von knapp 167.000 um mehr als 9.300 gesunken. Zwar geben die Tiere seit der Wende kontinuierlich pro Kuh deutlich mehr Milch. Trotzdem sinkt die Milchmenge insgesamt.

Die Fachzeitschrift "Agrarheute" spricht aktuell sogar von einem "Allzeithoch" bei Butter - mindestens EU-weit. Hier wirkt sich aus, dass nicht nur weniger Milch auf dem Markt ist, sondern diese zunehmend auch weniger Fett enthält - desto mehr Fett in der Milch, umso mehr Butter. Daher der Preisanstieg. Milchprodukte werden aber bald folgen, schätzen Experten.

Für die Milchbauern hat das immerhin einen Vorteil: Der Preis ist mit 46 bis 48 Cent je Liter auf einem "relativ hohen, guten Niveau", sagt auch Robert Otto. Er fügt aber hinzu: "Hier darf man nicht mehr die Maßstäbe von vor fünf Jahren ansetzen." Denn vor allem Personal-, Energiekosten und Investitionen in Technik sind deutlich teurer geworden. Der hohe Milchpreis sei daher ein Preis, "mit dem man erst einmal klarkommen kann".

Haben die Aprilfröste Schaden gemacht?

Bei einigen Kulturen wird es vermutlich auch für die Verbraucher teurer: Der April war zu kalt, das hat vor allem dem Raps geschadet, dessen Erträge spürbar schlechter sind. Der Mai war dann zu trocken, was vor allem für die hier vielfach angebaute Futtergerste hinderlich war. "Beim Weizen geht die Wachstumsphase später los, da ging noch einiges zu kompensieren", erklärt Eric Krems, Geschäftsführer des Bauernverbandes Oberlausitz. Anhand einer Datenanalyse der vergangenen 60 Jahre kann er zudem bestätigen, dass das Frühjahr und die Wachstumsperiode auch im Kreis Görlitz immer mehr "nach vorn" rutscht. "Die Natur ist über die Jahre zwei bis zweieinhalb Wochen früher dran - das verschiebt auch die Gefahr durch späte Fröste", erklärt er. In diesem Jahr hat es vor allem die Obstbäume stark erwischt, aber eben auch Auswirkungen auf manche Feldfrüchte gehabt.

Drohen bei Getreide ebenfalls höhere Preise?

Das ist derzeit schwierig abzuschätzen, sagt der Bauernverbands-Geschäftsführer Eric Krems. "Die Preise sind so volatil, da kann sich noch viel ändern." Generell sei die Ernte "durchwachsen" ausgefallen, insgesamt wird es ein durchschnittliches bis unterdurchschnittliches Jahr. Im Norden des Kreises war es wegen der eher sandigen Böden und der Trockenheit im Frühjahr dabei deutlich schwieriger als im Süden des Kreises. "Aber auch dort kommt es wirklich auf den Schlag an", betont Krems und beschreibt eine Art Regenroulette, das er und seine Kollegen immer wieder beobachten konnten: "Bei einem Landwirt sind nur zwei Liter Regen heruntergekommen, beim anderen, nur ein paar Kilometer weiter hinter dem Berg, waren es 35 Liter", schildert er. Ein generelles Phänomen.

Die Getreidepreise selbst, die ja wie alle Agrarprodukte am Weltmarkt hängen, seien aktuell für die Landwirte nicht sonderlich vorteilhaft, zur Erntezeit waren sie sogar noch einmal gefallen. Da viele Bauern auch noch größere Mengen Getreide aus dem vergangenen Jahr nicht verkauft haben, weil laut Krems "bei uns das Ukrainische Getreide über Polen reingedrückt hat", ist aktuell nicht zwingend zu erwarten, dass sich die Preise aus Sicht der Bauern enorm gut entwickeln werden. Für die Verbraucher könnte das eher von Vorteil sein.

Wie steht's bei Kartoffeln und Mais dieses Jahr?

Hier ist zumindest eine ordentliche bis gute Ernte zu erwarten. Bei den Kartoffeln, so sagt Robert Otto von der Agrargenossenschaft Eibau, lässt sich zwar noch kein abschließendes Urteil zu Qualität und Quantität fällen: "Wir haben gerade mit der Ernte begonnen und starten an diesem Wochenende mit dem Verkauf in Ninive", sagt er. Bislang sehe es aber gut aus. Das gelte auch für den Mais, der gut dastehe und mit den Witterungsbedingungen in diesem Jahr gut klargekommen ist. "Aber auch der Mais ist rund zwei Wochen eher dran als sonst", sagt Otto.