Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Leipzig
Merken

Leipziger Messe meldet neue Rekorde

In diesem Jahr erwarten die Chefs der Leipziger Messe erstmals mehr als 100 Millionen Euro Umsatz. Währenddessen streiken die Beschäftigten erstmals für höhere Löhne.

Von Sven Heitkamp
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Nach Jahren der Pandemie-Krise hat sich die Leipziger Messe mit neuen Rekordergebnissen zurückgemeldet
Nach Jahren der Pandemie-Krise hat sich die Leipziger Messe mit neuen Rekordergebnissen zurückgemeldet © Christian Modla

Nach Jahren der Pandemie-Krise hat sich die Leipziger Messe mit neuen Rekordergebnissen zurückgemeldet: In diesem Jahr erwarten die Geschäftsführer erstmals in der Unternehmensgeschichte einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro. „Wir bleiben auf Wachstumskurs“, sagte der Sprecher der Geschäftsführung Martin Buhl-Wagner.

Zuletzt hatte die Messe im Vor-Corona-Jahr 2019 einen Höchstwert von 99,6 Millionen Euro Umsatz verkündet. Die historische Marke von 100 Millionen Euro wollen die ambitionierten Messe-Chefs zukünftig nicht mehr unterschreiten. Im Gegenteil: Bis 2030 wollen sie fest unter den 30 größten Messeplätzen der Welt rangieren, kündigte Geschäftsführer Markus Geisenberger an. Dafür dürften nach internen Schätzungen noch einmal ungefähr 30 Prozent mehr Umsatz nötig sein. Schon heute gehört Leipzig zu den zehn größten Messen Deutschlands und rangiert international etwa auf Platz 40.

Das neue Wachstum basiere dabei nicht etwa auf Sondereffekten von einzelnen Veranstaltungen, betonte Geisenberger. Vielmehr resultierten die höheren Einnahmen aus Zuwächsen in mehreren Bereichen gleichzeitig. „Alle unsere Geschäftsbereiche und Töchter haben ihren Anteil zum Umsatzwachstum beigetragen“, so Geisenberger. „Die Menschen wollen sich treffen – Messen und Kongresse werden gebraucht.“

Export der Messe-Marken

Zudem war die Leipziger Messe während der Fußball-Europameisterschaft als „International Broadcast Center“ das Medienzentrum für die globalen Fernsehübertragungen der EM und zudem Sitz des Videoschiedsrichters. Auch Publikumsveranstaltungen wie die Buchmesse, „Partner Pferd“ und Haus-Garten-Freizeit sowie diverse Fachmessen wie OTWorld und PaintExpo seien sehr gut gelaufen, betonte Buhl-Wagner. Daneben solle das Geschäft durch Zukäufe von fremden Messen gestärkt werden.

Etwa ein Viertel des Umsatzes erzielt die Messe mittlerweile mit ihren Dienstleistungen durch Engagements im Ausland und den Export der erfolgreichen Messe-Marken. Neu sind in diesem Jahr zum Beispiel eine Kooperation mit der kasachischen Messegesellschaft für eine führende Maschinenbau-Ausstellung und eine Leitmesse für Museumsausstattungen in Abu Dhabi. Zudem organisieren die Leipziger Deutschlands Partnerlandbeteiligung auf der griechischen Großmesse „Thessaloniki International Fair“. Auftritte im Ausland führten wiederum zu neuen Geschäften und mehr Besuchern in Leipzig, erklärte Geisenberger.

Trotz wachsender Umsätze nutzen die Leipziger Messe-Macher aber nach wie vor Zuschüsse des Freistaates und der Stadt Leipzig als Gesellschafter, um Verluste auszugleichen. Für vergangenes Jahr steht im Geschäftsbericht ein Konzernjahresfehlbetrag von 5,9 Millionen Euro. 2022 waren es sogar mehr als zehn Millionen Euro. Voriges Jahr hat die Messe 178 Veranstaltungen mit fast 800.000 Besuchern organisiert und erreichte einen Konzernumsatz von 80 Millionen Euro.

Erstmals Warnstreik

Gleichzeitig werden Millionensummen in die Modernisierung des Messegeländes investiert, unter anderem für digitale Beschilderungen, ein neues Einlasssystem und die Parkplatz-Bewirtschaftung mit Kennzeichen-Erkennung. Auf dem Dach der Messe wurde zudem im Frühjahr eine Photovoltaikanlage mit 2.600 Solarpanels in Betrieb genommen, die künftig 15 Prozent des Strombedarfs decken soll.

Die mehr als 400 Beschäftigten der Messe drängen unterdessen auf eine bessere Bezahlung. Die Gewerkschaft Verdi hatte am Dienstag erstmals zum Warnstreik unter dem Motto „Unsere Messe liebt uns nicht“ aufgerufen. Gefordert werden Gehaltserhöhungen um 650 Euro im Monat und Urlaubsgelds in Höhe eines Monatsgehalts.

Andere Landesunternehmen und andere Messegesellschaften zahlten deutlich höhere Löhne, hieß es. Die Geschäftsführer nennen die Erhöhung um fast 30 Prozent dagegen „betriebswirtschaftlich in keiner Weise darstellbar“. Der Streik sei zudem „völlig unnötig“. Man habe bereits Gehaltssteigerungen um rund 13 Prozent angeboten, so Buhl-Wagner und Geisenberger. Am Dienstag ist die dritte Verhandlungsrunde angesetzt. Die Leipziger Messe hat seit zwei Jahren einen Haustarifvertrag.