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CSD-Parade und Neonazi-Protest: Was kommt am Samstag auf Leipzig zu?

Vor einer Woche wurde der CSD in Bautzen von rechtsextremen Protesten begleitet. Jetzt steht der große CSD in Leipzig mit etwa 18.000 Teilnehmern an. Worauf Veranstalter, Polizei und Behörden sich einstellen.

Von Henriette Kuhn
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Eine Woche nach den rechtsextremen Protesten beim CSD in Bautzen bereitet sich die Polizei zum Christopher Street Day in Leipzig auf einen Großeinsatz vor.
Eine Woche nach den rechtsextremen Protesten beim CSD in Bautzen bereitet sich die Polizei zum Christopher Street Day in Leipzig auf einen Großeinsatz vor. © Sebastian Willnow/dpa

Leipzig. Wegen angekündigter rechtsextremer Proteste bereitet sich die Leipziger Polizei beim Christopher Street Day (CSD) am Samstag auf einen Großeinsatz vor. Man war von einer großen und friedvollen Veranstaltung ausgegangen, teilten die Sicherheitsbehörden mit. Doch nach den rechtsextremen Protesten in Bautzen habe sich die Dimension stark verändert. Die CSD-Veranstalter hoffen dennoch auf ein friedliches Fest.

Wann und wo startet der CSD? Welche Straßen sind von der Parade betroffen? Und wie bereitet sich die Polizei vor? Ein Überblick über das, was die Leipziger am Samstag erwartet.

Wann und wo startet die CSD-Parade in Leipzig?

Zeitplan und Route des CSD in Leipzig sind inzwischen bekannt. Auf dem Augustusplatz findet ab 11.30 Uhr ein Straßenfest statt. Die Parade beginnt um 13 Uhr und führt laut Angaben des Ordnungsamts vom Augustusplatz über den Grimmaischer Steinweg, die Prager Straße, Bundesstraße 2, Johannisallee, Straße des 18. Oktober, Windmühlenstraße, Wilhelm-Leuschner-Platz (Ecke Dimitroffstraße), Schillerstraße, Petersstraße, Markt, Salzgäßchen, Reichsstraße, Am Hallischen Tor, Willy-Brandt-Platz (Hauptbahnhof) und endet schließlich gegen 16 Uhr wieder am Augustusplatz.

Was findet beim CSD in Leipzig statt?

Bereits seit dem 9. August finden im Rahmen des CSD in Leipzig Veranstaltungen statt, darunter Podiumsdiskussionen und Workshops. Die Kundgebung am Samstag ist der Höhepunkt der Woche unter dem Motto "CSD Leipzig 2024 - wir wählen Vielfalt". Auf der Bühne vor der Oper kommen Vertreterinnen und Vertreter der queeren Community aus Leipzig und Umgebung zu Wort. Ziel der Kundgebung sei es, "ein starkes, buntes und lautes Zeichen für Vielfalt" zu setzen, so die Veranstalter.

Es wird darauf hingewiesen, ausreichend Wasser mitzunehmen. Der Ausschank alkoholischer Getränke ist untersagt. Weitere wichtige Hinweise sind auf der Webseite der Veranstaltung zusammengestellt. Außerdem wird dort auch ein Livestream der Kundgebung angeboten.

Worauf stellen sich die Veranstalter ein?

Jasmin Gräwel, Sprecherin des CSD in Leipzig, sagte mit Blick auf den Neonazi-Aufmarsch in Bautzen am vergangenen Wochenende: "Die Bilder sind schockierend und brennen sich ein. "Auf der einen Seite ist es nicht zu glauben, auf der anderen Seite zeigt das, dass wir hier ein großes Problem mit Rechtsextremen haben." Im Gespräch mit Sächsische.de betonte sie aber auch: "Wir lassen uns nicht davon abhalten, für Vielfalt, queere Menschen und für Gleichberechtigung einzustehen." Das Leipziger Team sei in enger Abspreche mit den Sicherheitsbehörden. Das Ordnungsamt rechnet mit bis zu 18.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Die Veranstalter in Leipzig bekommen Unterstützung aus der LGBTQ-Szene. So kündigte Berlins Queer-Beauftragter an, am Samstag den CSD in Leipzig unterstützen zu wollen. Es gehe um Präsenz und Solidarität für die schwul-lesbische Szene vor Ort, kündigte Alfonso Pantisano an. "Bautzen sollte uns eine Warnung sein." Man dürfe den Feinden der Demokratie nicht "unsere Straßen und unsere Freiheit überlassen".

Auch der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär Sven Lehmann (Grüne), kündigte für Leipzig seinen Besuch an. Er erwarte von der Polizei, dass der CSD geschützt werde und eine sichere Demonstration möglich sei, kündigte er an.

Was war in Bautzen passiert?

In Bautzen hatten am vergangenen Samstag mehr als 1.000 Menschen an dem CSD-Zug teilgenommen. Parallel versammelten sich etwa 680 Menschen aus dem rechtsextremen Lager und von Neonazi-Gruppen. Die Polizei hielt die beiden Veranstaltungen voneinander fern. Einsatzkräfte stellten bei rechtsextremen Demonstranten Sturmhauben sicher und teilten mit, offenbar seien "ausländerfeindliche Parolen" gesungen worden. Die CSD-Veranstalter sagten eine geplante Abschlussparty aus Sicherheitsgründen ab.

Rechtsextreme versammelten sich am Rande des CSD in Bautzen.
Rechtsextreme versammelten sich am Rande des CSD in Bautzen. © Sebastian Willnow/dpa

Was ist beim Gegenprotest in Leipzig zu erwarten?

Unter anderem die rechtsextreme Kleinpartei Dritter Weg mobilisiert für den Gegenprotest in Leipzig bundesweit Neonazis. Nach Angaben des Leipziger Ordnungsamtes ist für Samstag ein Aufzug unter dem Motto „stolz, deutsch, national“ mit bis zu 1.000 Teilnehmern angemeldet. Wo dieser genau stattfindet, teilte das Ordnungsamt allerdings zunächst nicht mit.

Die Initiative "Leipzig nimmt Platz" hat wiederum für mehrere Plätze in der Stadt beim Ordnungsamt drei Kundgebungen unter dem Motto "Kein Platz für Nazis" angemeldet - unter anderem ein Gegenprotest, der ab 9.30 Uhr am Hauptbahnhof stattfinden soll.

Wie bereitet sich die Polizei vor?

Nach Angaben der Leipziger Polizei laufen die Vorbereitungen für Samstag auf Hochtouren. Mit den Ereignissen in Bautzen habe sich die Gefahrenlage stark verändert, teilte die Polizei auf Anfrage mit. "Als Leipziger Polizei sind wir geübt in der Bewältigung großer Einsatzlagen – klar ist, der CSD in Leipzig wird am Samstag geschützt", sagte Polizeipräsident René Demmler. Ziel sei, dass der CSD so stattfinden kann, wie er geplant wurde.

Für die Polizei bedeutet das konkret einen hohen Kräftebedarf. Neben vielen Polizisten der Reviere, der Verkehrspolizei und der Kriminalpolizei werde auch eine Einsatzhundertschaft eingesetzt. Zudem wurde Unterstützung der Bereitschaftspolizei Sachsen sowie anderer Bundesländer angefordert. Zusagen gebe es bereits aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Auch mit der Bundespolizei stehe man im Austausch, hieß es am Freitag.

Verkehr in Leipzig: Worauf muss sich die Bevölkerung einstellen?

Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl bei der CSD-Parade müssen sich die Leipziger auf erhebliche Verkehrseinschränkungen einstellen. Betroffen ist vor allem der Innenstadtring, ausgehend vom Augustusplatz. Insbesondere am Vormittag ist rund um den Hauptbahnhof mit Behinderungen zu rechnen. "Die Bevölkerung wird gebeten, sich darauf einzustellen", teilte die Polizei mit.

Was ist Hintergrund des Christopher Street Day?

Der Christopher Street Day findet jedes Jahr in vielen Städten in aller Welt statt und erinnert an Ereignisse am 28. Juni 1969 in New York: Polizisten stürmten damals die Bar "Stonewall Inn" in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Trans-Menschen aus. Der CSD soll an deren Rechte erinnern.

In Sachsen sind in den kommenden Wochen CSD-Kundgebungen in Plauen, Zwickau, Freiberg, Döbeln und Görlitz geplant. (mit dpa)