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Jeden Tag ein neues Tier: Banksy-Zoo wird größer

Seit mehr als einer Woche verziert Banksy Wände in London mit Tieren. Das neueste Werk erscheint ausgerechnet am Zoo - und könnte das Leitmotiv der aktuellen Serie liefern.

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Eine Woche lang überrascht Banksy die Londoner täglich mit einem neuen Tierbild - darunter Elefanten, Äffchen, ein Wolf, Pelikane und auch ein Nashorn.
Eine Woche lang überrascht Banksy die Londoner täglich mit einem neuen Tierbild - darunter Elefanten, Äffchen, ein Wolf, Pelikane und auch ein Nashorn. © dpa/Banksy,Instagram

London. Banksy lässt die Tiere frei: Sein neuntes tierisches Motiv in Folge hat der mysteriöse Street-Art-Künstler ausgerechnet am Londoner Zoo angebracht. Dabei hält ein Gorilla scheinbar einen Rollladen am Eingang hoch, damit mehrere Tiere entkommen können, wie auf einem Foto von Banksys Instagram-Account zu sehen ist.

Eine Robbe und Vögel sind schon ausgebüxt, drei weitere Augenpaare gucken aus der Lücke hervor. Die BBC berichtete unter Berufung auf Banksys Team, damit sei die jüngste Tier-Serie beendet, die London seit mehr als einer Woche in Atem hält.

Es ist nicht das erste Mal, das Banksy einen Tierpark als Bühne wählt. 2001 tauchte sein Schriftzug im Zoo von Barcelona im Pinguin- sowie im Giraffengehege auf. Der Künstler nutzte in der Vergangenheit zudem häufiger Tiere, in der Regel waren es aber Ratten.

Auf Instagram bejubelten seine Fans die Aktion: "Die große Flucht", hieß es in einem Kommentar. Eine Zoo-Sprecherin hingegen sagte der Nachrichtenagentur PA, die Werke brächten den Menschen viel Freude - wie der Zoo. Selbst äußerte sich der Brite, der in der westenglischen Stadt Bristol aufgewachsen ist, bisher nicht zur Bedeutung der Motive.

Am Montag wurde ein Nashorn - im typischen Banksy-Stil an eine Wand im Osten der britischen Hauptstadt gesprayt - scheint ein liegen gebliebenes Auto besteigen zu wollen. Auf der Motorhaube des Wagens steht ein Verkehrskegel, sodass es ebenfalls ein wenig wie ein Nashorn wirkt.

Nashorn mit Auto.
Nashorn mit Auto. © PA Wire

Zuvor fiel ein anderes Werk etwas aus der Reihe: Auf die Scheiben eines Glashäuschens der Polizei in der Londoner City brachte der Künstler vor blauem Hintergrund Fischschwärme auf.

Ein neues Kunstwerk von Banksy mit schwimmenden Fischen, das auf einem Polizeikasten in der Londoner Innenstadt erschienen ist, wird von Arbeitern abgesperrt.
Ein neues Kunstwerk von Banksy mit schwimmenden Fischen, das auf einem Polizeikasten in der Londoner Innenstadt erschienen ist, wird von Arbeitern abgesperrt. © PA Wire

Das Häuschen, das einer Telefonzelle ähnelt und die Aufschrift "City of London Police" trägt, wirkt dadurch wie ein Aquarium. Die Polizei teilte laut dem Sender Sky News mit, sie habe Sachbeschädigung an einem Polizeihäuschen festgestellt.

Freude ist manchmal nur von kurzer Dauer

Der mysteriöse Graffiti-Star - seine Identität ist ein gut gehütetes Geheimnis - bestätigt die an unterschiedlichen Orten in London über Nacht auftauchenden Werke stets mit einem Foto auf seinem Instagram-Account. Sie werden rasch zu Wallfahrtsorten für Fans des sozial engagierten Künstlers, der sich auch für Flüchtlinge einsetzt.

© PA Wire

Doch die Freude ist manchmal nur von kurzer Dauer: Eine sich genüsslich streckende Katze, die auf eine verfallene Werbetafel an einer Straße im Nordwesten Londons gesprüht wurde, wird innerhalb kürzester Zeit entfernt.

Hier ist die Katze noch da....
Hier ist die Katze noch da.... © PA Wire
Bauarbeiter demontieren eine Werbetafel mit dem neuen Banksy-Kunstwerk, das eine sich streckende Katze darstellt.
Bauarbeiter demontieren eine Werbetafel mit dem neuen Banksy-Kunstwerk, das eine sich streckende Katze darstellt. © PA Wire

Angeblich aus Sicherheitsgründen machen sich Mitarbeiter einer Firma daran, die Werbetafel im Auftrag von deren Eigentümer abzubauen. Der habe versprochen, die Katze einer Kunstgalerie zu spenden, erfährt die Nachrichtenagentur PA von der Polizei, die zum Schutz von Schaulustigen an der befahrenen Straße im Einsatz ist. Trotzdem gibt es Buhrufe von Banksy-Fans.

Satellitenschüssel mit heulendem Wolf schnell gestohlen

Noch ein zweites Werk verschwand gleich nach seinem Erscheinen wieder. Mehrere maskierte Männer hatten den auf einer Satellitenschüssel aufgesprühten heulenden Wolf im Südost-Londoner Stadtteil Peckham schon innerhalb einer Stunde nach der Bestätigung Banksys abmontiert.

© PA Wire

Die Londoner Polizei bestätigte, dass eine Anzeige wegen Diebstahls eingegangen war. Ein Banksy-Sprecher sagte PA, der Künstler habe mit dem Diebstahl nichts zu tun und unterstütze diesen auch nicht.

Was will Banksy mit den Tier-Bildern ausdrücken?

Banksy-Fans spekulieren seit Tagen darüber, was der Künstler mit den Tier-Bildern aussagen will. Spielte er mit dem Steinbock etwa auf die rechtsextremen Ausschreitungen im Land an, mit einem Symbol für einen Sündenbock, wie ein Instagram-Nutzer meinte?

© PA Wire

Sollen die drei Äffchen für den japanischen Spruch "nichts sehen, nichts hören, nichts sagen" stehen? Die Weisheit, die oft mit drei Affen dargestellt wird, von denen sich je einer die Augen, Ohren oder den Mund zuhält, wurde im Westen oft als Kritik an der Neigung von Menschen interpretiert, über Unrecht hinwegzusehen.

Fische auf Polizeihäuschen sehen nach Piranhas aus

Doch Banksy lieferte keine Interpretation. Immerhin, nach Tagen des Rätselns konnte die britische Zeitung "Observer" ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Die Bilder hätten keine tiefere Bedeutung, berichtete das Blatt aus dem Umfeld des Künstlers. Er wolle den Menschen Freude bereiten in einer Zeit, in der negative Schlagzeilen dominierten.

Ein nächstes Werk zeigt Pelikane an einem Fish and Chips-Laden in London.
Ein nächstes Werk zeigt Pelikane an einem Fish and Chips-Laden in London. © PA Media

Banksy hoffe, "dass die Werke die Menschen mit einem Moment unerwarteter Freude aufmuntern". Gleichzeitig gehe es darum, die Fähigkeit der Menschen zu kreativem Spiel anstatt zu Zerstörung und Negativität hervorzuheben, zitierte das Blatt einen Banksy-Vertreter.

© PA Wire

Der Aufmerksamkeit nach, die Banksy für seinen "Zoo" erhielt, dürfte ihm das gelungen sein. Doch so ganz ohne kritische Untertöne ist sein Werk womöglich doch nicht: Die Fische auf dem Polizeihäuschen sehen mit ihren spitzen Zähnen verdächtig nach Piranhas aus. Für die britische Polizei, die in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Skandalen zu kämpfen hatte, wäre das keine schmeichelhafte Interpretation. (dpa)