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Wie ein SA-Mann in der DDR gefeiert und verfolgt wird

Franz Fühmann verwandelte die Katastrophen des 20. Jahrhunderts in großartige Literatur. Den schärfsten Kampf führte er mit sich selbst.

Von Karin Großmann
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Ein warmer Kachelofen war für Franz Fühmann der Inbegriff von Geborgenheit, eine Erinnerung an die Kindheit am Fuß des Riesengebirges. Das Foto zeigt ihn 1982.
Ein warmer Kachelofen war für Franz Fühmann der Inbegriff von Geborgenheit, eine Erinnerung an die Kindheit am Fuß des Riesengebirges. Das Foto zeigt ihn 1982. © 10016676

Jeder hat einen anderen Fühmann. Mancher hatte ihn schon, ohne es zu wissen. Zum Beispiel Ende der Fünfziger in der DDR mit dem Buch „Vom Moritz, der kein Schmutzkind mehr sein wollte“. Sauberkeit wird dort belohnt mit einer schneeweißen Prinzessin. Oder man hatte Fühmann mit dem Kinderkrimi „Auf der Suche nach dem wunderbunten Vögelchen“ und mit fabelhaften Volkspolizisten in der kugelrunden Stadt Käsebrot. Dass damit Bitterfeld unter seiner stinkenden Dunstglocke gemeint war, konnten Leser der Trompeterbuch-Reihe nicht ahnen. Und vor allem hatte man Fühmann mit seinen Neuerzählungen antiker Sagen und dem grandiosen Sprachspielbuch „Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel“. Später erschienen „Märchen auf Bestellung“, für die auch seine Enkelin Marsha Anstöße gab. Seitdem wächst hinter dem zweiundzwanzigsten Hügel zwischen Sachsen und Mecklenburg das Kraut Liebnurmich.

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