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Clueso singt offiziellen Song des deutschen Olympiateams

Das deutsche Olympia-Team wollte eine Hymne für die Spiele in Paris. Clueso hat sie geliefert. Warum das Schreiben des Songs für den Erfurter Sänger ein Balanceakt war.

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"Viele Leute sehen nicht, wie oft man verlieren muss um zu gewinnen": Clueso bei einem Konzert in Dresden.
"Viele Leute sehen nicht, wie oft man verlieren muss um zu gewinnen": Clueso bei einem Konzert in Dresden. ©  Archiv: dpa/Sebastian Kahnert

In den Profisport hat es Clueso nie gezogen. Für Fußball sei der Erfurter Sänger „zu schmächtig“ gewesen, die Methoden im DDR-Turnsport waren ihm zu brutal. „Ich habe mich wirklich mit Bändern an Tische gefesselt, damit der Bus, der mich abholen wollte, mich nicht mitnimmt. Es war schon sehr hart, und da hatten mein Bruder und ich damals keinen Bock drauf“, sagte der 44-Jährige.

Zumindest musikalisch hat es Clueso („Gewinner“, „Chicago“) jetzt zu den Olympischen Spielen geschafft. Denn der Songwriter singt den offiziellen Song für das deutsche Team: „Für immer jetzt“.

Eingängiger Beat, Bläser und Chöre

„Musik ist ein ständiger Begleiter von Athletinnen und Athleten auf ihrem Weg zu den Olympischen und Paralympischen Spielen. Musik verbindet, tröstet, motiviert und erzählt Geschichten – wie der Sport.“ So begründet der Deutsche Olympische Sportbund die Entscheidung, erstmals einen Team-Song in Auftrag zu geben. Man wolle den Olympia-Teilnehmenden von Team Deutschland „einen musikalischen Begleiter für ihre ganz besondere Reise mit ins Gepäck geben, sodass sie immer an ihre Geschichten und Emotionen erinnert werden“.

Der nur 140 Sekunden lange Track hat einen eingängigen Pop-Beat, Bläser, Chöre und einen simplen Refrain: „Und wir rennen an allen vorbei, keiner hätte auf uns gesetzt. Hauen ein Denkmal in die Zeit. Für immer jetzt.“ Für einen Motivationssong müsse der Text nicht in die Tiefe gehen, findet Clueso. Seine ersten Versuche beim Songwriting seien zu verkopft gewesen. Er habe dann entschieden, sich dem Thema durch Gespräche mit den Sportstars zu nähern.

„Viele Leute sehen gar nicht, wie oft man verlieren muss, um zu gewinnen. Das kenne ich auch von der Musik“, erzählt der Sänger. „Dass man sehr oft scheitern muss und oftmals auch aus dem Freundes- und Familienkreis viel Gegenwind bekommt nach dem Motto: ‚Warum machst du das eigentlich?‘“

In der zweiten Strophe singt der Thüringer, der früher leidenschaftlicher Breakdancer war, über diese zwei Seiten der Medaille: „Wie oft sieht man nur die Perfektheit? Und nicht die Risse im Gold. Wir toppen unsere beste Zeit, so wie Usain Bolt.“

Für Clueso, der eigentlich Thomas Hübner heißt, war das Schreiben an einem Olympia-Song ein Balanceakt: Zwar sollen sich die Athletinnen und Athleten in den Textzeilen wiederfinden. Andererseits wolle er das Lied aber auch nach den Spielen von Paris noch auf seinen Konzerten präsentieren. Darum wurde „Für immer jetzt“ ein Partylied.

Musik ist für viele im Spitzensport tatsächlich wichtig, um sich vor dem Training oder dem Wettkampf in Stimmung zu bringen. Die deutschen Hockey-Herren haben dafür einen extra „Kabinen-DJ“ bestimmt, Individualsportler wie Kitesurfer Jannis Maus greifen auf ihre Playlists zurück. „Bevor ich aufs Wasser gehe, höre ich laut Musik und blende alles andere aus.“

Von Whitney Houston bis Muse

Bei der früheren Turn-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz kommt der Song von Clueso gut an. „Bei der Fußball-EM merkt man ja, dass der Zusammenhalt auch durch Musik intensiv gefördert wird. Wenn ein Song dazu beiträgt, dass sich auch die Fans mit dem Team Deutschland identifizieren können, finde ich das eine wahnsinnig schöne Sache.“

Ein eigener Song für das deutsche Olympia-Team ist zwar neu, musikalisch untermalen die Organisatoren die Spiele aber schon seit mehreren Jahrzehnten. Das epische Duett „Barcelona“ von Freddie Mercury und Montserrat Caballé sorgte 1992 für Gänsehaut. Die Mutter aller Olympia-Hymnen, Whitney Houstons imposantes „One Moment In Time“, wurde 1988 in Seoul lediglich bei Medaillenverleihungen und Fernsehübertragungen eingespielt – mauserte sich darüber dann aber zum weltweiten Hit. Auch Megastars wie Gloria Estefan (1996, Atlanta), Björk (2004, Athen), Sarah Brightman (2008, Peking) und Muse (2012, London) sind musikalische Olympioniken.

Noch ist nicht bekannt, wer den offiziellen Song für die Paris-Spiele singt, die am 26. Juli beginnen. Die deutschen Leichtathleten, Surfer und Fußballerinnen feiern ihre Medaillen jedenfalls mit Clueso – der einen Tag nach der Eröffnungsfeier auch in der deutschen Fanzone in Paris auftreten wird. (dpa)