Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Feuilleton

Eine Zeitung gegen die AfD will Sachsen "überschwemmen"

Die Greifswalder Zeitung Katapult bringt zur Landtagswahl eine Extra-Ausgabe für Sachsen heraus, um einen AfD-Sieg zu verhindern. Sind die Macher "größenwahnsinnig"?

Von Elisa Schulz
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Greifswalder Zeitung Katapult hat jeweils eine Ausgabe für Sachsen, Thüringen und Brandenburg herausgebracht. Sie stehen ganz im Fokus der anstehenden Landtagswahlen.
Die Greifswalder Zeitung Katapult hat jeweils eine Ausgabe für Sachsen, Thüringen und Brandenburg herausgebracht. Sie stehen ganz im Fokus der anstehenden Landtagswahlen. © kairospress

Schon die Titelseite kommt nicht gerade bescheiden daher: "Sachsen, wie du es noch nie gesehen hast!" Mit dieser Schlagzeile bringt die aus Greifswald stammende Zeitung Katapult eine Extra-Ausgabe zur sächsischen Landtagswahl heraus. Auch die Ankündigung im Internet war vollmundig: Man wolle Sachsen, Thüringen und Brandenburg vor den Wahlen "mit einer demokratischen Zeitung überschwemmen", so der Herausgeber und Chefredakteur Benjamin Fredrich. Das höre sich "größenwahnsinnig" an, sei aber genau so gemeint. Seit Anfang August ist die Zeitung da und wird in den großen und kleinen Städten der drei Ost-Bundesländer verteilt.

Unter die Leute gebracht werden die Exemplare von Freiwilligen, die stapelweise Zeitungen an den Abgabepunkten abholen können. Diese Verteiler sollen sie dann weitergeben. "Pohritzsch bis Oybin, von Köbeln bis Schönberg. Wir geben euch Hunderte Zeitungen und ihr verteilt sie in eurer Familie, unter Bekannten, ihr pflastert damit die Unimensa oder legt sie auf alle Sitze aller Bahnwaggons", heißt es in der Katapult-Ankündigung.

Die Auflage der Zeitungen wird angeblich durch die Höhe der Spendenbeiträge bestimmt. In Sachsen beträgt sie laut Angaben von Katapult 200.000 Zeitungen. In Dresden habe es gerade einmal 13 Minuten gedauert, bis alle geplanten Ausgaben weg waren, so Katapult. Die Termine in Freiberg, Chemnitz und Zwickau mussten schon verschoben werden, um Exemplare nachzudrucken.

Bunt und voll mit Grafiken

Sachsen, wie du es noch nie gesehen hast? Katapult will zeigen, dass die AfD eine extremistische Partei ist - und dass Sachsen nicht nur Schwächen, sondern auch Stärken hat, etwa in der Wirtschaft und in der Kultur. Über all das berichten regionale und überregionale Medien allerdings schon seit vielen Jahren ausführlich. Man durfte also gespannt sein, was genau Katapult anders machen will.

Blättert man durch die 16-seitige Zeitung, gibt es durchaus Interessantes, aber wenig Neues zu entdecken, jedenfalls für Menschen, die in Sachsen leben. Die Titelseite zeigt eine Grafik der Bevölkerung in Sachsen. Feste Einwohnerzahlen sind nirgendwo vermerkt. Es folgen Grafiken um Grafiken, zum Teil groß über die ganze Seite gedruckt. Zu finden sind hier zum Beispiel: Drehorte in Sachsen und Preisentwicklungen. Aber auch eine Karte von Ostdeutschland, die zeigt, welche Regionalzeitung zu welchem Unternehmen mit Sitz in Westdeutschland gehört.

Nur auf zwei Seiten geht es um die AfD

Nur zwei Seiten in dem Heft behandeln die AfD und die bevorstehenden Landtagswahlen, stellen Wahlprogramme gegenüber und zeigen mit AfD-Zitaten, wie fremdenfeindlich und radikal die Partei ist. Ein Artikel des Journalisten Matthias Meisner, der schon seit den Neunzigerjahren über Innenpolitik, die Linkspartei, Rechtsextremismus und Ostdeutschland schreibt, analysiert detailliert, wie die AfD über Institutionen ihre Macht festigen will.

Am Kiosk kaufen kann man Katapult nicht, auch ein E-Paper ist nicht erhältlich. Wer sich für ein Exemplar der Zeitung interessiert, aber noch keins gesehen hat, kann nur auf einen der nächsten Verteil-Termine in Sachsen warten. Diese sollen demnächst auf der Internetseite von Katapult bekannt gegeben werden.