Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Update Feuilleton
Merken

Mockridge will wieder auf die Bühne - Tourstart in Wien

Luke Mockridge will nach seinen verunglimpfenden Aussagen über Behindertensport wieder auf die Bühne. Der verspätete Auftakt seiner lange geplanten Tour soll in Wien stattfinden.

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Comedian Luke Mockridge sorgt mit verunglimpfenden Kommentaren wieder für Wirbel, dann bittet er um Entschuldigung. Der Sender Sat.1 nimmt seine neue Show dennoch aus dem Programm.
Comedian Luke Mockridge sorgt mit verunglimpfenden Kommentaren wieder für Wirbel, dann bittet er um Entschuldigung. Der Sender Sat.1 nimmt seine neue Show dennoch aus dem Programm. © dpa/Rolf Vennenbernd

Wien/München. Nach der heftigen Kritik an seinen Aussagen über Behindertensport will Comedian Luke Mockridge in der kommenden Woche mit Verspätung seine "Funny Times"-Tour starten. Der Tourauftakt sei am Mittwoch in Wien geplant, teilte Tourneeveranstalter MTS live auf Anfrage mit. Auch die übrigen Termine der Tour, die in den vergangenen Tagen noch nicht abgesagt wurden, sollen stattfinden.

Mockridge hatte als Reaktion auf die Kritik an seinen Sprüchen in einem Podcast die ersten beiden Stationen der Tour im ostwestfälischen Bünde und in Paderborn abgesagt. Sieben weitere Auftritte in Gelsenkirchen, Bonn, Siegen, Mainz und Erfurt waren von den örtlichen Veranstaltern gestrichen worden - verbunden mit zum Teil deutlicher Kritik an Mockridges Aussagen über Parasport. Ursprünglich waren im Rahmen der "Funny Times"-Tour gut 30 Auftritte in Deutschland und Österreich geplant.

Die für den Auftritt in Wien zuständige Agentur Hoanzl bestätigte, dass die Veranstaltung am Mittwoch durchgeführt werde. Anschließend stehen Stationen im österreichischen Leonding und Salzburg auf Mockridges Tour-Plan. Der erste Auftritt in Deutschland ist laut Tourneeveranstalter am 25. September im Technikum in München. Der örtliche Veranstalter PGM Promoters Group Munich äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.

Der Comedian hatte sich in einem Podcast abwertend über den Behindertensport geäußert. "Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken - und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen", hatte Mockridge im Podcast "Die Deutschen" gesagt. Die Folge war bereits im August veröffentlicht worden, hatte aber erst kurz vor der Schlussfeier der Paralympics größere Aufmerksamkeit bekommen.

Scharfe Kritik aus der Entertainment-Branche

"Es mangelt Luke Mockridge offensichtlich an jeglicher Demut gegenüber der Leistung der Paralympioniken und an Respekt gegenüber Menschen mit Behinderungen jeglicher Art. Wir empfinden seine Äußerungen als menschenverachtend und beschämend", schrieb etwa der Gelsenkirchener Show-Veranstalter Emschertainment zur Begründung für die Entscheidung.

Zuvor hatte bereits der Fernsehsender Sat.1 das geplante neue TV-Quiz "Was ist in der Box?" mit dem 35-Jährigen aus dem Programm genommen. Die Aussagen von Mockridge entsprächen nicht den Werten des Senders, sagte ein Sprecher. Auch sein Management hat der Comedian verloren.

Scharfe Kritik von Silbermedaillengewinner Niko Kappel

Die Empörung ist groß: Die nach einem Trainingsunfall im Rollstuhl sitzende zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel kommentierte in den sozialen Netzwerken die Aussagen und bezeichnete sie als "unfassbar". Kugelstoß-Weltmeister und Paris-Silbermedaillengewinner Niko Kappel erklärte auf dpa-Anfrage: "Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht paralympisch sind. Sonst hätten sie diese tollen Spiele als Athleten erleben können und wären heiße Gold-Kandidaten gewesen."

Mockridge rudert zurück

Nach der massiven öffentlichen Kritik an seinen Aussagen ruderte Mockridge zurück und entschuldigte sich bei den Sportlern. "Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen – besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele", schrieb der 35-Jährige am vergangenen Wochenende bei Instagram.

Vor der Entschuldigung hatte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) auf die Verspottung mit einer Einladung für Mockridge reagiert. "Wir möchten dazu ermuntern, sich Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind - und, um zu verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind." Der Comedian erklärte, dass er die Einladung "sehr gerne" annehmen wolle. Er freue sich auf den Perspektivwechsel und darauf, aktiv zu lernen.

Der Präsident des Behinderten- und Rehasportverbands Berlin hatte vor Mockridges Stellungnahme eine Entschuldigung gefordert und sprach von einer "Entgleisung sondergleichen. Das kann weder als Comedy noch als bloße Dummheit abgetan werden", sagte Özcan Mutlu der Deutschen Presse-Agentur: "Solche herabwürdigenden Äußerungen sind absolut inakzeptabel und verdienen scharfe Verurteilung." Mockridge solle sich zutiefst schämen. (dpa)