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Kunstzentrum Hellerau: Das ist das Programm für die neue Spielsaison

Das Festspielhaus in Dresden-Hellerau startet ab September in die neue Spielsaison. Das sind die Highlights.

Von Connor Endt
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Hebebühne und Hochkultur: Die Künstlerin Verena Brakonier erzählt in "Auto-Fiktion" von ihrem Leben als Arbeiterkind.
Hebebühne und Hochkultur: Die Künstlerin Verena Brakonier erzählt in "Auto-Fiktion" von ihrem Leben als Arbeiterkind. © Simone Scardovelli

Ab dem 9. September startet das Europäische Zentrum der Künste in Dresden-Hellerau in die neue Spielsaison. Bis Ende 2024 werden auf dem Gelände des Festspielhauses Theaterstücke, Performances und Konzerte aufgeführt. Den gesamten Spielplan gibt es auf der Homepage des Kunstzentrums. Das sind einige der Highlights der kommenden Spielsaison.

Russische Residenz-Künstler: Briefe von Zuhause

Alena Starostina und Ivan Nikolaev sind mit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine aus Russland geflohen. Seit dem vergangenen Herbst leben sie als Residenz-Künstler in Hellerau.

Mit der Performance "Letters from Home", Briefe von Zuhause, verarbeiten die beiden Russen den Verlust des eigenen Zuhauses in St. Petersburg. Bei der Performance am 9. September kombinieren sie Filmausschnitte mit zeitgenössischem Theater. Ihr Projekt dürfte ein Höhepunkt im Programm der Saison 2023/24 sein, das vom Team um Intendantin Carina Schlewitt und Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch am Mittwoch präsentiert wurde.

Spielzeitfest: Ein Blick hinter die Kulissen

Der Ostflügel des Festspielhauses wird momentan saniert.
Der Ostflügel des Festspielhauses wird momentan saniert. © Stephan Floß

Zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals öffnet das Kunstzentrum in Hellerau für junge und alte Besucherinnen und Besucher. Es gibt Führungen durch das Festspielhaus, den angrenzenden Kulturgarten und über das Gelände. Für Kinder werden spezielle, kindgerechte Führungen angeboten.

Der Ostflügel des Festspielhauses wird zurzeit saniert. "Für die Fertigstellung fehlen aber noch etwa drei Millionen Euro im Etat", sagt Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch. Momentan sei man auf der Suche nach weiteren Fördermitteln und Geldgebern, sagt Carena Schlewitt, Intendantin in Hellerau.

Neben einem Blick hinter die Kulissen erwartet die Besucher beim Spielzeitfest eine Ausstellung zu UN-Menschenrechten, ein brasilianischer Tanzfilm und eine Installation. Außerdem führen die Historiker Claudia Dietze und Robert Badura durch die Gartenstadt und beleuchten dabei die Geschichte von Hellerau in der Zeit des Nationalsozialismus.

Macht und Ideologie im Iran und der DDR

Das iranische Autorenteam Keyvan Sarreshteh und Zahra Mohseni beschäftigt sich in ihrem Theaterstück "Tentative Title: Brasch" mit dem Fall der Berliner Mauer und der eigenen iranischen Herkunft.

Dafür haben die beiden Autoren lose den autobiografischen Roman "Ab jetzt ist Ruhe" von Marion Brasch adaptiert. Marion Brasch wuchs in der ehemaligen DDR in einer Künstlerfamilie auf. Ihr Vater war stellvertretender Kulturminister, ihre drei Brüder wurden als Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler bekannt. In der Inszenierung von Sarreshteh und Mohseni geht es um die Mechanismen von Macht und Ideologie - im Iran und dem untergehenden DDR-System. Das Stück wird am 6. und 7. Oktober aufgeführt.

Audio-Installation aus Japan: Das Geräusch von 100 Becken

Die audiovisuellen Installationen des japanischen Künstlers Ryoji Ikeda zu erleben, ist eine einzigartige Erfahrung. Am 7. April 2024 kommt Ikeda zusammen mit dem französischen Ensemble "Les Percussions de Strasbourg" nach Hellerau. Dort wird er sein Werk "100 Cymbals" aufführen.

Der Name ist Programm: Mehrere Künstler werden 100 Becken anschlagen, die über den ganzen Raum verteilt sind. "Die Becken klingen dann fast wie elektronische Musik", sagt Ryoji Ikeda in einem Interview zu seinem Projekt. Der 56-Jährige ist aktuell einer der bedeutendsten Musiker für elektronische Tanzmusik und Installationen. Ikeda begann 1990 zunächst, als DJ zu arbeiten. Seitdem hat er mehrere Alben veröffentlicht und überall auf der Welt seine Installationen präsentiert.

Leben zwischen Hebebühne und Hochkultur

Verena Brakonier wuchs auf zwischen Hebebühnen, Schweißgerät und Autoreifen. Ihre Eltern betreiben eine Autowerkstatt in der Eifel, das Arbeiterkind fand sich laut Eigenbekenntnis zunächst nur mühsam in der elitären Kulturszene zurecht. Brakonier eignete sich Verhaltensweisen an, um in der schwer zugänglichen Theaterwelt einen eigenen Platz zu finden.

In ihrer Performance "Auto-Fiktion: Der Struggle ist so real" erzählt sie vom 21. bis zum 24. September ihre Geschichte und kritisiert die Welt, in der sie sich mittlerweile sehr erfolgreich bewegt. Die Bühne wird zur Autowerkstatt, in der Verena Brakonier tanzt und ihre Erfahrungen schildert. Autobiographie und Fiktion verschwimmen dabei, was wahr und was erfunden ist, bleibt offen.