Der Dresdner "Canaletto-Blick" - sieht so die Zukunft aus?
Mit einer KI wird der berühmte Canaletto-Blick von Bernardo Bellotto in die Zukunft versetzt. Gäste der Kinderbiennale "Planet Utopia" im Japanischen Palais in Dresden haben die Wahl, ob es eine schöne Zukunft wird.
Palmen und Kakteen wachsen an der Elbe, Kamele ziehen durch die Wüste oder Affen schwingen sich im Dschungel von Liane zu Liane. Egal ob futuristische Flugzeuge, karibische Fische oder haufenweise Müll. Die Kuppel der Frauenkirche, die katholische Hofkirche und die Augustusbrücke bleiben erkenntlich und passen sich in einen futuristischen Blick ein. Die Bilder entwickeln ganz unterschiedliche Zukunftsvisionen – nicht alle sehen vielversprechend aus. So spuckt der Computer bei der Kombination von Natur und Tiere ein völlig zugewachsenes Dresden aus, in dem Vögel über die historische Altstadt fliegen. Ändert es sich zu Verschmutzung und Erwärmung, kommt ein wüstenhaftes Dresden, bei dem die Elbe nur noch ein zarter Bach und von Kakteen sowie einer Menge Müllsäcken umgeben ist.
Bei einer Kombination von Überschwemmung und Tieren landet man in Atlantis – zumindest wirkt es so. Die Elbe gibt es nicht mehr, dafür liegt die ganze Stadt unter dem Meeresspiegel und wird nach und nach von Korallen eingenommen. Fische kreuzen von links nach rechts. Wählt man immer wieder die gleiche Kombination, entstehen trotzdem völlig unterschiedliche Bilder.
Acht Kategorien und 56 Kombinationsmöglichkeiten
Noch bis März 2025 können die Dresdner Zukunftsvisionen bei der Kinderbiennale "Planet Utopia" erlebt werden. Das Bild wird von einer KI (Künstliche Intelligenz) gemalt. Es zeigt trockene Wüstenlandschaften, Dschungel oder tiefe Meere und die historische Altstadt mittendrin. Die Bilder ändern sich ganz unter dem Motto Utopie und Dystopie, also eine schöne beziehungsweise grausame Zukunft.
Die Bilder könnten einem bekannt vorkommen, denn sie basieren auf dem bekannten Dresdner Gemälde von Bernardo Bellotto, dem "Canaletto-Blick". Das steht seit Anfang Juli in einem barocken goldenen Rahmen im Japanischen Palais. Doch es ist nicht das Original, das in die Kinderbiennale geholt wurde, sondern ein Bildschirm.
Das Gemälde gehört zu den Meisterwerken in der Galerie der "Alten Meister" und dort ist es auch noch. Es zeigt "Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke" – wie auch der Originaltitel des Werkes heißt. Das Gemälde von 1748 hat jetzt eine neue Auflage bekommen und zeigt auf dem Bildschirm verschiedene Zukunftsvisionen von Dresden.
Die Besucher können aus acht Kategorien wählen, um zu entscheiden, wie die Zukunft aussehen soll. Die Wahl kann aus Klimawandel, Weltraum, futuristische Architekturen, Mobilität der Zukunft, Umweltverschmutzung, Tiere, Rückeroberung der Natur oder erneuerbare Energien getroffen werden. Zwei Kategorien müssen es sein – insgesamt also 56 Möglichkeiten allein bei der Wahl der Kategorien.
Die KI bekam den Canaletto-Blick und Vergleichsbilder
Die interaktive Installation wurde in zwei Semestern von einem Team der TU Dresden entwickelt. Dafür sind sowohl der originale Canaletto-Blick als auch Vergleichsbilder, die den wählbaren Schwerpunkten entsprechen, in die KI eingespeist worden. Daraus hat die KI die entsprechenden Zukunftsentwürfe für die Stadtansicht generiert.
Die Bilder lassen sich aber nicht nur in der Kinderbiennale im japanischen Palais ausprobieren. Auch Online ist es möglich, sich den "Canaletto-Blick" von einer KI mit einem Blick in die Zukunft malen zu lassen. Die Installation findet sich neben der Ausstellung im Japanischen Garten, auf der Internetseite der Staatlichen Kunstsammlungen.