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Bisher unbekanntes Mozart-Stück in Leipzig aufgeführt

Es sind nur zwölf Minuten Musik. Eine Komposition aus Mozarts Jugendzeit wurde kürzlich in Leipzig entdeckt - und nun dort gespielt. Die Warteschlange vor der Oper war lang.

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Leipzig: Absolventen der Musikschule Johann-Sebastian-Bach spielen vor der Oper ein bislang unbekanntes Werk von Mozart.
Leipzig: Absolventen der Musikschule Johann-Sebastian-Bach spielen vor der Oper ein bislang unbekanntes Werk von Mozart. © dpa

Leipzig/Salzburg. Mehr als 260 Jahre nach der Entstehung ist ein bisher unbekanntes Frühwerk von Wolfgang Amadeus Mozart erstmals in Deutschland aufgeführt worden. Vor der Leipziger Oper bildete sich aus diesem Anlass eine lange Schlange. Die "Serenate ex C" war kürzlich in der sächsischen Stadt entdeckt worden.

Zwei Geiger und eine Cellistin - junge Absolventen der Musikschule Leipzig "Johann Sebastian Bach" - spielten das kurze Stück in der Oper im komplett gefüllten Foyer. Vor dem Gebäude warteten Dutzende Menschen. Das Trio wiederholte das Stück zweimal auf den Stufen zum Opernhaus unter freiem Himmel. Die Aufführung war kostenlos.

Die etwa 1780 gefertigte Abschrift der Komposition aus der Sammlung Carl Ferdinand Beckers gehört zum Bestand der Städtischen Bibliotheken in Leipzig. Aufgefallen war sie im Zuge der Arbeit an der Neuausgabe des Köchel-Verzeichnisses, das von der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg erstellt wurde. Es gilt als Referenzwerk über das musikalische Schaffen Mozarts. Vermutet wird ein Entstehungszeitraum Mitte bis Ende der 1760er Jahre.

Wissenschaftler überzeugt von Mozarts Autorenschaft

Mozart (1756-1791) schuf es den Angaben nach im Alter zwischen zehn und 13 Jahren. Mit 17 hätte er wohl so nicht mehr komponiert, meinte der Experte. Diese Nachtmusik beginnt mit einem kurzen Marsch, "was auch Sinn macht, weil das ja eine Freilichtmusik ist, und man erst mal die Aufmerksamkeit der Zuhörer bekommen muss", sagte Ulrich Leisinger, Forschungsleiter der Stiftung Mozarteum. Darauf folgen sechs weitere kurze Sätze.

Im Bestand der Leipziger Städtischen Bibliotheken ist ein bisher unbekanntes Musikstück von Wolfgang Amadeus Mozart entdeckt worden.
Im Bestand der Leipziger Städtischen Bibliotheken ist ein bisher unbekanntes Musikstück von Wolfgang Amadeus Mozart entdeckt worden. © Andy Bernhaut/dpa

Die Ähnlichkeit mit anderen Mozart-Kompositionen aus dieser Zeit und äußere Merkmale wie der Komponisten-Name auf den Noten sprächen dafür, dass diese Serenade von Mozart stamme, sagte Leisinger. Zu 100 Prozent sei dies zwar nicht nachweisbar. Doch es sei alles getan worden, um auszuschließen, dass diese Stück unter dem Namen eines anderen Komponisten in irgendeinem Archiv liege. "Wir sind der Überzeugung, dass wir jetzt hier ein ganz unbekanntes, reizvolles Stück des jungen Mozart präsentieren können", sagte er.

Sein bislang unbeachtet gebliebenes Jugendwerk wird im neuen Köchel-Verzeichnis auch als die "Ganz kleine Nachtmusik" bezeichnet und unter der Nummer KV 648 geführt. Sie besteht aus sieben Miniatursätzen für Streichtrio, die zusammen nur etwa zwölf Minuten dauern.

Erste systematische Erfassung

Die Forschungen im Rahmen des Köchel-Verzeichnisses förderten aber nicht nur diesen Einblick auf das Musikgenie zutage. Der Katalog enthält etwa auch Stücke, mit denen Mozart beauftragt wurde, um damit Opern von anderen Komponisten aufzubessern. Neben dieser Tätigkeit als Ghostwriter arbeitete außerdem als Lehrer. In der Neuauflage des Verzeichnisses wurden seine Unterrichtsmaterialien erstmals systematisch erfasst. (dpa)