Ja, ist denn schon Weihnachten? Oder warum kommt sonst die ganze Familie in der Heimat zusammen? Zumindest die Familie der Band 01099. Die drei Rapper Gustav, Paul und Zachi spielten am Freitagabend am Elbufer. "Das erste Mal", sagen sie auf der Bühne. Die Fans sind ihre Familie. Über den ganzen Abend wiederholt die Band das. "Ihr seid unsere Family", "01099 ist die Familie" oder "Danke an euch - ihr seid unsere Familie."

Es ist alles dabei, was zu einem richtigen Familienfest gehört: Geschenke, Überraschungen, Spiele, Geschichten von früher und politische Gespräche. Zur Verwandtschaft gehören knapp 12.000 Leute. Das Konzert ist ausverkauft.

01099: Teambildung für die ganze Familie

Der ganze Abend ist eine Hommage an die eigene Heimatstadt. Denn die Band braucht nicht lange, um klarzumachen: Ihre Lieder handeln von der Stadt, in der sie aufgewachsen sind und das ist nun mal Dresden. Nicht ohne Grund ist ihr Bandname 01099 - die Postleitzahl der Dresdner-Neustadt.

Jung und weiblich sind die Fans. Die meisten unter dreißig. Einige so jung, dass sie ihre Eltern dabei haben. Dabei ist Hiphop bei Eltern nicht wirklich beliebt, denn oft sind die Liedtexte sexistisch. Die 2018 gegründete Band verzichtet darauf und singen stattdessen über die Liebe und das Leben.

Das Lied "2000er" widmet sich all denen, die um die Jahrtausendwende geboren wurden. "Dies & Das" ist die Hymne für Dresden. Die Stadt grüßt zurück: Die sächsische Dampfschifffahrt lässt es sich nicht nehmen, beim Vorbeifahren zu pfeifen.

Zwischen den Songs wird die Masse angeheizt. Die Rapper schmeißen Shirts in die Menge. Mit einem Schlauchboot lässt sich Zachi dann durch die Fans tragen, um eine Flagge zu holen. Ein Wettbewerb, denn es gilt, eine Zeit von einem vorherigen Konzert zu unterbieten. In knapp 40 Sekunden ist er wieder auf der Bühne. Die Fans haben es geschafft. Teambildung für die ganze Familie.

01099: Gast mit Skibrille und emotionalen Worten

Sie erzählen außerdem von früher. Wie sie als Kinder zu den Filmnächten am Elbufer gegangen sind und wie ihr Video zum Lied "Kolibri" nur wenige Meter weiter entstanden ist. Aber auch ein politisches Statement gibt die Band ab: "Dresden ist bunt und tolerant". Im Sprechchor der ganzen Gäste heißt es dann "fickt die AfD".

Sie springen über die Bühne. Rappen jedes Lied mit einer Energie als wäre es das letzte des Abends. Dann kündigen die 01099er zwei Gäste an. Zum einen kommt Teilzeit-Bandmitglied Daniel auf die Bühne, der auf dem Horn eine 1A-Jazznummer liefert.

01099: Körperkontakt mit den Fans

Zum anderen ein Überraschungsgast, den wohl an dem Abend keiner so richtig erwartet hätte. Vom rechten Bühnenrand taucht ein blonder Mann mit Ski-Brille auf. Ski Aggu hat sich mittlerweile im Rap etabliert, spielte vor einigen Jahren noch als Voract der 01099er. Jetzt ist er gleich auf. "Eine tiefe Freundschaft hat sich entwickelt", sagt er auf der Bühne und "die Jungs haben mich hochgezogen."

Auch er bleibt jugendfrei, obwohl er für ganz andere Liedtexte bekannt ist. Kurze Zeit später sind die anderen drei schon wieder auf der Bühne. "Ich vermisse die Jungs, die Bühne ist so groß", sagt Ski Aggu. Gemeinsam performen die vier dann noch "Flasche kreist", bevor er die Dresdner Band wieder allein lässt.

Umso später der Abend, desto hemmungsloser wird es. Auf der Bühne wird sich kräftig umarmt und auch den Fans kommen die drei Rapper sehr nah, lassen sich anfassen und halten das Mikro in die ersten Reihen. Neben bekannten Liedern wie "Cider" oder "Durstlöscher" spielen sie den ganz neuen Song "Haare trocknen", der erst am Freitag erschienen ist. Für viele Fans ein vorgezogenes Weihnachtsfest.