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Polizei fahndet nach Wilsdruffer Bankräubern

Ein Knall reißt am Montagmorgen viele Wilsdruffer aus dem Schlaf. Unbekannte sprengten einen Geldautomaten. Die Polizei verfolgt nun eine erste Spur.

Von Roland Kaiser
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Anwohner filmen den Überfall auf die Wilsdruffer Sparkasse: Zwei der vier Täter begeben sich zum Fluchtauto, um im Kofferraum einen vollbepackten Sack zu verstauen.
Anwohner filmen den Überfall auf die Wilsdruffer Sparkasse: Zwei der vier Täter begeben sich zum Fluchtauto, um im Kofferraum einen vollbepackten Sack zu verstauen. © privat

Zwei Tage nach der verheerenden Explosion in einer Sparkassenfiliale in Wilsdruff sucht die Polizei weiter nach einem Täterquartett und dessen Fluchtfahrzeug. Das teilte Sprecher Marko Laske am Donnerstag auf Nachfrage mit. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Bande handelt, die bereits bundesweit für ähnliche Taten infrage kommt. Am Montagmorgen gegen 4.25 Uhr hatten vermummte Gestalten in schwarzer Kleidung einen Geldautomaten in die Luft gejagt und sich kurz darauf mit dessen Inhalt aus dem Staub gemacht.

Im Vergleich zu anderen ähnlichen Vorkommnissen wurden sie dabei jedoch von Anwohnern gefilmt. Ein etwa zweieinhalbminütiges Video liegt der Redaktion vor, das über einen Messengerdienst mittlerweile den Weg auf viele Mobiltelefone fand. Die Polizei verfügt eigenen Angaben zufolge über weitere Filmaufnahmen, die nun ausgewertet werden sollen. Zu sehen ist darauf ein Audi mit geöffneter Heckklappe, in den im Lichtschein von Taschenlampen vier prall gefüllte Säcke geladen werden. Anschließend steigen die Täter in das Fahrzeug und brausen mit ausgeschalteten Scheinwerfern davon. Zurück lassen sie ein Trümmerfeld.

Zu diesem Zeitpunkt waren bereits ein Dutzend Notrufe bei der Polizei eingegangen. "Die Polizeidirektion Dresden hat nach Bekanntwerden der Tat sofort Kräfte eingesetzt", sagt Marko Laske. Diese seien in wenigen Minuten vor Ort gewesen. Allerdings nicht schnell genug, um die Gangster zu stoppen. Laut einer Anwohnerin trafen die ersten Beamten etwa eine Minute später ein, nachdem sich die Automatensprenger bereits aus dem Staub gemacht hatten.

Von der Fahndungsarbeit, die im selben Moment im Umfeld vonstattenging, bekamen die Wilsdruffer nichts mit. "Nicht alle Fahrzeuge fuhren zum Tatort", erklärt der Polizeisprecher. Rund um die Kleinstadt sei nach dem Fluchtfahrzeug gesucht worden. "Auch benachbarte Bundesländer und die Kollegen in Tschechien wurden mit einbezogen." Insgesamt hätten sich mehr als 20 Beamte mit über zehn Funkstreifenwagen sowie zivilen Fahrzeugen im Einsatz befunden. Die Tat reiht sich ein in eine bundesweite Verbrechensserie. Allein in den Jahren 2020 und 2021 wurden rund 800 solcher Sprengungen verzeichnet.

Sparkasse weicht auf Interimsquartier aus

Und wie so oft gelang den Gangstern die Flucht. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatten diese mit einem Audi-Kombi, an dem sich gestohlene Hamburg-Kennzeichen befanden, Wilsdruff angesteuert. Kurz zuvor seien die Nummernschilder in Rheinland-Pfalz abhandengekommen, hieß es. Zur Höhe der Beute wollte sich der Sprecher nicht äußern. "Wir werden im Laufe des Ermittlungsverfahrens dazu keine Aussagen treffen."

Auch die Ostsächsische Sparkasse hält sich in dem Punkt bedeckt. Eigenen Angaben zufolge arbeitet sie aktuell mit Hochdruck an der Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs. In etwa zwei Wochen sollen Kunden in einem Ausweichquartier in 200 Meter Entfernung in der Heinrich-Heine-Straße auf die Dienstleistungen des Geldhauses zurückgreifen können. Am Freitag wird zunächst ein fahrbares Sparkassen-Mobil am Marktplatz Halt machen, erklärt Unternehmenssprecher Henrik Oliver von Oehsen.

Was die bevorstehenden Sanierungsarbeiten anbelangt, werde mit einer Bauzeit von einem Dreivierteljahr gerechnet. "Daran lässt sich das Ausmaß der Gewalt erkennen, die zum Einsatz kam." Doch von Oehsen hat auch eine gute Nachricht im Gepäck: Das Haus muss nicht komplett geräumt werden. Das hätten erste Untersuchungen ergeben. Was Sicherheitsbelange angeht, will das Unternehmen für andere Filialen prüfen, ob diese des Nachts verschlossen bleiben. Das sei im Fall Wilsdruff nicht der Fall gewesen. Henrik Oliver von Oehsen: "Selbstverständlich stehen wir nach dem Überfall in Wilsdruff mit den Sicherheitsbehörden nochmal verstärkt im Austausch und stellen uns auf mögliche veränderte Bedrohungslagen unmittelbar ein."

Indes suchen die Ermittler weiter nach verwertbaren Zeugenaussagen. Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter der Rufnummer (0351) 483 22 33 entgegen.