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Prozess in Dresden: Mehr als vier Tonnen Cannabis aus Spanien importiert

Zwei Männer sollen zu einer großen Bande von Dealern gehören, die ihre Drogen lange per Lkw aus Spanien holten. Nun stehen sie in Dresden vor Gericht. Ihnen droht eine lange Haftstrafe.

Von Alexander Schneider
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Zum Prozessauftakt gegen Grzegorz T. (3.v.l.) und Artur C (r.) machte das Landgericht Dresden den beiden Angeklagten einen Vorschlag, den sie nicht ablehnen können. Die Staatsanwaltschaft überlegt noch, ob sie dem Deal zustimmen kann. Ursprünglich hatten
Zum Prozessauftakt gegen Grzegorz T. (3.v.l.) und Artur C (r.) machte das Landgericht Dresden den beiden Angeklagten einen Vorschlag, den sie nicht ablehnen können. Die Staatsanwaltschaft überlegt noch, ob sie dem Deal zustimmen kann. Ursprünglich hatten © SZ/Alexander Schneider

Dresden. Zwar ist der Strafrahmen für bandenmäßigen Handel mit Cannabis erst im Frühjahr dieses Jahres deutlich gesenkt worden, doch angesichts der Mengen, um die es jetzt geht, könnte dennoch ein langer Aufenthalt in staatlicher Obhut herauskommen. Grzegorz T. (44) und Artur C. (45) aus Polen sollen mehr als vier Tonnen Marihuana und Haschisch vertrieben haben.

Am Freitag hat ihre Hauptverhandlung am Landgericht Dresden begonnen. Angeklagt sind 46 Handlungen zwischen März 2020 und August 2021, sowie eine 47. im November 2023.

Meist sollen die Angeklagten atemberaubende Lieferungen, 100 bis 500 Kilogramm, empfangen haben, die per Lkw-Transport aus Spanien angeliefert worden seien. Anschließend müssen sie die Betäubungsmittel an feste Abnehmer-Strukturen weiterveräußert haben.

Ein Angeklagter soll während Freigangs mit gedealt haben

Im Falle von Lieferproblemen, etwa aufgrund der Corona-Pandemie oder weil ein Transport von der Polizei abgefangen werden konnte, sollen die Angeklagten Haschisch und Marihuana unter anderem in Berlin und Hamburg aufgekauft haben, "um ihre wichtigsten Kunden beliefern zu können", heißt es in der Anklage. Jene Mengen sind deutlich niedriger, da sei es um 10 bis 20 Kilo gegangen, aber natürlich noch immer beachtlich.

Bemerkenswert ist weiter, dass der 44-jährige T. derzeit eine einschlägige Haftstrafe von mehr als fünf Jahren in Berlin-Moabit verbüßt. Er soll zumindest bei dem letzten Tatvorwurf als sogenannter Freigänger mitgewirkt haben, also als ein Strafgefangener, der tagsüber zum Arbeiten seine Vollzugsanstalt verlassen darf.

Drogen mit Gabelstapler verladen

Die Fahrer der Lkws mit den Hunderten Kilo versteckter Drogen steuerten laut Anklage eine eigens angemietete Lagerhalle im Berliner Umland an, wo die heiße Ware mit einem Gabelstapler abgeladen werden musste, ehe die Angeklagten sie entgegengenommen haben sollen. Zu ihrer Bande gehörten zahlreiche weitere Komplizen mit Spitznamen wie "Deutscher", "Napoleon" oder "Pate", sie seien arbeitsteilig und sehr planvoll vorgegangen. Wenn eine Lieferung eintraf, hätte man den Fahrern schon die Anzahlung für den nächsten Transport mitgegeben.

Viele in der Anklage dargestellten Taten sind ungewöhnlich präzise für Betäubungsmittel-Verfahren. Es werden etwa Abnehmer, Orte und Verkaufspreise genannt. Der Grund ist, dass die Ermittler von ausgespähten Chats profitierten. Die Angeklagten sollen etwa Kryptohandys genutzt haben. Im Frühjahr 2020 war es französischen Behörden gelungen, die Chats des Krypto-Anbieters "Enchro-Chat" zu knacken. Die vermeintliche Sicherheit, in der sich tausende Kriminelle weltweit gewogen hatten, sollte ihnen auf die Füße fallen.

Die Angeklagten haben sich bislang nicht geäußert. In einem Rechtsgespräch bot die Kammer den Männern im Falle von Geständnissen Freiheitsstrafen von um die acht Jahre an. Ob der Deal zustande kommt, ist noch nicht klar, die Staatsanwaltschaft hatte um Bedenkzeit gebeten. Die Kammer hat zunächst sechs Verhandlungstage bis Mitte Oktober terminiert.