Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Sachsen

So leiden die Wälder in Sachsen unter Sturm, Dürre und Schädlingen

Sachsens Wälder leiden immer noch unter der Dürre. Deutlich wird dies am Befall durch den Borkenkäfer. Ein Besuch in Lichtenhain.

Von Viktoria Langenhuizen
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Wald in Lichtenhain (Sebnitz) litt in den letzten Jahren stark unter Borkenkäferbefall. Christian Steinke von der Stiftung Wald für Sachsen hilft dabei zerstörte Gebiete wieder aufzuforsten.
Der Wald in Lichtenhain (Sebnitz) litt in den letzten Jahren stark unter Borkenkäferbefall. Christian Steinke von der Stiftung Wald für Sachsen hilft dabei zerstörte Gebiete wieder aufzuforsten. © kairospress

Bereits auf dem Weg zum betroffenen Waldstück ist es nicht zu übersehen. Links und rechts entlang der Fahrbahn tauchen immer wieder einzelne Abschnitte auf, die trostlos aussehen. Die Bäume sind komplett kahl, als hätten sie ihre Nadeln einfach abgeschüttelt. Dahinter stecken Borkenkäfer. 2019 stelle der Eigentümer auf seinem 24 Hektar großen Gelände, vereinzelte Schäden fest. Drei Jahre später war die Fläche rundum befallen.

Das Gebiet gehört zu einem der Aufforstungsprojekte der Stiftung Wald für Sachsen. Ziel ist es, wieder einen artenreichen Mischwald anzupflanzen. Ein bunter Mix an Bäumen ist für die Flächen besonders wichtig. Durch eine auf den Standort abgestimmte Baumauswahl und der Kombination von Laubbaumarten in Nadelholzbestände soll der Wald für kommende Folgen von Dürreschäden besser gerüstet sein.

Borkenkäfer auf Zerstörungstour

Am Standort in Lichtenhain gibt es zurzeit kein Grundwasser. "Zwar kann der Lehmboden Wasser speichern, aber wenn es über mehrere Wochen nicht regnet, dann ist auch kein Wasser im Boden", erklärt Projektleiter Christian Steinke. Die Fläche ist immer noch viel zu trocken. Besonders ältere Bäume stehen bei hohen Temperaturen und schneller Verdunstung sehr unter Stress. Außerdem können sich Insekten leichter ausbreiten.

Sobald einzelne Bäume in einem Bereich von Schädlingen befallen sind, müssen sie so schnell wie möglich aus dem Gebiet herausgebracht werden. Doch trotz aller Bemühungen "sei man gegen die Borkenkäfer weitestgehend machtlos", so der Forstwirt. Die Auswirkungen der Dürre auf die Wälder in Sachsen war in den letzten Jahren besonders stark. "Wo Bäume absterben oder sich Kronen auflichten, entstehen neue Baumarten. Das kann auf natürlichem Weg oder durch Pflanzungen passieren. Generell kann man von einem Wandel des Ökosystems sprechen", sagt Christian Steinke.

Viele Laubbäume sind verendet oder leiden unter Blattverlust der Baumkrone. "Wo Bäume absterben gedeihen neue Baumarten, entweder auf natürlichem Weg oder durch Pflanzung", erklärt der Forstwirt. Aber es könne auch passieren, dass einige Bereiche entstehen, auf denen hauptsächlich kleinere Pflanzen wachsen. Diese bedecken dann die Bodenschicht des Waldes. Das ist mitunter ärgerlich, da die Pflanzen am Boden verhindern, dass neue Bäume wachsen können.

Folgen für die Artenvielfalt

Langfristig gesehen setzen sich bei Dürre bestimmte Baumarten durch. Je nachdem wie die restlichen Bedingungen am Standort sind, kann sich die Artenvielfalt dadurch vergrößern aber auch verringern. Bisher ist das Erzgebirge stark geprägt von einer Fichtenmonokultur. Der Waldbestand im Gebirge ist von Lage zu Lage sehr unterschiedlich. Es gibt Bereiche, in denen die Böden sehr trocken sind, andere sind besser mit Wasser versorgt.

In Zukunft könnte im mittleren Erzgebirge ein artenreicher Mischwald mit Eichen, Ahorn, Hainbuchen, Tannen, Buchen und Fichten entstehen. In Nordostsachsen hingegen ist der Wald relativ durchmischt. Hier sind viele verschiedene Arten wie Kiefern, Eichen und Buchen vertreten.

Durch die Dürre könnte sich die Kiefer hier behaupten. "In den Wäldern müssen widerstandsfähige Arten angepflanzt werden, die eine höhere Trockenstresstoleranz haben. Das bedeutet einen langfristigen Umbau hin zu Mischwäldern mit einem hohen Anteil an Laubbäumen und Tannen", so das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.

Mehr zur Dürre in Sachsen

Bambi macht Ärger

Ein weiterer Faktor der zusätzlich zur Dürre die Biodiversität in den Wäldern verhindert ist das Wild. Hauptsächlich Rotwild zieht in Herden von bis zu 20 Tieren durch die Wälder. Dabei zerbeißt und frisst es junge Pflanzen. Für die Waldbesitzer ist dies sehr lästig. Zäune zu errichten, um die Tiere fernzuhalten, kostet viel Geld. Außerdem sorgen beispielsweise umstürzende Bäume immer wieder zu Schäden, die ausgebessert werden müssen. "Ein guter Mischwald kann nur erhalten bleiben, wenn das Wild unter Kontrolle gebracht wird", fordert Christian Steinke.

Durch die Dürre könnte sich die Kiefer hier behaupten. "In den Wäldern müssen widerstandsfähige Arten angepflanzt werden, die eine höhere Trockenstresstoleranz haben. Das bedeutet einen langfristigen Umbau hin zu Mischwäldern mit einem hohen Anteil an Laubbäumen und Tannen", so das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.

Können die Wälder vor der Dürre geschützt werden?

Eine der wichtigsten Maßnahmen um die sächsischen Wälder vor der Dürre zu schützen ist eine standortgerechte Baumauswahl. "Die Einbringung von Laubbaumarten in Nadelholzbestände und die Wiederbewaldung von Schadflächen werden seit langem gefördert", sagt Christian Steinke. Die Waldeigentümer befänden sich jedoch auch in der Pflicht sich für ein ausgeglichenes Artenspektrum zu engagieren, fordert der Forstwirt.