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Kein Futter: Muss Hebelei Tiere schlachten?

Corona-Hilfen können erst Ende November beantragt werden. Der Tierpark braucht aber sofort Geld.

Von Jürgen Müller
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Sven Näther, der Betreiber des Elbetierparkes Hebelei, verfüttert die letzten Heureserven. Kommt kein Nachschub, muss er Huftiere schlachten.
Sven Näther, der Betreiber des Elbetierparkes Hebelei, verfüttert die letzten Heureserven. Kommt kein Nachschub, muss er Huftiere schlachten. © Claudia Hübschmann

Diera-Zehren. Der zweite Lockdown könnte bald erste Opfer fordern. Nicht nur dem Elbe-Tier-Park Hebelei, der wie alle Tiergärten zumindest im November schließen muss, geht das Geld aus. "Ich mache mir Sorgen, wie es in den kommenden Wochen und Monaten mit den Tiergärten weitergehen soll. Die Politik reagiert leider nicht auf die Besonderheit eines Tiergartens im Lockdown und hat bis jetzt keine Lösungen und spezielle Hilfestellungen parat", sagt er.

Zwar soll es Staatshilfen in Form von 75 Prozent der Einnahmen aus dem November vorigen Jahres geben, doch das zieht sich hin, vor allem für einen, der seit Jahren von der Hand in den Mund leben muss. Es fehlt nicht nur an Geld, sondern auch an Futter. Die Hilfen können erst am 25. November beantragt werden. "Das Chaos ist also schon programmiert, wenn dann alle auf einmal beantragen und ausgezahlt werden sollen", so Sven Näther. Dank eines Facebookaufrufes ist es ihm gelungen, eine Kanzlei in Radebeul zu finden, die bei der Beantragung der Coronagelder helfen möchte.

Heu reicht noch zwei Wochen

Doch so lange kann er nicht warten. "Wir brauchen jetzt Geld, weil die Tiere heute gefüttert werden wollen und nicht erst irgendwann nach dem 25. November", sagt er. Denn das Heu wird knapp, reicht höchstens noch für zwei Wochen. Nur dank einer Heuspendenaktion der Zahnarztpraxis Frank Schröder aus Dresden habe bisher eine Notschlachtung von Huftieren verhindert werden können. Es sei Gefahr in Verzug. "Wir müssen irgendwie schauen, wo wir Futter herbekommen. Der Tierpark braucht bis Ende März etwa 5.000 Euro für Futterkosten. Dann ist aber noch immer kein Mitarbeiter bezahlt, noch Stromkosten", sagt er.

Kosten dramatisch gestiegen

Doch auch ohne Corona sähe es düster für den Tierpark aus. In den vergangenen Jahren seien alle Kosten drastisch gestiegen. "Die Futterkosten haben sich seit der Einführung des Mindestlohnes mehr als verdoppelt", sagt er. Habe der Tierpark beispielsweise 2012 insgesamt 6.239 Euro für Futter ausgeben müssen, seien es drei Jahre später schon 11.078 Euro gewesen. 2018 betrug die Summe sogar 13.888 Euro.

Ähnlich verhält es sich mit den Tierarztkosten. Während sich die Summe in den Jahren 2010 bis 2015 immer um die 4.000 Euro einpegelte, waren es 2017 schon 7.676 Euro und ein Jahr später 6.027 Euro. Sorgen machen dem Tierpark auch die steigenden Kosten für Strom, Gas, Wasser und Müll. Mehrfach drohte die Stromabschaltung, weil die Rechnungen nicht bezahlt werden konnten. Erst durch Spenden in letzter Minute konnte das Abschalten verhindert werden. Auch diese Kosten haben sich nahezu verdoppelt. Während sie 2016 bei 6.658 Euro lagen, mussten 2018 schon 12.267 Euro für Betriebskosten gezahlt werden.

Sven Näther hofft nun auf weitere Spendenbereitschaft. Auf der Homepage des Elbe-Tier-Parkes wurde ein Heuspendenlink installiert. Darüber hinaus kann mit Tier- und Baum-Patenschaften der Elbe-Tier-Park Hebelei unterstützt werden. Doch das Damoklesschwert, Huftiere schlachten zu müssen, weil er kein Futter mehr kaufen kann, schwebt weiter über dem Elbetierpark, wenn keine schnelle Hilfe kommt.

Um wenigstens ein paar Einnahmen zu haben, öffnet der Elbetierpark an den Wochenenden seinen Elb-Pavillon, einen Imbissstand. Sven Näther hofft auf Radfahrer und Wanderer, die dort Station machen, um etwas zu essen und zu trinken.