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Die Johanniter-Seelsorger mit dem Teddy

Bei der Notfallseelsorge helfen Ehrenamtler anderen in schwierigen Situationen. Dabei haben sie einen kuscheligen - noch namenlosen - Begleiter.

Von Heike Sabel
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Der Mann ist Notfallseelsorger Stephan Kays, der Teddy das Maskottchen der Helfer - und noch ohne Namen.
Der Mann ist Notfallseelsorger Stephan Kays, der Teddy das Maskottchen der Helfer - und noch ohne Namen. © Foto: Johanniter

Manchmal braucht man einfach einen Teddy. Zum Knuddeln, zum Weinen, zum Trösten. Egal, ob man ein Kind oder erwachsen ist. So ein Teddy ist der perfekte Begleiter. Diese Erfahrung hat auch Diana Waurig gemacht. Sie ist die, die Teddys verteilt. In Situationen, in denen sie und die anderen Helfer von der psychosozialen Notfallversorgung gerufen werden.

Jeder so verteilte Teddy hat eine Geschichte. Die des Fünfjährigen, der seinen Vater durch eine schwere Krankheit verloren hat, die der Dreijährigen, für die der Teddy ein Gruß vom verstorbenen Opa war. Mensch und Teddy helfen Menschen in Situationen, die mit Leid, Tod, Trauer verbunden sind. So ist er auch das Maskottchen der Helfer und gehört seit Jahren zum Team.

120 Stunden Ausbildung

Diana Waurig hat ihren ersten Teddy Weihnachten 2022 verteilt. Es hat sie fasziniert, Menschen beistehen zu können. Bevor das die Helfer können und dürfen, brauchen sie manchmal auch Hilfe - und zwar bei der Ausbildung. Die beträgt seit diesem Jahr 120 Stunden, 20 mehr als bisher. Mancher stellt im Laufe des Kurses fest, dass es doch nichts für ihn ist, sagt Teamleiter Stephan Kays. Aber das sei nicht schlimm, im Gegenteil, umso eher das jemand merkt, umso besser für alle.

Die Belastungen für die Helfer sind nicht zu unterschätzen. Man wird in der Regel von jetzt auf gleich zu einem Einsatz gerufen und weiß nicht genau, was einen dort erwartet. Man muss Privates, Dienstliches und das Ehrenamt miteinander verbinden. Und man muss selbst stabil sein.

150 Einsätze im Schnitt jährlich

Eine Ehrenamtlerin aus Kreischa lehnt es zum Beispiel derzeit noch ab, bei Fällen eingesetzt werden, bei denen es um Kinder im Alter ihrer eigenen Kinder geht. Die 51-Jährige, die in einer Verwaltung arbeitet, hatte eine Weile nach einem Ehrenamt gesucht, ohne zu wissen, wo sie es finden könnte. Die Tätigkeit in einem Hospiz war ihr zu nah und für zu lange mit einem Menschen. Sie wollte Abstand wahren, aber trotzdem etwas zurückgeben von dem, was sie in der Coronazeit an Hilfe bekommen hatte. Da bekam sie einen Artikel über die Notfallseelsorge in die Hand. Das ist genau das, was sie geben kann und will.

Ihr erster Einsatz war ein schwerer Verkehrsunfall mit Toten. Allein war sie wie jeder Helfer bei jedem Einsatz - bis auf Ausnahmen - nicht. Bis heute sagt die Kreischaerin: "Ich lerne noch." Sie war erst wenig im Einsatz. Dienst hat jeder im Schnitt monatlich zwölf Stunden. Bei 150 Einsätzen der Johanniter-Seelsorger im Jahr sind viele Dienste bzw. Bereitschaften dabei, an denen nichts passiert, was ja auch gut ist. Es kommt darauf an, dann, wenn etwas ist, voll da zu sein.

Die Grenzen der Helfer

Diana Waurigs größte Herausforderungen sind psychische Probleme Betroffener, vor allem, wenn es um Androhungen von Suizid geht. Trotzdem hat sie sich dem gestellt und eine Frau nach dem Tod ihres Mannes fast zehn Stunden begleitet. Dass die 41-Jährige hauptberuflich Wachkoma-Therapeutin ist, hilft ihr. Doch es ist keine Garantie, dass alles gelingt.

Namenssuche für Retter-Maskottchen

  • Ein großer Teddy ist jetzt das Maskottchen der Ehrenamtler von der Notfallseelsorge.
  • Bisher ist das Kuscheltier namenlos.
  • Weil mehr Menschen mehr Ideen haben, bitten die Johanniter nun bis 1. Oktober um Namensvorschläge für den Retter-Teddy direkt per E-Mail an [email protected]. Zur Blaulicht-Messe Florian in Dresden am 12. Oktober soll der Teddy dann seinen Namen bekommen.
  • Kindereinrichtungen können bei den Johannitern Ausmalvorlagen mit einem Bild des Teddys anfordern.
  • Zur Messe können sich Kinder, die sich an der Aktion beteiligen, am Stand der Psychosozialen Notfallhilfe eine Überraschung abholen und natürlich ein Foto mit dem dann nicht mehr namenlosen Teddy machen lassen.
  • Ansprechpartner für die Notfallseelsorger ist Teamleiter Stephan Kays, Telefon 0152 23329014.

Stephan Kays hat die Notfallseelsorger-Arbeit nach der Wende im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge aufgebaut. Zu Beginn waren es sieben Frauen und Männer, heute gehören 31 dazu - nicht alle sind aktiv und immer im Einsatz. Wenn es 40 Personen wären, wäre es noch besser. Wie viele Einsätze ein Helfer hat, hängt von der eigenen Verfügbarkeit und natürlich den Notfällen ab. Kays weiß, wie wichtig der Austausch untereinander und wie wichtig der Teddy für alle ist.

Die Helfer sagen generell nicht "Auf Wiedersehen". Nicht aus Aberglauben, sondern um sich und den Betroffenen die Möglichkeit geben, abzuschließen. Ein Teddy kann noch einmal winken …