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Kartoffel mit Gesicht

Ein Riesaer Kleingärtner hat in seiner Parzelle ein merkwürdiges Exemplar geerntet – und auch eine Erklärung dafür.

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© Lutz Weidler

Von Christoph Scharf

Riesa. Ein bisschen traurig schaut sie, die Kartoffel. „Man sieht doch ein richtiges Gesicht – wenn man ein bisschen Fantasie hat“, sagt Bernd Höhnel. Er zeigt ein Prachtexemplar von Kartoffel, das er gerade in seinem Garten in der Sparte Sonnenblick in Weida geerntet hat. Den bewirtschaftet der Riesaer seit 33 Jahren – fast so lange, wie die Sparte existiert. „Mein Vorgänger hat bei der Transportpolizei gearbeitet und war damals versetzt worden.“

Glück für Bernd Höhnel – und seine Kartoffelzucht. Denn ob man in der Knolle ein Gesicht erkennt oder auch nicht, eines ist unbestreitbar: Das Exemplar ist ungewöhnlich groß und schwer geraten. „610 Gramm bringt die Kartoffel auf die Waage“, sagt der Kleingärtner. Und damit ist sie kein Ausreißer im Beet. „Ich hab noch zehn Stück im Garten, die jeweils an die 500 Gramm schwer sind.“ Aber was sagt der Kleingärtner nun zum alten Spruch, dass die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln hätten? „Daran liegt es nicht“, sagt der 76-Jährige lachend. „Ich mache alle zwei Jahre etwas Kuhmist ins Beet.“ Denn etwas Düngung müsse sein.

Und noch eine Besonderheit gibt es bei den ungewöhnlich dicken Kartoffeln: Die Saatkartoffeln stammen von einem Bekannten aus Stauchitz. „Die hatten schon ganz lange Triebe, an die 20 Zentimeter lang“, sagt der Rentner. Die schienen ihm eigentlich schon viel zu lang, sodass er sie abschneiden wollte. Da aber protestierte der Stauchitzer Gärtner und gab den Hinweis, die langen Triebe unbedingt dran zu lassen. Offenbar zu Recht: Denn die Exemplare haben sich bestens entwickelt.

Daran mag sicher auch das günstige Wetter dieses Jahr seinen Anteil gehabt haben, sagt der Rentner. „Es hat immer wieder mal geregnet. Auch bei meinem Nachbarn im Garten gibt es dieses Mal gute Kartoffeln.“ Eine Vermutung in diese Richtung hatte Bernd Höhnel schon im Vorfeld: Das Kartoffelkraut stand mit 80 Zentimetern viel höher als sonst. Und glücklicherweise gab es dieses Mal – anders als 2015 – auch keine Erdwürmer, die sich an den Knollen zu schaffen machten. „Vergangenes Jahr musste ich viel wegschneiden.“

Und was wird nun aus der Riesen-Kartoffel mit dem Grübchen-Gesicht? „So schnell schlachten wollte ich sie eigentlich noch nicht“, sagt der Rentner. Fest steht, dass man dafür ein etwas größeres Messer braucht – die übliche Klinge reicht bei dem Durchmesser nicht aus. Am Ende will der Kleingärtner die Kartoffeln zu Mus verarbeiten. Den gibt’s dann mit Pilzen aus dem Wald. „Die hole ich mir auch noch.“

Und vielleicht kommt vorher sogar noch ein Fund im eigenen Garten: „Drei Zeilen mit Kartoffeln habe ich noch. Vielleicht wächst da ja sogar noch eine, die größer ist, als die mit dem Gesicht.“