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Kamenzer Wirecard-Ermittler schreibt neues Buch

Der Kamenzer Benjamin Knull ist bekannt als einer der Ermittler in der Wirecard-Affäre. Jetzt hat er ein belletristisches Buch geschrieben - mit einem ganz aktuellem Bezug.

Von Heike Garten
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Der Kamenzer Benjamin Knull mit dem Manuskript zu seinem neuen Buch "Der kleine Isso vom Planeten Normal. Bekannt wurde der Autor als Ermittler in der Wirecard-Affäre.
Der Kamenzer Benjamin Knull mit dem Manuskript zu seinem neuen Buch "Der kleine Isso vom Planeten Normal. Bekannt wurde der Autor als Ermittler in der Wirecard-Affäre. © Matthias Schumann

Kamenz. Er ist Wirtschaftskriminologe, Autor von Sachbüchern und Gründer und Leiter des Institutes für Governance (Führung) & Psychologie, lehrt in Frankfurt/Main und der Universität in St. Gallen/Schweiz: Benjamin Knull aus Kamenz. Bekannt wurde er als einer der Aufklärer in der Wirecard-Affäre - dem wohl größten Betrugsfall in Deutschland seit 1945.

Jetzt hat er sich einem neuen Metier zugewandt. Der 37-Jährige hat ein Buch im Bereich der Belletristik geschrieben, ein Buch, das für Jugendliche und Erwachsene gedacht ist, der Anstoß aber von seinem dreijährigen Sohn kam. „Ich wollte meinem Sohn zeigen, dass es nicht nur eine einzige Wahrheit, sondern nahezu unendlich viele Meinungen zu einem Thema gibt – und das auf kindgerechte Art und Weise“, sagt der Autor. Letztlich ist ein Werk entstanden, das sein kleiner Sohn jetzt wohl noch nicht versteht. Benjamin Knull sagt selbst, dass es keine leichte oder gar seichte Lektüre ist, sondern dass es vom Leser erfordert, sich mit den aktuellen Dingen zu beschäftigen. Es ist ein bisschen wie Philosophie für ein bereites Publikum.

Die Welt durch die Brille des Anderen sehen

„Der kleine Isso vom Planeten Normal“ heißt das Buch, und es ist eine Geschichte in einer fiktiven Umgebung. Isso, der Name kommt von dem Ausspruch „Das ist so und nicht anders“, ist ein schwarz-weißer Automat, für den es nur rationale Aussagen ohne Gefühle oder Meinungen gibt. Er landet auf dem Planeten der einfühlsamen, bunten Brillenträger. Diese tragen Wahrnehmungsbrillen und können die Welt durch die Brille der Anderen sehen. Sie sind sozusagen miteinander emotional verbunden.

Eine dieser Brillenträgerinnen ist Flora Blume, der Isso begegnet. Der kleine Automat wird mit einer für ihn vollkommen fremden Welt konfrontiert, wo Wahrnehmung, verschiedene Standpunkte, Mitgefühl und Perspektiven die Entscheidungen der Brillenträger beeinflussen. Isso erlebt durch Flora Blume viele Aha-Momente und merkt, dass es eine Welt gibt, wo es eben kein absolutes „Das ist so“ gibt, sondern wo man miteinander trotz unterschiedlicher Meinungen gut zusammenleben kann. Das alles ist verpackt in eine spannende Geschichte, die eigentlich so gar nichts mit rein philosophischer Literatur zu tun hat. Irgendwie ist es auch ein Abenteuerbuch. „Und es ist ein großer Rundumschlag mit Themen, die uns aktuell beschäftigen“, so der Kamenzer Auto.

Fast verlernt, offene Diskussionen zuzulassen

Die aktuelle Entwicklung in der Welt war ein Anlass für Benjamin Knull, das Buch zu schreiben. „In Zeiten von Corona, Kriegen und Fake News erleben wir eine Spaltung der Gesellschaft. Erwachsene Menschen verwechseln ihre individuelle Wirklichkeit mit der allgemeingültigen Wahrheit“, sagt der Autor. Gemeint ist damit, dass wir es fast verlernt haben, die Meinung des Anderen zu tolerieren, offene Diskussionen kaum noch zulassen, sondern das wir das, was wir persönlich für richtig halten, auch die Wahrheit sein muss. „Die Welt ist eben nicht so, wie sie ist, sondern wie wir sind“, so Benjamin Knull. Dabei gebe es oft mehrere Perspektiven. Eine Erfahrung, die Isso in dem Buch macht.

In ihm heißen Schulen zum Beispiel Fantasieschmieden, das Fach Mathematik wird zu Mathemasie, weil man auch bei Zahlen eine gewisse Fantasie entwickeln kann. So beantwortet eine Schülerin im Buch die Frage 5+6 mit Grün, weil sie bei der Zahl 11 an einen Elfen aus ihrem Traum gedacht hat, der in einem wunderschönen grünen Haus wohnt. Für den kleinen Isso eine unnormale, nahezu verstörende Antwort. Es gibt Fächer, die von Schülern geleitet werden. Eines davon nennt sich „Was Du hörst, ist nicht das, was ich gesagt habe“. „Genau so ist es“, sagt Benjamin Knull. „Jeder Reiz wird eben erst durch seinen Empfänger zur Information. So funktioniert Wahrnehmung“, so der Autor.

Ein Buch mit psychologischen Inhalten

Etwa zwei Jahre hat Benjamin Knull an dem Manuskript geschrieben. Es ist keine Arbeit, die einfach so aus der Feder floss, sondern wo es auch schwierige Phasen gab, wo sich die Geschichte im Laufe der Zeit entwickelt. Jetzt am Ende schätzt der Autor selbst ein, dass es ein komplexes Werk ist. Er hofft auf ein breites Publikum und will vorrangig jugendliche und erwachsene Leserschaft ansprechen, die sich für anspruchsvolle Literatur mit psychologischen Inhalten und dem Hinterfragen etablierter Normalmuster interessiert. Also aktuell noch kein Buch für seinen Sohn. Aber irgendwann wächst auch dieser in das Alter hinein.

Derzeit sucht Benjamin Knull nach einem geeigneten Verlag zur Herausgabe seines Buches. Als das Manuskript in seiner Erstfassung fertig war, haben es schon engste Freunde gelesen, und der Autor hat noch mal einiges geändert. Ein normaler Vorgang, wenn man ein Buch schreibt. Der Kamenzer hat das Buch an Verlage geschickt, von denen er glaubt, das „Der kleine Isso vom Planeten Normal“ in deren Programm passt, und wartet jetzt gespannt auf die Reaktionen. Und wenn das Buch dann auf dem Markt ist, hofft er, dass sich viele Menschen dafür interessieren – eben weil es in der heutigen, oft schwierigen Zeit, genau die Themen anspricht, die die Menschen bewegen.