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SZ + Kamenz

Wie eine Kamenzerin Opfer von Telefonbetrügern wurde - und der Fall am Ende doch noch gut ausging

Auf ihrem Handy erhielt eine Frau aus Kamenz einen Anruf von ihrer Bank. Sie folgte zunächst den Anweisungen der vermeintlichen Sicherheitsmitarbeiterin. Doch dann kam ihr die Sache komisch vor.

Von Heike Garten
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Kriminelle lassen sich immer wieder neue Maschen einfallen, um ihre Opfer per Telefon um ihr Geld zu bringen.
Kriminelle lassen sich immer wieder neue Maschen einfallen, um ihre Opfer per Telefon um ihr Geld zu bringen. © Symbolfoto: dpa-tmn

Kamenz. Die Kontakte, die man selbst in sein Handy gespeichert hat, glaubt man zu kennen, und so fühlt man sich sicher, wenn von einer bekannten Nummer ein Anruf reinkommt. Dass auch diese Kontakte geknackt werden können, zeigt jetzt ein Fall aus Kamenz. „Ich wurde Opfer eines perfiden und ausgeklügelten Betrugsanrufes. Diese Form des Betrugs ist mir bis dato überhaupt nicht bekannt gewesen“, schreibt eine Frau (der Name ist der Redaktion bekannt) an Sächsische.de.

Doch was ist eigentlich passiert? Bei der Kamenzerin klingelte das Handy, angezeigt wurde die Nummer ihrer Bank. Also ging sie ran. Die Anruferin gab sich als Sicherheitsmitarbeiterin ihrer Bank aus und fragte nach, ob es mit der Kreditkarte vereinzelt zu Zahlungskomplikationen, beispielsweise in Apotheken oder Bäckereien, gekommen sei. Dies wurde seitens der Kamenzerin bejaht. Die vermeintliche Bankmitarbeiterin erklärte daraufhin, dass sie nun gemeinsam mit ihr das Problem lösen wolle. „Das klang logisch“, so die Kundin.

Um dieses Problem zu beheben, so erklärte die Anruferin, müsse die Bank-App auf dem Handy der Kundin aktualisiert und gewartet werden. Dabei solle die Kundin behilflich sein. Im Laufe des Gespräches habe es mehrere Anweisungen gegeben: wiederholtes Einloggen in der App, Verifizierung, etc. Alles sei sehr schnell passiert, ohne dass ihr die Möglichkeit blieb, lange zu überlegen oder über ihre Handlungen nachzudenken, berichtet die Frau.

Kundin sollte sich mehrmals bei ihrem Konto einloggen

Misstrauisch sei sie geworden, als nach mehrmaligem Ein- und Ausloggen plötzlich eine unerlaubte Transaktion auf ihrem Konto erschien. „Ich bekam mehr und mehr ein ungutes Gefühl und leichte Panik stieg auf“, so die Kamenzerin. Sie fragte nach, was diese Transaktion zu bedeuten habe. Daraufhin sei sie von der Anruferin mit den Worten beruhigt worden, sie solle sich keine Gedanken machen. Der Umsatz werde nur umgeschichtet, alles sei noch auf dem Konto, und schließlich würde das Telefonat auch aufgezeichnet.

Im Verlauf des Gespräches sei ihr eine SMS mit einem sechsstelligen Code und dem Hinweis auf ein neues Passwort übermittelt worden, so die Frau. Dieses sollte sie im Web-Banking eingeben und gleichzeitig die dreistellige CSV-Prüfziffer von der Rückseite ihrer Kreditkarte nennen. Diesen Anweisungen folgte die Kundin.

Um Glaubwürdigkeit zu schüren, seien seitens der Anruferin noch Daten wie Anschrift und Geburtsdatum der Kundin zum Abgleich vorgelesen worden, welche die Kamenzerin bestätigen sollte. Zum Schluss sei sie aufgefordert worden, aus technischen Gründen die App des Kreditinstitutes vom Handy zu löschen und sich in den nächsten 24 Stunden nicht ins Web-Banking einzuloggen.

Zugang zum Konto wurde umgehend gesperrt

Das alles sei innerhalb weniger Minuten passiert, sie sei im Stress gewesen, zumal sie an diesem Tag Geburtstag hatte, berichtet die Kamenzerin. Doch nach dem Telefonat blieb bei ihr ein ungutes Gefühl. Sie beschloss, unmittelbar danach selbst bei der Hotline der Bank anzurufen. Sie schilderte den Vorfall. Dabei stellte sich sofort heraus: Es handelte sich um einen Betrugsanruf, sogenanntes Vishing – (Voice + Phishing). Der Zugang zum Online-Konto sowie die Kreditkarten wurden umgehend gesperrt.

Es folgten unzählige weitere Telefonate mit der Bank, wobei sich die Kamenzerin jedes Mal unsicher war, ob sie wieder mit Betrügern oder mit echten Bankmitarbeitern kommuniziert. Sie wollte wissen, wie sie denn die echten erkenne. Die klare Antwort: Von Bankmitarbeitern werden niemals Kundendaten wie Kartennummer, vollständige Anschrift und Geburtsdatum zum Abgleich vorgelesen. Niemals würde die Bank anrufen, sondern der Kontakt erfolgt per Mail oder auf postalischem Weg.

2024 in der Oberlausitz schon 27 solcher Betrugsfälle

Der Polizei ist diese Betrugsmasche bekannt. „Wir sprechen von Call-ID-Spoofing“, erklärt Kai Siebenäuger, Pressesprecher der Polizeidirektion in Görlitz. Diese Form des Phishings verlaufe zweistufig, denn vor dem Anruf des vermeintlichen Bankmitarbeiters habe dieser bereits Zugriff auf das Online-Banking seines Opfers und verfüge über alle notwendigen Informationen, um sich als autorisiert ausgeben zu können.

„Wie die Täter zu den Zugangsdaten gelangen, ist in der Regel nicht bekannt und nicht zu ermitteln“, so der Pressesprecher. Es würden technische Prozesse zugrunde liegen, die im Verborgenen laufen. Die Polizei könne nur bedingt etwas ausrichten und sei auf die Unterstützung durch Banken und Sparkassen angewiesen. „Diese bemühen nicht selten das Bankgeheimnis, um Auskünfte gegenüber der Polizei auch zu verweigern“, erklärt Kai Siebenäuger.

Nach Aussagen der Polizei gab es 2023 in den Landkreisen Bautzen und Görlitz insgesamt 35 Fälle dieser Betrugsmasche. 2024 sind es bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits 27 Fälle. Auch die Betroffene aus Kamenz hat ihren Fall zur Anzeige gebracht.

Polizei rät: Bei unerwarteten Anrufen misstrauisch sein

Die Polizei rät, bei unerwarteten Anrufen immer misstrauisch zu sein, ganz besonders, wenn man den Anrufer nicht persönlich kennt. Außerdem helfe es, das Gespräch zu unterbrechen und dann die Nummer zurückzurufen. Bei einem Verdacht könne man auch selbst bei der Bank anrufen und nachfragen. Die Polizei rät außerdem, sich bei Telefonaten nie unter Druck setzen zu lassen und keine Aussagen über persönliche und finanzielle Verhältnisse zu treffen. Und sollte solch ein Fall eintreten, sollte man immer die Polizei informieren und das eigene Konto oder die Karte sperren lassen.

Der Fall der Kamenzer Kundin ist noch einmal gut ausgegangen. Kein Geld ist verschwunden. Und doch möchte die Kamenzerin darauf aufmerksam machen und andere damit warnen, damit nicht noch mehr Leute auf die Betrugsmasche hereinfallen.