Kamenz. Kurz nachdem sie und ihr Mann vor etwa vier Jahren die alte Baderei in Kamenz übernommen hatten, ist er Anne Hasselbach aufgefallen: Mitten auf dem Gelände lag ein Luftballon mit einer Karte daran. Es war ein Wunschballon von einer Hochzeit, der sich seinen Weg zufällig dorthin gebahnt hatte. Noch immer liegt die Karte bei der Kamenzerin zu Hause – und wartet darauf, mit netten Wünschen beschriftet an das Brautpaar zurückgeschickt zu werden.

„Das möchte ich jetzt bald machen“, sagt Anne Hasselbach. Gerade haben der Ballon und die Karte für sie aber noch eine besondere Bedeutung: Beides hat sie schon damals auf die Idee gebracht, das Areal an der Pulsnitzer Straße einmal mit dem Heiraten in Verbindung zu bringen. „Das passt zusammen“, habe sie sich gedacht, sagt die 49-Jährige. „Das ist so ein magischer Ort hier!“

Paare können in der alten Baderei in Kamenz heiraten

Gleich auf zwei Wegen setzen sie und Jan Eickhoff das jetzt um. So können Paare mittlerweile auf dem Gelände der alten Baderei heiraten. Eine erste freie Trauung hat es bereits gegeben. Und am 17. September 2023 findet dort von 10 bis 18 Uhr zum ersten Mal eine Hochzeitsausstellung statt.

Etwa ein Jahr Vorbereitung steckt in dem Herzensprojekt der Kamenzerin, berichtet sie. Ungefähr 20 Anbieter aus der Region stellen an dem Tag in der Baderei aus. Yvonne Tatzel vom Atelier le ciel in Bautzen bringt beispielsweise Brautkleider mit, die Goldschmiede Schönherr aus Kamenz stellt Ringe aus. Jacqueline Zinke vom Kamenzer Dekorationsgeschäft Roomoutfit zeigt, wie sich Tisch und Wände festlich in Szene setzen lassen.

Friseurin Silvia Tanner aus Kamenz ist ebenso dabei wie die freie Traurednerin Ina Förster und der Dresdener Herrenausstatter Anders und Anders. Auch Musikerinnen sind vor Ort: Astrid Haferland begleitet Hochzeiten als Violinistin, die Bautzenerin Vanessa Hahn tritt mit ihrem Gesang auf Hochzeiten als mrsuniqu auf. Hochzeitstorten- und Catering-Tipps gibt's von der Kamenzer Bäckerei Selnack. Sylvia Stephan von Hautnah sorgt für das passende "Untendrunter", und Floristin Tina Reimer aus Großröhrsdorf ist ebenfalls mit dabei.

Sorbische Druschka wird zur Hochzeitsmesse angekleidet

Feste Programmpunkte seien nicht geplant. Modenschauen oder ähnliches sollen sich spontan ergeben, sagt Anne Hasselbach. Models werden sich in den Ausstellungsstücken unter die Besucher mischen. Und sie freue sich darüber, dass auch eine Druschka, eine sorbische Brautjungfer in Tracht, gezeigt werde.

Hochzeitlich sieht es derzeit in der Baderei zwar noch nicht aus. Wie schön es am Tag der Hochzeitsausstellung werden kann, lässt sich aber auch ohne allzu viel Fantasie bereits erahnen. Denn schon jetzt geht von dem Ort ein besonderer Charme aus.

Eigentümer wollen wieder ein Badehaus eröffnen

Die rund 350 Jahre alte Eibe, das Herz des Außenareals, ist mit Netzen abgehangen, die mit Papier-Lampions geschmückt den Garten romantisch erscheinen lassen. Vielerorts ist das Gemäuer des Gebäudes, das wohl im 17. oder 18. Jahrhundert errichtet wurde, zu sehen. Alte Möbel, Fahrräder, Bilderrahmen und Vasen zieren die Räume und das Außenareal. „Vieles habe ich auf Flohmärkten und bei Haushaltsauflösungen zusammengesammelt. Wir kriegen auch immer wieder Dinge geschenkt“, berichtet Anne Hasselbach.

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Einiges an Arbeit hat das Paar schon in das Gebäude gesteckt. „Wir haben viel entrümpelt, Fenster und Türen ersetzt.“ Der Traum von Anne Hasselbach und ihrem Mann ist es, in der alten Baderei einmal wieder ein Badehaus zu errichten; im altertümlichen Stil. Bis es soweit ist, wird es aber noch eine ganze Weile dauern. Nicht nur die Baupreise sind schuld – es sei auch einfach unglaublich viel Arbeit, so ein altes Gebäude wieder herzurichten.

Baderei öffnet auch zum Tag des offenen Denkmals

Dennoch sollen die Gäste der Hochzeitsausstellung schon einmal ein Gefühl für das bekommen, was sein könnte: Wenn das Wetter passt, können sie Kräuterfußbäder nehmen, sagt Anne Hasselbach. „Mit Ringelbumen, Rosmarin und Minze aus dem Garten.“ Die Ausstellung hat sie dazu passend „Hochzeitslust und Badezuber“ genannt.

Gerade geht es mit der Organisation der Ausstellung auf den Endspurt zu. Anne Hasselbachs Kalender ist jetzt voll mit Terminen. Doch nicht nur um die Ausstellung geht es dabei. „Der August und der September sind zwei ideale Monate“, sagt sie. „Es ist noch schön draußen, aber nicht mehr zu heiß.“ Nicht nur zur Hochzeitsausstellung laden sie und ihr Mann deshalb in der nächsten Zeit ein. So öffnet die Baderei ihre Pforten bereits am 10. September: zum Tag des offenen Denkmals.

Und auch am Abend zuvor gibt es Programm auf dem Gelände. Dann findet eine erotische Lesung unter der alten Eibe statt. „Wo gebadet wird, wird auch geliebt“, kündigt Anne Hasselbach die Veranstaltung an. Das sei übrigens ein weiterer Aspekt, weshalb sie finde, dass die alte Baderei ein so wundervoller Ort für eine Hochzeitsausstellung sei.