Kamenz. Weiß gekleidete Kinder, ein Blumenmeer, das in den Straßen von Kamenz leuchtet. Die Umzüge zum Forstfest ziehen jede Jahr Hunderte Besucher in die Innenstadt. Das war auch am Montag, dem 19. August 2024, nicht anders, auch wenn es aufgrund des eingerüsteten Rathauses eine kleine Veränderung im Vergleich zu den Vorjahren gab. Die Ehrengäste standen nicht auf dem Rathausbalkon, sondern auf der ersten Ebene des Baugerüstes.

Für die Kinder und Jugendlichen, die beim Umzug mitmachen, ist alles beim Alten geblieben. Sie zeigen sich stolz: mit Blumenkörben, Kränzen, Ranken, Füllhörnern oder Fahnen. Damit dies alles so über die Bühne gehen kann, sind auch die Familien der Kinder gefragt. Sie müssen dafür sorgen, dass die Mädchen und Jungen ihren Blumenschmuck und die richtige Kleidung haben, dass sie selbst pünktlich zum Auszug in der Innenstadt sind.

Eine Familie, die das Forstfest schon seit Jahren lebt, ist die von Josefine und Thomas Fischer mit ihren Töchtern Amelie und Celine. Die Familie wohnt im Ortsteil Bernbruch, die Mädchen besuchen die Oberschule an der Elsteraue. „Forstfest ist für uns ein Muss. Wir haben selbst als Kinder an den Umzügen und den Spielen teilgenommen“, so Thomas Fischer. Seine Oma hat früher immer gesagt: „Ihr habt mitzulaufen“, denkt er an seine eigene Kindheit zurück.

Die schönsten Bilder vom Forstfestauszug:

Und die Vorbereitung für die Fischers beginnt eigentlich schon nach dem Ende des letzten Forstfestes. Dann nämlich schauen sie, wann das Fest im kommenden Jahr stattfindet, und richten ihren Urlaub danach aus . „Es gab ja auch schon Jahre, da ist das Forstfest in die Ferien gefallen, doch wir wollten immer dabei sein“, erklärt Josefine Fischer. Und auch für 2024 mussten sie gut planen, um die Tage der Umzüge freizubekommen, damit sie ihre Kinder vorbereiten und auch selbst als Zuschauer dabei sein können. „Ich habe extra mit einem Kollegen die Schicht getauscht“, sagt Thomas Fischer.

Seine Frau hatte schon im Mai in der Gärtnerei Hoffmann in Wiesa angefragt und sich für den Blumenschmuck vormerken lassen. „Wir wussten zwar noch nicht genau, was die Mädchen tragen werden, aber aufgrund der schulischen Leistungen kann man das ungefähr einschätzen“, sagt sie. Letztlich trägt die 13-jährige Celine den Klassenstab. Da braucht es nur Efeu um den Stab, den bastelt das Mädchen selbst.

„Ich habe einen Leistungsstab, da gehört ein Blumenkranz dazu“, so die zehnjährige Amelie. Vor den Sommerferien hat die Familie die Bestellung beim Gärtner fest gemacht.

Sandalen oder Sneakers?

Die Sache mit der weißen Kleidung war schnell gelöst. Da griff Josefine Fischer auf das Internet zurück. Für Amelie waren noch Sachen von ihrer älteren Schwester da. Diskussionen gab es nur bei den Schuhen. „Eigentlich gehören weiße Sandalen dazu, doch die trägt ja heute keiner mehr“, so Thomas. Also hat man sich auf einen Kompromiss mit weißen Sneakers geeinigt, die dann ja auch noch später getragen werden können.

Am Montag selbst nahm die Schwester von Josefine extra Urlaub, um den beiden Mädchen noch die Haare besonders schön zu frisieren – auch das gehört mit dazu. Der Vater hatte auch frei, die Mutter arbeitete vormittags noch in einer Arztpraxis und machte 11 Uhr Schluss. Dann ging es schnell nach Hause, und die Kinder wurden umgezogen oder zumindest die passenden Sachen bereit gelegt. Gegen 12 Uhr fuhr die Familie mit dem Auto bis zur Hoyerswerdaer Straße, von dort ging es zu Fuß im entsprechenden Forstfest-Outfit zum Stellplatz am Schulplatz. Hier trennten sich die Wege von Eltern und Kindern. Mama und Papa schauten beim Umzug zu, die Kinder liefen stolz mit.

Fast 1.800 Schüler beim Festumzug dabei

Sie sind damit ein Teil der fast 1.800 Mädchen und Jungen, die am Montagnachmittag den Kamenzer Marktplatz in ein wogendes Blütenmeer verwandelten. Obwohl der Umzug erst gegen 13.30 Uhr startete, suchten sich bereits ab 12 Uhr die ersten Zuschauer ihre Plätze: entlang der Klosterstraße und des Buttermarktes, um den Markt herum, die Bautzener Straße entlang. An manchen Stellen standen die Leute in Fünferreihen, um auch von dort einen Blick auf die Mädchen und Jungen zu erhaschen. Da wurde gewunken, fotografiert und auf das eigene Kind oder Enkelkind gezeigt. Eine fröhliche Atmosphäre.

Eine Besonderheit gab es in diesem Jahr. Die Oberschule an der Elsteraue hatte erstmalig eine Schulfahne dabei, die von Schülern und Lehrern gemeinsam entworfen wurde. Emma und Lucas aus der zehnten Klasse durften sie tragen. Schulleiter Stefan Cyriax, der auch die Festrede an alle Teilnehmer hielt, zeigt sich stolz darüber. In seiner Rede zog er eine Linie zum Ursprung des Forstfestes. Damals sind weiß gekleidete Kinder mit Blumen in den Forst gezogen, um eine Belagerung der Stadt abzuwenden und um Frieden zu bitten. „Eine Botschaft, die auch heute ganz aktuell ist“, sagte Stefan Cyriax.

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Für Familie Fischer und die anderen Umzugsteilnehmer war der Auszug am Montag nicht die einzige Aktivität. Am Donnerstag sind sie noch einmal in weißer Kleidung und Blumenschmuck beim Einzug dabei sowie am Abend beim Lampionumzug. Und mittendrin auch Amelie und Celine.