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Drei Schwepnitzer Schüler erhalten Wissenschaftspreis

Besondere schulische Arbeiten, die über das normale Maß hinausgehen: Für diese gab es jetzt in Schwepnitz Preise. Dazu haben die Schüler geforscht.

Von Heike Garten
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Lina Albrecht, Simon Thiele und Alesia Pohl (v. l.) wurden mit dem Wissenschaftspreis der Freien Schule Schwepnitz geehrt. Den Preis gab es zum ersten Mal.
Lina Albrecht, Simon Thiele und Alesia Pohl (v. l.) wurden mit dem Wissenschaftspreis der Freien Schule Schwepnitz geehrt. Den Preis gab es zum ersten Mal. © Matthias Schumann

Schwepnitz. Hat die Nutzung von sozialen Medien etwas mit dem Anstieg psychischer Erkrankungen zu tun? Welchen Einfluss hat die englische Sprache auf die deutsche bei deutschen Auswanderern? Welchen Einfluss hat der Einsatz der Genschere auf Mutationen? Alles hoch wissenschaftliche Themen, die so gar nicht an den Lehrplan einer zwölften Klasse denken lassen. Und doch haben sich drei Schüler der Freien Schule Schwepnitz mit diesen sehr komplexen Themen auseinandergesetzt. Im Unterricht und in ihrer Freizeit.

Herausgekommen sind Ergebnisse, die jetzt mit dem Wissenschaftspreis 2024 der Schule belohnt wurden. Simon Thiele, Lina Albrecht und Alesia Pohl konnten ihn in Empfang nehmen. Die drei haben zu den oben genannten Themen geforscht.

Doch was bringt Gymnasiasten dazu, sich schon so tief mit einem bestimmten Fachgebiet zu beschäftigen? Ausgangspunkt war eine Facharbeit, die alle Schüler der zwölften Klasse zu schreiben hatten. Eine komplexe Arbeit, die über einen längeren Zeitraum zu bewältigen ist. „Zu Beginn gab es einen Workshop, bei dem es um die Themenfindung für jeden einzelnen Schüler ging“, erklärt Michael Schiewack.

Er ist Lehrer für Gesundheit und Soziales und hatte die Idee für den Wissenschaftspreis. Das war allerdings erst, nachdem er die Ergebnisse der komplexen Arbeiten der Schüler gesehen hatte. „Da waren besondere, qualitativ hochwertige Leistungen dabei, die auch eine extra Würdigung verdient haben“, sagt er.

Preisgeld für die Gewinner

Michael Schiewack unterbreitete dem Trägerverein der Schule den Vorschlag für den Preis. Dieser fand die Idee gut, und auch die Schulleitung stellte sich hinter das Vorhaben. Da ein Preis nicht nur eine Urkunde und ein paar nette Worte sein können, bemühte sich der Verein um Sponsoren für eine finanzielle Honorierung der Leistungen der Preisträger. Über Sponsoren, Firmen der Region, konnten die Gelder eingeworben werden. Letztlich gab es für den ersten Preis 500 Euro, und die beiden anderen Geehrten erhielten je 250 Euro – das alles in Form eines Bildungsgutscheins. Das Geld kann also für Bücher, Bildungsreisen oder ähnliches eingesetzt werden.

Die drei Schüler sind stolz auf den Preis, aber vor allem auch auf ihre Forschungsleistung. Der 18-jährige Simon Thiele kommt aus Bretnig-Hauswalde und macht in Schwepnitz sein berufliches Abitur. Für seine Facharbeit wollte er sich mit etwas ganz Aktuellem beschäftigten, mit einem Thema, das in der Öffentlichkeit unterschiedlich diskutiert wird.

Er vertiefte sich in Statistiken zum Medienverhalten und zur zahlenmäßigen Entwicklung psychischer Erkrankungen vor allem auch bei jungen Menschen. Gibt es da einen Zusammenhang? Gefühlt sagt der 18-Jährige ja. „Wissenschaftlich belegen lässt sich das aber aktuell noch nicht, weil einfach zu wenig Forschungsergebnisse vorliegen“, so Simon Thiele.

Themen, die nicht im Lehrplan sind

Mit einem Thema, das eigentlich ziemlich fern klingt, beschäftigte sich Lina Albrecht. Sie forschte im Fach Englisch. Ganz speziell ging es darum, wie sich die Wortstruktur einer Sprache entwickelt. Das Ganze untersuchte sie an der Sprache von Deutschen, die in Pennsylvania leben, dort ihre Muttersprache und natürlich englisch sprechen. Wie hat sich die Muttersprache im Laufe der Zeit verändert? Das war ihre Fragestellung.

Nicht weniger komplex ist das Thema von Alesia Pohl im Fach Biologie. Sie beschäftigte sich mit der Genschere, ein Begriff, den die meisten Leute gar nicht kennen, weil mit ihm fast ausschließlich Wissenschaftler zu tun haben. Die Genschere ist ein molekularbiologisches Verfahren, um einen DNA-Strang an einer vorgegebenen Stelle zu durchschneiden und dort gezielt zu verändern. An der Schnittstelle können einzelne DNA-Bausteine eingefügt, entfernt oder modifiziert werden.

Eingesetzt werden kann das Ganze bei Menschen und Tieren, allerdings im Moment nur im Bereich der Forschung. Alesia wollte die Frage klären, ob man so etwas auch außerhalb der Forschung anwenden kann. „Wenn ja, dann müssten noch viele Probleme geklärt werden“, sagt Alesia Pohl.

Berufswunsch Lokführer statt Wissenschaftler

Ob Simon, Lina und Alesia später auch einmal beruflich in die Fachgebiete einsteigen, in denen sie jetzt geforscht haben, wissen sie noch nicht. Simon zum Beispiel will gar nicht studieren, sondern Lokführer werden. Lina würde schon gern etwas mit englischer Sprache machen, weiß aber, dass die Arbeitsmöglichkeiten nach einem entsprechenden Studium eher gering sind. „Von irgendwas muss man ja auch leben“, sagt sie pragmatisch. Und Alesia? Sie will in der Forschung weitermachen, nach Möglichkeit in einem Labor im Fachbereich der Medizin.

Einen ersten Erfolg konnte die drei mit dem Wissenschaftspreis erst einmal erzielen. Aber jetzt steht für sie das Abitur im Vordergrund.