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Wird das Barockschloss Oberlichtenau verkauft?

An dem Ensemble in der Nähe von Pulsnitz ist in den vergangenen Jahren viel passiert, doch seit dem plötzlichen Tod des Besitzers ist es ruhig darum geworden. Jetzt taucht eine Anzeige auf einem Immobilienportal auf.

Von Heike Garten
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Hier liegt es idyllisch im Nebel: das Barockschloss Oberlichtenau mit seinem Park. Unklar ist derzeit, wie es mit dem Ensemble weitergeht.
Hier liegt es idyllisch im Nebel: das Barockschloss Oberlichtenau mit seinem Park. Unklar ist derzeit, wie es mit dem Ensemble weitergeht. © Matthias Schumann

Oberlichtenau. Seit einigen Tagen sorgt ein Post in den sozialen Netzwerken für Gesprächsstoff in der Region zwischen Pulsnitz und Kamenz. Der Post verweist auf ein Immobilienportal. Dort steht ein Schlossensemble mit historischem Barocksaal in der Nähe von Dresden zum Verkauf. Dass es sich dabei um das Barockschloss von Oberlichtenau, einem Ortsteil von Pulsnitz, handelt, steht nicht explizit in dem Verkaufsangebot, aber die Bilder und die Beschreibung sprechen eine deutliche Sprache. Ortskundige wissen, dass es sich um das Barockschloss Oberlichtenau handelt.

Soll das Schloss tatsächlich verkauft werden? Seit dem plötzlichen Tod von Schlossbesitzer Andreas von Hünefeld im März 2024 war es still geworden um die Anlage. Andreas von Hünefeld hatte sich in den vergangenen Jahren mit viel Engagement um das Ensemble gekümmert und vor allem auch dafür gesorgt, dass es für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Hochzeiten, Konzerte, Schlossführungen und andere Veranstaltungen gehörten zu den Angeboten. Vieles im Schloss und auf dem Gelände wurde verschönert.

Verschiedene Optionen für die Zukunft des Schlosses

Der Tod des engagierten Schlossherren brachte fast alles zum Erliegen. Mitarbeiter des Bauhofes der Stadt Pulsnitz haben sich nur immer wieder mal um die Rasenpflege und Ordnung im Gelände gekümmert. Das bestätigt Bauamtsleiter Kay Kühne auf Anfrage. Der Park ist auch weiterhin zugänglich. Am Gebäude hängt inzwischen ein Schild mit der Aufschrift „Heute keine Schlossbesichtigung“.

Dieses Schild hängt aktuell am Schlossgebäude in Oberlichtenau.
Dieses Schild hängt aktuell am Schlossgebäude in Oberlichtenau. © Matthias Schumann

Die Witwe von Andreas von Hünefeld lebt in Berlin. Auf telefonische Anfrage von Sächsische.de sagt sie, dass ihr das Schloss genauso am Herzen liege wie ihrem verstorbenen Mann. Natürlich mache sie sich Gedanken, wie es weitergehen soll. Es gebe verschiedene Optionen, der Verkauf sei eine davon. Dann müsse aber auch etwas Gutes für das Schloss passieren, so Daniela von Hünefeld. Sie wolle sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht festlegen, sondern wirklich das Beste für die Zukunft der Barockanlage erzielen und sich für die Entscheidung Zeit lassen.

Andreas von Hünefeld war auch erster Vorsitzender des Fördervereins für das Barockschloss Oberlichtenau. Der zweite Vorsitzende, Maik Förster, sagt, er habe auch nur über das Internet von der Verkaufsanzeige erfahren. „Ich war schon etwas verwundert, habe aber auch Verständnis dafür“, sagt er gegenüber Sächsische.de. Er habe jetzt eine extra Jahresversammlung des Vereins einberufen, um zu überlegen, wie man weitermachen wolle.

„Es geht ja darum, ein Kulturdenkmal zu erhalten und mit Leben zu erfüllen“, sagt Maik Förster. Er habe die Zusammenarbeit mit Andreas von Hünefeld geschätzt, auch mit dem Bibelgarten, den Förster in Oberlichtenau betreibt, habe es immer ein enges Miteinander gegeben. „Wir haben unsere Besucher zum Schloss geschickt und umgekehrt genauso“, sagt er.

Was wird aus Fördergeldern für die Dachsanierung?

Offen ist derzeit auch die Frage, was mit den bereits bewilligten Fördermitteln für die Sanierung des Schlossdaches passiert. Im Sommer 2023 hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages 638.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes bewilligt. Das wären 50 Prozent der gesamten Kosten. Bundestagsabgeordneter Torsten Herbst (FDP) hatte sich zuvor ein Bild vom Zustand des Daches gemacht und sich als Mitglied des Haushaltsausschusses für die Förderung eingesetzt.

Auf Nachfrage in seinem Berliner Büro sagt ein Mitarbeiter, dass man nicht wisse, was mit den Fördergeldern passiert, wenn das Schloss verkauft würde. Er verweist an das zuständige Ministerium, betont aber auch, dass es davon abhänge, an wen der Zuwendungsbescheid gegangen ist. In der Immobilienanzeige heißt es dazu: „Für eine historische Dachsanierung des Schlosses liegt eine Förderbewilligung von Land und Bund vor.“

Es ist also noch offen, wie es mit dem Ensemble rund um das Barockschloss Oberlichtenau weitergehen wird. Einheimische hoffen, dass es auch weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt.