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Nach Kirchenbrand in Großröhrsdorf: Zahlreiche Spenden für Wiederaufbau

Nach dem verheerenden Feuer in der Stadtkirche Großröhrsdorf bemüht sich die Pfarrei, das Gemeindeleben aufrechtzuerhalten. Hilfe kommt dabei von vielen Seiten.

Von Katja Schlenker
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Die Reste der Stadtkirche in Großröhrsdorf geben einen trostlosen Anblick. Ein Bauzaun sperrt das Areal derzeit ab.
Die Reste der Stadtkirche in Großröhrsdorf geben einen trostlosen Anblick. Ein Bauzaun sperrt das Areal derzeit ab. © Archivfoto: Daniel Schäfer/dpa

Großröhrsdorf. Der Himmel weint. Doch der Regen hält unzählige Menschen nicht davon ab, am Abend des 6. August 2023 auf die Pfarrwiese in Großröhrsdorf zu kommen. Abendmusik mit Posaunenchören aus der Umgebung wird ab 19 Uhr gespielt. Der Anlass für das spontane Konzert ist ein trauriger: Die Stadtkirche ist abgebrannt.

Dennoch gibt Pfarrer Stefan Schwarzenberg sich optimistisch. Er berichtet, dass die Anteilnahme riesig sei. Zahlreiche umliegende Kirchengemeinden haben die Gemeindemitglieder in Großröhrsdorf kontaktiert, stehen ihnen bei, wollen helfen. Von vielen Menschen werde er zudem auf das Unglück angesprochen, berichtet er am Sonntagabend. Selbst zahlreiche Einwohner, welche in Großröhrsdorf als konfessionslos gemeldet sind, sprechen den Pfarrer auf den Kirchenbrand an und nehmen Anteil.

Feuer zerstört Stadtkirche in Großröhrsdorf

Die Stadtkirche in Großröhrsdorf ist weit mehr gewesen als ein Gotteshaus. „Wenn ich den Kirchturm von Weitem gesehen habe, wusste ich, die Heimat ist gleich da“, schreibt eine Userin beim Sozialen Netzwerk Facebook. „So ging es mir auch immer“, fügt eine weitere traurig hinzu. Knapp 50 Meter hat der Kirchturm in den Himmel geragt und bot weithin Orientierung im Stadtbild. Nun fehlt dieser Fixpunkt.

Der 4. August 2023 wird als ein trauriger Tag in die Annalen der Stadt Großröhrsdorf eingehen. Kurz nach 2 Uhr an diesem Freitag reißt ein lauter Knall etliche Großröhrsdorfer aus dem Schlaf. Manche sprechen mittlerweile sogar von einer Art Explosion. Die Polizei bestätigt, dass mehrere Anwohner einen lauten Knall gehört haben. Gegen 2.20 Uhr werden die Einsatzkräfte alarmiert und eilen zum Kirchberg, weil das Gotteshaus brennt.

Barockkirche in Großröhrsdorf 1736 geweiht

Die Barockkirche wurde am 8. Oktober 1736 durch den Dresdener Superintendenten Valentin Ernst Löscher eingeweiht. Altar und Taufstein waren hölzerne Kopien jener marmornen Sakralgeräte, welche die Leipziger Thomaskirche bis 1945 zierten. Was fast 300 Jahre Bestand hatte, zerstört das Feuer innerhalb weniger Stunden.

„Es fällt uns schwer, die Bilder unserer brennenden Kirche aus dem Kopf zu bekommen“, sagt Pfarrer Stefan Schwarzenberg am Sonntagabend. In einem Video, das momentan durch die Sozialen Medien geschickt wird, ist dokumentiert, wie die 2013 zuletzt sanierten Glocken im Turm ein letztes Mal läuten, während das Gotteshaus bereits lichterloh in Flammen steht. Andere Videos zeigen, wie die Spitze des Kirchturms schließlich in einem Feuerball in sich zusammensackt. „Das geht schon an die Nieren“, schreibt ein User bei Facebook dazu.

Bereits mehr als 24.000 Euro an Spenden gesammelt

Doch die Gemeinschaft hält zusammen. Bis zum Abend des 6. August 2023 seien bereits um die 14.000 Euro an Spenden eingegangen, sagt der Pfarrer. Am Montagmittag sind es sogar schon 24.000 Euro. Auch während des Konzerts ist Geld für den Wiederaufbau des Gotteshauses gesammelt worden. Es wird eine Aufgabe sein, welche den Kirchenvorstand und die rund 1.400 Gemeindemitglieder die nächsten Jahre beschäftigen wird. Dessen sind sich alle bewusst.

Doch es soll weitergehen. Der Wille ist da, dass Großröhrsdorf seine Stadtkirche zurückbekommt. Auch das Gemeindeleben soll weitergehen – und das tut es. So hat am Sonntagmorgen, um 9.30 Uhr, der erste Gottesdienst nach dem verheerenden Brand stattgefunden – in der Kirche in Kleinröhrsdorf.

„Die Kirche, das sind immer die Christen, die Gemeinschaft, die Kirche Jesu Christi – und die lebt“, sagt der Pfarrer dort entschlossen. Das ist auch bei dem Konzert am Sonntagabend zu merken. Um die 140 Musiker der Posaunenchöre aus der Umgebung von Großröhrsdorf spielen dort.

Unterdessen ist die Frage nach der Ursache des Brandes weiterhin ungeklärt. Am Montag nun werden Brandursachenermittler und Statiker das Kirchenschiff erstmals betreten und untersuchen, erklärt René Krause von der Polizeidirektion Görlitz am Sonntag. Nach wie vor bestehe die Gefahr, dass die 2013 zuletzt sanierte Kirche samt Turm gänzlich zusammenstürzt.

Brandnachschau der Feuerwehr an Stadtkirche

Aus diesem Grund bleiben auch die angrenzenden Straßen weiterhin für den Verkehr gesperrt. Die Lichtenberger Straße ist von der Kreuzung mit der Radeberger Straße bis zum Abzweig in Richtung Bahnhof dicht. Auch auf der Langen Straße steht eine Absperrung. Rund um das zerstörte Kirchengebäude ist ein Bauzaun aufgestellt. Die Polizei bewacht das Areal.

Trotz der Gefahr suchen immer wieder Menschen den Weg zur Kirche. Dort stehen sie teils fassungslos an der Absperrung. Manche weinen vor sich hin, andere beten. Eine einsame Blume ist am Bauzaun angebracht. Daneben sind drei von Kindern gemalte Bilder zu sehen. In der Luft liegt immer noch Brandgeruch – auch Tage nach dem Unglück.

Erinnerung an Stadtkirche Großröhrsdorf lebt weiter

Die Feuerwehr ist mittlerweile nicht mehr dauerhaft vor Ort. Der Regen an Sonnabend und Sonntag hat die letzten Glutnester gelöscht. Am 6. August 2023, um 15.35 Uhr, sind die Feuerwehrler nochmal zur Brandnachschau vor Ort gewesen, ist auf der Homepage der Freiwilligen Feuerwehr Großröhrsdorf zu lesen.

Unter dem Titel „Erinnerung, Trauer, Hoffnung“ hat die Kirchengemeinde ein Video auf ihrer Homepage veröffentlicht. „Ein Teil von uns ist in dieser Nacht mit verbrannt“, ist dort zu lesen, während Aufnahmen des Gotteshauses vor und nach dem Brand gezeigt werden.

„Wir bitten um Beistand durch Gebete. Für alle geleistete und zukünftige Unterstützung bedanken wir uns von Herzen. In dieser Stunde der Not steht die ganze Stadt Großröhrsdorf zusammen“, wird zum Ende des Videos eingeblendet. Hoffnung vereint sie alle.

Spendenkonto zugunsten der Stadtkirche Großröhrsdorf:
Kontoinhaber: Kirchgemeinde Großröhrsdorf
IBAN DE 14 8509 0000 5939 9810 30
Volksbank Großröhrsdorf