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Infineon übernimmt Qimonda-Anlagen in Dresden

Infineon Dresden übernimmt die Reste seines insolventen Nachbarn Qimonda. Für den gescheiterten Branchenriesen ist das 100-Millionen-Euro-Geschäft ein lang ersehnter Schlussstrich, für den Standort dagegen Symbol des Aufschwungs.

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Dresden. Mehr als zwei Jahre nach der Pleite ist der insolvente Dresdner Chiphersteller Qimonda vollständig verkauft. Für gut 100 Millionen Euro übernimmt der direkte Nachbar Infineon die verbliebenen Produktionsanlagen sowie die Gebäude, in denen Qimonda bis Anfang 2009 Speicherchips entwickelt und hergestellt hatte. Damit sei die Verwertung abgeschlossen, teilte Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Dienstag mit.

Das Insolvenzverfahren war am 1. April 2009 eröffnet worden. Hoffnungen auf einen Investor, der das Werk als Ganzes übernimmt, zerschlugen sich. Jaffé hatte das Unternehmen deshalb in Einzelteilen verwertet - von der kompletten Chip-Produktionsanlage bis hin zu Stiften und Lochern. Das Image von „Silicon Saxony“ hatte durch die Insolvenz in Folge des Preisverfalls für Computerchips arg gelitten. Inzwischen sieht sich die Branche trotz harter Konkurrenz aus Asien und den USA jedoch wieder im Aufwind. Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) stellte Infineon am Dienstag millionenschwere Unterstützung bei Investitionen in Technologie und Arbeitsplätze in Aussicht. Die Regierung hatte bei den Verhandlungen mit am Tisch gesessen.

„Wir sind mit der Verwertung insgesamt sehr zufrieden, weil wir neben einem guten Ergebnis für die Gläubiger auch erreicht haben, dass die Anlagen von Qimonda Dresden nun wieder wertschöpfend genutzt werden und neue Arbeitsplätze entstehen können“, betonte Jaffé. Zuletzt hatten noch rund 50 von einst mehreren tausend Qimonda-Mitarbeitern die Maschinen in Schuss gehalten und die Verwertung organisiert. Ein Teil von ihnen soll ebenfalls bei Infineon Dresden, einer hundertprozentigen Tochter der Infineon AG unterkommen.

"strategisch ausgerichtete Kapazitätserweiterung"

Das Unternehmen bezeichnete die Übernahme der Gebäude und Anlagen als „Teil der strategisch ausgerichteten Kapazitätserweiterung“. Wie die Maschinen genau eingesetzt werden sollen, stehe noch nicht fest, hieß es. Im vergangenen Jahr hatte Infineon den Standort bereits für 40 Millionen Euro ausgebaut, um damit der anhaltend hohen Nachfrage zu begegnen. Für dieses Jahr waren 72 Millionen Euro ohne die Übernahme der Qimonda-Teile angekündigt. Bei Infineon in Dresden arbeiten rund 1900 Menschen.

Abgeschlossen ist das Insolvenzverfahren für Qimonda Dresden mit dem Ende der Verwertung noch nicht. Nun müssten unter anderem die Ansprüche der Gläubiger geprüft werden, hieß es. Für die insolvente Qimonda AG in München ändert der Verkauf überhaupt nichts, weil die Verfahren voneinander getrennt laufen. Qimonda ist eine frühere Tochter von Infineon. Wegen vermeintlicher Fehler bei der Ausgliederung des Unternehmens hatte Qimonda-Verwalter Jaffé den DAX-Konzern vergangenes Jahr verklagt. Das Verfahren läuft noch. (dpa)