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Pläne für Akku-Produktion in Pumpe

Das Unternehmen Altech und ein Fraunhofer-Institut setzen für die Speicherung auf einen Stoff vom Frühstückstisch – Salz.

Von Mirko Kolodziej
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Seit Neuestem ist am Gründer- und Gewerbezentrum Dock³ Lausitz in Schwarze Pumpe, in dem Altech zunächst untergekommen ist, ein großes Firmen-Schild zu sehen. Zur Altech Industries Germany GmbH für Anodenmaterial kommt hier nun noch die Altech Battery Gmb
Seit Neuestem ist am Gründer- und Gewerbezentrum Dock³ Lausitz in Schwarze Pumpe, in dem Altech zunächst untergekommen ist, ein großes Firmen-Schild zu sehen. Zur Altech Industries Germany GmbH für Anodenmaterial kommt hier nun noch die Altech Battery Gmb © Foto: Mirko Kolodziej

Schwarze Pumpe. Als vor ein paar Tagen Kanzler Olaf Scholz (SPD) nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der drei ostdeutschen Kohleländer im Industriepark Schwarze Pumpe in seinen schwarzen Dienst-Mercedes stieg, hatte er ein großes Bauschild im Rücken. Aufschrift: „Silumina Anode Project“. Eine deutsche Tochter des australischen Unternehmens Altech plant seit einigen Monaten die Produktion von keramisch beschichtetem Batterieanodenmaterial, durch das im Wesentlichen herkömmliche Akkus für die Elektromobilität leistungsfähiger werden sollen. In den nächsten Wochen wird die Technik für eine Pilotanlage angeliefert, Planungen für ein Werk im großen Maßstab laufen.

Schon zur Kanzler-Visite raunten die Altech-Manager, sie hätten ein weiteres Großprojekt in der Schublade. Am Mittwoch ließen sie die Katze aus dem Sack: Altech will neben Silumina Anodes selbst in die Akku-Herstellung einsteigen. Allerdings sollen in Schwarze Pumpe künftig keine herkömmlichen Strom-Speicher produziert werden, sondern sogenannte Festkörperbatterien, bei denen der Elektrolyt statt aus den üblichen, flüssigen Chemikalien aus Keramik und die Kathode aus mit ein wenig Nickel versetztem Natriumchlorid besteht, also ganz klassischem Salz wie fürs Frühstücksei. Ganz neu ist die Technologie zwar nicht, aber über die letzten Jahre hat das Dresdener Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) daran gefeilt. Im Grunde beruht das Prinzip darauf, dass sich festes Salz während eines Ladevorgangs verflüssigt und während der Entladung wieder in den festen Aggregatzustand wechselt. Altech erklärt es technisch so: „Die Anode bildet sich erst während des Ladevorgangs als ein Film aus geschmolzenem Natrium zwischen der Stahlelektrode und dem äußeren Rand des keramischen Elektrolyten.“

Firma ist gegründet

Für die Herstellung der Sodium Alumina Solid State Batteries hat Altech nun eine gemeinsame Firma mit dem IKTS gegründet, die Altech Battery GmbH. Altech hält 75 Prozent, das IKTS 25 Prozent. Geplant sind Groß-Speichermodule unter dem Markennamen Cerenergy für den stationären, industriellen Einsatz. Das Problem ist bekannt: Wind und Sonne sind keine so kontinuierlichen Stromlieferanten wie etwa die einst den Standort Schwarze Pumpe prägende Braunkohle, mit deren Verstromung ja spätestens 2038 Schluss ist.

Für Cerenergy werden einzelne Speicherzellen zu Paketen und diese dann zu Modulen zusammengefügt. Altech spricht von zunächst hundert Megawattstunden pro Modul und Jahr. Und jährlich sollen in Schwarze Pumpe 10.000 Module entstehen. Gedacht ist allerdings auch schon – abhängig von der Nachfrage – an den Bau weiterer Produktionslinien bis hin zum Gigawatt-Bereich. Zum Vergleich: Die Akkufarm, die das Bergbauunternehmen Leag seit 2020 unter dem Namen Big Battery neben seinem Kohlekraftwerk am anderen Ende des Industrieparks betreibt, arbeitet mit nur 53 Megawattsunden Kapazität.

Solche Natrium-Nickel-Clorid-Zellen werden zu Paketen zusammengefasst, diese dann zu größeren Modulen, den Cerenergy-Akkus.
Solche Natrium-Nickel-Clorid-Zellen werden zu Paketen zusammengefasst, diese dann zu größeren Modulen, den Cerenergy-Akkus. © Foto: Fraunhofer IKTS

Hunderte Arbeitsplätze möglich

Für Altech liegen die Vorteile der Salz-Akkus gegenüber den herkömmlichen auf Lithium-Ionen-Basis auf der Hand: Cerenergy enthält keine brennbaren Bestandteile. Ein Einsatz soll bei Temperaturen zwischen -20 und 60 Grad Celsius möglich sein und damit in einem deutlich breiteren Spektrum. Nicht zuletzt sind die verwendeten Materialen leichter zu beschaffen und unterliegen nicht so großen Preisschwankungen. Ferner werden eine Lebensdauer von mindestens 15 Jahren sowie ein schnelleres Lade-Tempo versprochen. Die für Speicherung aufzuwendenden Kosten sollen alles in allem nur halb so hoch sein.

Platz für seine Pläne hat Altech genug. An der Südstraße im sächsischen Teil des Industrieparks, der auf der Grenze zu Brandenburg liegt, hat das Unternehmen der Gemeinde Spreetal zu Jahresbeginn rund 14 Hektar Land abgekauft. Schon damals hieß es, das reiche für mehr als für Silumnia Anodes. Eine Herausforderung allerdings dürfte die Personalausstattung werden. Seit ein paar Monaten arbeiten für Altech drei Männer am Anoden-Projekt. Es sollen jetzt drei weitere hinzukommen. Auf Basis vorsichtiger Schätzungen heißt es, wird alles umgesetzt, werde man wohl bei einer höheren dreistelligen Mitarbeiterzahl landen. Die Arbeitsagenturen Sachsen und Brandenburg sind informiert.