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Hoyerswerda
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Neue Ideen im alten Haus

Im kleinen Lieske, mitten im Lausitzer Seenland, hat die Unternehmerin Cornelia Schnippa eine neue Aufgabe gefunden – auch wegen Tante Anna.

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Gemeinsam in Lieske: Cornelia Schnippa schaut aus dem Fenster des Schrotholzhauses. Rechts ist Christoph Ruhland, links Inge Blümel mitsamt Geige.
Gemeinsam in Lieske: Cornelia Schnippa schaut aus dem Fenster des Schrotholzhauses. Rechts ist Christoph Ruhland, links Inge Blümel mitsamt Geige. © Foto: Angela Donath

Von Angela Donath

Lieske. Cornelia Schnippa ist in und um Hoyerswerda keine Unbekannte: Als Reichsfürstin von Teschen bereichert sie unsere Volksfeste und Märkte, man kennt sie als Gästeführerin in der Stadt oder im Lausitzer Seenland, viele kennen auch ihren Erlebnisbauernhof mit Alpakas in Tätzschwitz.

Ein weiteres Herzensprojekt verwirklicht Cornelia Schnippa in Lieske, nahe des Sedlitzer Sees: Seit 2017 engagiert sich die Sorbin für die Sanierung des ältesten Hauses im Ort, der rund 300 Jahre alten ehemaligen Schule. Es ist das einzige noch ursprünglich erhaltene Schrotholzhaus im Ort. Cornelia Schnippa kennt und liebt es seit Kinderzeiten. Der Vater nutzte für seine Tiere die Ställe dort – und da lebte Anna Buley, Tante Anna, wie sie von Cornelia und den Kindern des Ortes genannt wurde.

Vor zehn Jahren war das alte Haus noch in einem erbarmungswürdigen Zustand, sein Zerfall und damit das Vergessen drohte. Vergessen bedeutet in diesem Fall Verlust von Wissen um die frühere Bauweise, Verlust von Kindheitserinnerungen, von Brauchtum, vom Leben im sorbischen Dorf und nicht zuletzt vom Leben und Wohnen in einem Schrotholzhaus an sich. Denn in einem solchen Gebäude fühlen sich Wintertage lange nicht so kalt an, im Sommer hingegen ist es schön kühl.

Im Oktober 2017 gründete Cornelia Schnippa mit Heimatfreunden und Geschichtsinteressierten den Förderverein „HeimatHof Lieske“. Gemeinsam wurde nach Fördermöglichkeiten gesucht, um das alte Haus bewahren zu können. Inzwischen hat sich eine Menge getan. Es ist wieder wohnlich in Tante Annas Häuschen, das Dach ist dicht, die sind Wände ausgebessert, der Garten ist hübsch und gepflegt. Klar fehlt noch vieles, am meisten zeitgemäße Toiletten – und es fehlt ein bisschen am richtigen Leben im Haus.

Aber auch dafür hatte Cornelia Schnippa eine Idee. Immer auf der Suche nach Gleichgesinnten lernte sie am Rande eines Volksfestes Christoph Ruhland kennen. Der Senftenberger ist Chef von „Kicks & olbern“, einem Verein, der in informativer und unterhaltsamer Form landestypische Kultur vermitteln will. Er und seine Vereinsmitglieder bekennen sich ebenfalls zur Liebe zum sorbischen Brauchtum und so lag es auf der Hand, dass bald etwas Gemeinsames entstehen könnte. „Vor allem mit Kindern muss man was machen, sonst geht so viel Wissen der Vorfahren verloren.“ Darüber ist man sich einig. Mit Inge Blümel von der Domowina-Ortsgruppe Senftenberg fanden sie eine weitere Unterstützerin. Sie kann sorbische Lieder und Musik vermitteln, sie kennt sich mit Trachten und Roben aus und sie unterstützt bei der Erstellung eines Programms – eigens für Kinder.

Die drei denken an regionale Führungen, an Besichtigungen und Erzählungen, um das alte Schrotholzhaus und vieles mehr. Weil Lieske mit öffentlichen Verkehrsmitteln für Schülergruppen nicht einfach zu erreichen ist, werden sie ihr Wissen und ihre Kenntnisse auch direkt vor Ort in den Schulen anbieten.

Auf offene Ohren stieß man bereits in einer Grundschule in Senftenberg, erreicht werden sollen noch viele mehr. Weitere Kontakte wünschen sich die drei sehr.

Inhaltlich stehen folgende Themenschwerpunkte fest: Die Geschichte des alten Hauses wird im September, besonders zum Tag des offenen Denkmals am 8. September beleuchtet. Am 19. und 20. Oktober steht Erntedank im Vordergrund, am 16. und 17. November findet man sich in der Spinnte zusammen. Am 21./22. Dezember kommt das Christ- oder Bescherkind. Im Januar 2025 wird über die geheimnisvollen Rauhnächte erzählt. Alles kann am authentischen Ort in Lieske geschehen, aber die Vereinsmitglieder gehen außerhalb dieser Termine auch gern in die Schulen und Einrichtungen der Städte und Dörfer.

Cornelia Schnippa freut sich über die neue Zusammenarbeit, Christoph Ruhland und Inge Blümel sind gespannt, wie alles anlaufen wird. „Wenn wir auf Volksfesten unterwegs sind, sind die Gäste immer sehr aufmerksam und interessiert. Besonders Kinder stellen uns ganz viele Fragen“, so Ruhland. Auf Festen und Märkten können die Kontakte geknüpft werden oder eben zum Tag des offenen Denkmals in Lieske.