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Wenn Hunde zu Helfern werden

In Bernsdorf fand jüngst im Mehrgenerationenhaus (MGH) Unterricht für Hunde und deren Besitzer statt.

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Das sind Teilnehmer, Dozenten und Partner der Hundeschule „CaniCampus“ die von Monika Richter (Bildmitte) geleitet wird. Ihre angebotene Ausbildung zum Therapiehelfer findet teilweise im MGH Bernsdorf statt.
Das sind Teilnehmer, Dozenten und Partner der Hundeschule „CaniCampus“ die von Monika Richter (Bildmitte) geleitet wird. Ihre angebotene Ausbildung zum Therapiehelfer findet teilweise im MGH Bernsdorf statt. © Foto: Silke Richter

Von Silke Richter

Bernsdorf. Diese schicksalhafte Zeit hat das Leben von Silvana Schowtka sehr geprägt. Es gab aber auch schöne Momente. Zeiten, in denen der Schmerz etwas geringer, die Sorgen ein bisschen weniger und der Friede im Herzen etwas Raum und Zeit finden konnte. Die zweifache Mutter spricht offen über die Krebserkrankung ihres Mannes. Er verstarb im vergangenen Jahr zu Hause.

Bis zu seinem Tod war Rüde Kafka nicht nur ihr Familienhund, sondern Therapeut, Zuhörer, Seelsorger und Ansprechpartner gleichermaßen. „Kafka hat sich oftmals von allein zu meinem schwer kranken Mann gelegt. Ich weiß gar nicht, wie ich es richtig beschreiben soll. Unser Hund hat ihm positive Gefühle und viel Ruhe vermittelt. Das war deutlich zu spüren. Dafür bin ich sehr dankbar“, blickt die Zeißigerin zurück.

Ausbildung für Begleithund

Nachdem Silvana Schowtka vor einiger Zeit von der Möglichkeit einer Therapiebegleithundeausbildung erfahren hatte, stand für die zweifache Mutter schnell fest, dass dies eine wunderbare Chance für sie und ihren Hund sei. „Das ist eine tolle Sache und wird definitiv gebraucht. Denn spezifische Angebote gibt es hier in der Region viel zu wenig“, sagt die Zeißigerin, deren Sohn eine Trauergruppe für Kinder und Jugendliche in Senftenberg besucht, weil es bis dato in Hoyerswerda und Region keine gibt.

Hunde wirken wohltuend

Von der Notwendigkeit, ausgebildete Therapiehelfer zum Einsatz kommen zu lassen, ist auch Monika Richter überzeugt. Die 34-Jährige ist Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin, ehemalige Diensthundeführerin, begeisterte Hundesportlerin und Leiterin der zertifizierten Hundeschule „CaniCampus“ in Jannowitz bei Ruhland. Aus eigener Erfahrung weiß sie, welche wohltuenden Wirkungen Hunde auf kranke Menschen und ihre Angehörigen ausüben können. So entstand bei Monika Richter die Idee für Fachkräfte aus dem pädagogischen und medizinischen Bereich sowie Privatpersonen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, in Bernsdorf, dem Lausitzer Seenland sowie in den Regionen Oberspreewald-Lausitz und im Elbe-Elster-Kreis in Südbrandenburg eine zertifizierte Ausbildungsmöglichkeit zu schaffen. Das Ziel: Hunde in Kinder-, Senioren- oder Hospizeinrichtungen sowie in Schulen als Therapiehelfer einsetzen. Die Ausbildung ist in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus (MGH) Bernsdorf entstanden und ermöglicht den Teilnehmern die Spezialisierungen als Schul-, Besuchs-, Vorlese- und Krippenhund.

Im Juni hat die erste Ausbildung für vier zukünftige geeignete Therapiehelfer begonnen. Vor kurzem beschäftigten sich Silvana Schowtka und die anderen Teilnehmer mit der Theorie und der Praxis, absolvierten Unterrichtsstunden im MGH und besuchten unter anderem den Elbepark in Dresden, um realistische Bedingungen für das Training schaffen zu können. Immer mit dabei: ihre Hunde. Der zertifizierte Kurs wird von Monika Richter und ihrer Kollegin Jemima Pfefferle aus Baden-Württemberg geleitet, dauert sieben Monate, gliedert sich in verschiedene Module, begann mit einem Eignungstest, gefolgt von Präsenzunterricht im MGH Bernsdorf, Selbststudium, dem Schreiben einer Facharbeit sowie einer praktischen Prüfung.

Silvana Schowtka möchte nach Ausbildungsende mit ihrem Hund Kafka gern im Palliativ-Bereich tätig sein. Die 36-Jährige studiert momentan Soziale Arbeit und kann sich gut vorstellen, als Therapiehelfer ergänzend zum Einsatz zu kommen. „Hunde haben eine ganz besondere Aura. Schon beim Streicheln des Fells wird beim Menschen das Kuschelhormon freigesetzt. Zudem ist der Tod in unserer Gesellschaft leider immer noch ein Tabu-Thema“, sagt Silvana Schowtka, die bei den zukünftigen Einsätzen auch das Wohl ihres Hundes im Auge hat. So seien Therapiehunde keine Maschinen, die auf Knopfdruck funktionieren sollten. Wenn ihr Hund Kafka nicht zum Einsatz kommen kann, möchte die Zeißigerin auf ein Kuscheltier zurückgreifen, während ihr Hund alternativ „nur“ mit seiner Anwesenheit das Geschehen beobachtet.

Nächste Termine

Der nächste Kurs für Hundegestützte Pädagogik und Therapie ist bereits in Planung. Bei Interesse gibt es bei Monika Richter weitere Informationen.

Kontakt:
Monika Richter – „CaniCampus“
E-Mail: [email protected]
Telefon: 0162 5100360
www.canicampus.de