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Sieben Jahre mit Rosali

Sylvia Hübner hat mit ihrem Frühstückscafé in Hoyerswerda ihre Nische gefunden – die berufliche Neuorientierung war die richtige Entscheidung.

Von Juliane Mietzsch
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Sylvia Hübner betreibt ihr Café Rosali in der Altstadt von Hoyerswerda nun bereits seit sieben Jahren. Dort bietet sie nicht nur Kulinarisches an, auch der Großteil der Deko-Elemente kann käuflich erworben werden.
Sylvia Hübner betreibt ihr Café Rosali in der Altstadt von Hoyerswerda nun bereits seit sieben Jahren. Dort bietet sie nicht nur Kulinarisches an, auch der Großteil der Deko-Elemente kann käuflich erworben werden. © Foto: Juliane Mietzsch

Hoyerswerda. Es war im Januar 2017, als Sylvia Hübner das Ladengeschäft in der Hoyerswerda Kirchstraße gegenüber der Johanneskirche entdeckt hat. Und schon im August des gleichen Jahres hat sie an diesem Ort ihr Café Rosali eröffnet – spezialisiert auf Frühstücksangebote. So stand nun kürzlich das siebenjährige Bestehen ins Haus. „Wir konnten uns hier einen guten Kundenstamm aufbauen“, resümiert die Unternehmerin. Absehbar war das nicht unbedingt.

Denn anfangs habe sie viel Gegenwind erfahren, Zweifel am Erfolg des Konzeptes wurden laut. Aber das hat sich augenscheinlich als falsch erwiesen. „Nach etwa anderthalb, zwei Jahren war es geschafft“, meint Sylvia Hübner über die zu überstehende, kritische Anfangsphase. Wenn es in dieser Zeit nicht klappt, sollte man es eben seinlassen, ist ihre Überzeugung, an der sie sich auch messen lassen kann.

Neben den besonders treuen Kunden, die verschiedenen Generationen angehören, gibt es auch immer Laufkundschaft, die sich in dem Café niederlässt. Da ist einerseits die Johanneskirche als Anziehungspunkt, die von Fremden gerne aufgesucht wird, und andererseits sei in letzter Zeit allgemein ein höheres Touristen-Aufkommen zu spüren gewesen – besonders Radreisende fallen auf.

Doch nicht immer gelingt ein spontaner Besuch im Café Rosali, es wird viel mit Reservierungen gearbeitet. Der Platz im Gastraum und in der Küche ist schließlich begrenzt – da muss platz- und zeitsparend gearbeitet werden. Zwar wird immer vorgekocht und vorgebacken, doch angerichtet wird alles frisch und nach Bedarf. Da braucht es eben doch so seine Zeit, bis beispielsweise eine Gruppe bedient ist. Einst ging es mit einer Mitarbeiterin los, jetzt besteht das Team aus drei Teilzeitkräften.

Die eigene Note ist wichtig

Wie wichtig Sylvia Hübner die eigene Note in ihrem Café ist, bemerkt man schon, ohne das Rosali betreten zu haben. Da ist ein mit Sitzplätzen versehenes Schaufenster, das zum Raus- und auch eben Reinschauen einlädt. Die liebevolle Gestaltung der Räumlichkeit macht sich in vielen Details bemerkbar. So kann ein Teil der Ausstattung – wie Tassen, Teller, Schälchen in Regalen, Vasen sowie weitere dekorative Elemente – käuflich erworben werden.

Das war während der Pandemie-Einschränkungen auch ein Aspekt, der möglich war: Dekoverkauf, To-Go-Angebote, Plätzchen backen und ein Malwettbewerb waren Aktionen, die auch dazu dienten, nicht vergessen zu werden. „Ich habe nie gedacht, dass ich dadurch aufhöre oder nicht wieder aufmache“, lässt Sylvia Hübner einige Zuversicht erkennen. Und so kam es ja schließlich auch.

Der Zeitgeist schlägt sich bisweilen in dem Café nieder. Was gut ankommt, bleibt freilich auf der Karte und wird bei Bedarf neu arrangiert oder angerichtet, was alleine schon einen gewissen Effekt hat, wie die Café-Inhaberin weiß. Wird mal nach Espresso gefragt, muss sie zwar ablehnen, aber sie verweist dann gerne auf den „sehr guten“ Filterkaffee, den sie hat. Außerdem ist die Teekarte sehr umfangreich und saisonal werden auch schon mal Cocktails und Mocktails – ohne Alkohol – oder Glühwein und Punsch angeboten. Für die kleinen Gäste gibt es ein Kinderfrühstück und Suppen sind als Mittagsimbiss erhältlich. Selten sind sie vegan, aber häufig vegetarisch. Auch mit Hafermilch und glutenfreiem Brot und Brötchen wird auf besondere Ernährungsweisen Rücksicht genommen. Auch Saisonbrote, Eiskaffee und Eisschokolade gehört ab und zu zum Angebot.

Und freilich bietet die Frühstückskarte mit Porridge, Croissants, Müsli, Scones, Rührei, Spiegelei und weiteren klassischen Elementen sowie fertigen Zusammenstellungen und der Möglichkeit, selbst eine Auswahl zu treffen, eine große Vielfalt. Dabei ist Sylvia Hübner wichtig, dass die Produkte, die sie anbietet, handgemacht sind – wenn nicht von ihr, dann doch von einem ihrer Partner. Und wer diese Vielfalt mal außerhalb des Cafés genießen möchte, hat die Möglichkeit, einen Picknickkorb für zwei Personen zu bestellen.

Den richtigen Zeitpunkt

Heute hat die Selbstständige sogar noch mehr Freude an ihrem Job als am ersten Tag – schließlich lag da noch eine große Ungewissheit vor ihr, wie sich das Café entwickeln würde. Und so war die Entscheidung, ihren vorherigen Beruf im medizinischen Bereich aufzugeben, augenscheinlich die richtige. Und das kann auch für die Rückkehr in die Region gelten. Vor und nach der politischen Wende hat sie mit ihrer Familie in verschiedenen Regionen Deutschlands gelebt. Nach dem Auszug der Kinder sollte ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. 2010 zog es Sylvia Hübner zurück in die Lausitz – mit der Idee der beruflichen Neuorientierung. Ein Café schwebte ihr schon vor. Dabei war es ihr wichtig, den richtigen Zeitpunkt in ihrem Leben abzupassen – bevor es möglicherweise zu spät dafür ist.

Die ursprüngliche Idee, ein solches Café-Format eher auf dem Land zu etablieren, wurde verworfen. „Da braucht es noch viel mehr Durchhaltevermögen“, lautet das Argument. So fiel die Wahl auf die Hoyerswerdaer Altstadt, die nach Sylvia Hübners Meinung noch belebter und bespielter sein könnte. Weil das Café die Wiese der gegenüberliegenden Johanneskirche mit Sitzgelegenheiten bestücken und als Fläche nutzen darf, trägt sie zumindest ein bisschen dazu bei. Und dieses Fleckchen unter Bäumen, im Schatten hat sich schon als Lieblingsplatz der Kundschaft herausgestellt.

An vier Tagen in der Woche ist das Café geöffnet. Daneben fallen noch Bestellungen, Buchhaltung und weiteres an. Ihre Freizeit verbringt die Inhaberin gerne in ihrem großen Garten in Weißkollm oder mit der Familie. Schließlich hat sie sieben Enkelkinder.

Jetzt freut sich Sylvia Hübner auf den bevorstehenden Herbst. Diese Zeit mag sie ebenso wie den Anfang des Sommers, wenn draußen einige wärmende Sonnenstrahlen erwischt werden können.