Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Update Hoyerswerda

Schüsse im Wohngebiet: SEK-Einsatz hält Hoyerswerda in Atem

Die Polizei will in Hoyerswerda einen scheinbar harmlosen Fall klären – plötzlich fallen Schüsse. Spezialkräfte rücken an - und sind erfolgreich.

Von Sascha Klein
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ein Polizist geht in Richtung des Hauses, in dem der mutmaßliche Verdächtige lebt.
Ein Polizist geht in Richtung des Hauses, in dem der mutmaßliche Verdächtige lebt. © Foto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. Dienstagmittag in Hoyerswerda: Es ist kurz vor dem Mittagessen. Plötzlich nähern sich mehrere Polizeifahrzeuge dem Hoyerswerdaer Wohnkomplex VIII. Die Beamten haben ein Ziel: eine Wohnung in der Schöpsdorfer Straße.

Wenige Minuten später hören die anrückenden Polizisten Schüsse. Sie wissen: Jetzt müssen Spezialkräfte angefordert werden. Sie ziehen sich erst einmal zurück. Ein Teil des Straßenzugs wird abgeriegelt.

Was passiert ist: Die Beamten hatten von Zeugen einen Hinweis bekommen. In einem Wohnblock in der Schöpsdorfer Straße soll ein 33-jähriger Deutscher wohnen, der offenbar bereits mehrfach mit einem Gewehr – die Polizei vermutet, dass es ein Luftdruckgewehr ist – auf Tiere geschossen haben soll. Diesem Verdacht sollen die Beamten nachgehen.

Die Polizei hat einen Teil der Schöpsdorfer Straße in Hoyerswerda abgerigelt.
Die Polizei hat einen Teil der Schöpsdorfer Straße in Hoyerswerda abgerigelt. © Foto: Mirko Kolodziej

Wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagt, seien die Beamten gerade auf dem Weg zur Wohnung der verdächtigen Person gewesen, als sie Schüsse gehört haben. Aufgrund der unklaren Sachlage hätten sich die Polizisten laut Angaben der Pressestelle der zuständigen Polizeidirektion Görlitz zunächst einmal zurückgezogen.

Polizei fordert Spezialkräfte an

Dann ist laut Polizei entschieden worden, Spezialkräfte zu dem Einsatz hinzuzuziehen. Auf den Weg nach Hoyerswerda haben sich schließlich „lebEl“-Kräfte gemacht. Die Abkürzung steht für „lebensbedrohliche Einsatzlagen“. Diese Einheiten gibt es seit 2017 in Sachsen. Sie sind laut Polizeiangaben für Amok- und Terrorszenarien besonders geschult und besser ausgerüstet als Polizisten im Streifendienst. Im Ernstfall sollen sie die zeitliche Lücke bis zum Eintreffen des Spezialeinsatzkommandos füllen, die Lage sondieren und wenn nötig auch klären, so die Polizei.

Diese „lebEl“-Einsätze sind in Hoyerswerda kein Einzelfall. Erst am 24. Juni dieses Jahres ist diese Sondereinheit zuletzt in Hoyerswerda im Einsatz gewesen. Damals hatten die Beamten einen 39-Jährigen in der Frederic-Juliot-Curie-Straße festgenommen. Zuvor hatte der Mann Passanten verbal bedroht und dabei eine Stichwaffe in der Hand gehalten. Später lief er durch die Stadt und ließ die Waffe schließlich fallen.

Doch an diesem Dienstag in der Schöpsdorfer Straße können die Spezialisten der „lebEl“-Einheit den Verdächtigen nicht stoppen. Die Polizei habe zunächst nicht eingegriffen, teilt die Pressestelle auf Nachfrage mit. Der 33-Jährige sei weiterhin in seiner Wohnung.

Die Beamten würden auf Nummer sicher gehen, heißt es seitens der Polizeidirektion Görlitz. Deshalb haben die Verantwortlichen jetzt die nächste Spezialeinheit der sächsischen Polizei zu Hilfe gerufen: das Spezialeinsatzkommando des Landeskriminalamtes.

33-Jähriger in Gewahrsam

Dann geschieht lange nichts - bis kurz vor 16 Uhr. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Um 15.45 Uhr gehen nacheinander "lebEl"-Kräfte und SEK-Mitarbeiter in das betreffende Haus. Erst hört man das Kläffen eines Hundes, anschließend knallt es genau 17-mal. Offensichtlich haben Polizeikräfte die Wohnungstür geöffnet.

Zugriff: Gegen 16.10 Uhr führen Polizeibeamte den Verdächtigen aus dem Wohnhaus.
Zugriff: Gegen 16.10 Uhr führen Polizeibeamte den Verdächtigen aus dem Wohnhaus. © Foto: Mirko Kolodziej

Um 16.10 Uhr entspannt sich die Lage im Hoyerswerdaer WK VIII: Die Polizeikräfte haben einen Mann festgenommen. Er leistete keinen Widerstand, wie die Polizei informiert. Verletzt wurde niemand. Da der Tatverdächtige gesundheitliche Beschwerden geltend machte, brachten ihn Rettungskräfte zur weiteren Untersuchung in ein Krankenhaus. Als er abgeführt wurde, ist er an den Handgelenken gefesselt, trägt ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jogginghose. Nach Beendigung der Untersuchung wurde der Tatverdächtige erkennungsdienstlich behandelt.

Derweil durchsuchten Polizeibeamte die Wohnung des Tatverdächtigen sowie den Außen- und Grünbereich des Wohnobjektes. Dabei fanden sie eine Soft-Air-Waffe. Die Durchsuchungsmaßnahmen dauerten in den späten Nachmittagsstunden an. Der örtliche Kriminaldienst führt die weiteren Ermittlungen wegen des Verdachtes von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz.